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Bereits verlegte Stolpersteine



Jenni Kahn (geborene Pincus) * 1877

Isestraße 98 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1942 Theresienstadt
1944 Auschwitz
ermordet

Weitere Stolpersteine in Isestraße 98:
Emma Cohn, Anna Friedmann, Sallo Friedmann, Amalie Hirschel, Johannes Kahn

Jenni Kahn, geb. Pincus, geb. 10.3.1877 in Hamburg, am 19.7.1942 deportiert nach Theresienstadt, am 15.5.1944 weiter deportiert nach Auschwitz
Johannes Kahn, geb. 13.12.1870 in Hamburg, am 19.7.1942 deportiert nach Theresienstadt, dort am 1.3.1944 verstorben

Jenni und Johannes Kahn wurden beide in Hamburg geboren. Sie waren seit 1898 verheiratet und wahrscheinlich evangelisch getraut. Jenni, vielleicht auch beide, gehörten der evangelischen Kirche an. Weil sie nach den "Nürnberger Gesetzen" als Juden galten und deshalb Mitglieder der "Reichsvereinigung der Juden in Deutschland" werden mussten, traten sie im November 1939 deren Bezirksstelle bei, der Jüdischen Gemeinde Hamburg.

Jenni und Johannes Kahn hatten zwei Töchter. Die Ältere, Margot, geboren 1899, wanderte 1938 mit ihrem "arischen" Verlobten über Dänemark in die USA aus. Ihre zwei Jahre jüngere Schwester lebte 1938 noch bei den Eltern, heiratete aber wohl noch Ende des Jahres und zog nach Riga. Über ihr Schicksal wissen wir nur aus den Angaben ihrer Schwester in der Wiedergutmachungsakte, dass sie die Schoah nicht überlebte.

Johannes Kahn war Kaufmann. Ihm gehörte die Firma M. Blümer & Co. in der Kleinen Reichenstraße, ein Betrieb für die Ein- und Aus­fuhr sowie die Fabrikation konservierter Eiprodukte.

Am 7. Oktober 1938 füllte Johannes Kahn den "Fragebogen für Auswanderer" für die Oberfinanzdirektion aus. Er beabsichtigte eine "Informationsreise" nach New York, um festzustellen, ob er sich dort eine Existenz aufbauen konnte. Sollte die Reise erfolgreich verlaufen, wollte er mit seiner Frau und seiner Tochter Doris auswandern.

Eine Woche später musste er mitteilen, dass sich seine Firma in Liquidation befand. Vermutlich handelte es sich um die "Arisierung". Sein Vermögen wurde unter "Sicherheitsanordnung" gestellt, d. h., seine Konten waren gesperrt und er bekam einen monatlichen Verfügungsbetrag vorgeschrieben. Zusätzliche Ausgaben musste er extra beantragen.

Auf den ersten Anträgen war noch die Adresse in der Agnesstraße angegeben, wo die Familie gemeinsam gelebt hatte. Jetzt setzte eine Wanderung durch mehrere Unterkünfte ein. Zuerst zog das Ehepaar im April 1939 noch in eine eigene Wohnung in der dritten Etage in der Isestraße 98. Im Oktober vermieteten Kahns ein Zimmer. Die 45 RM Miete nützten ihnen allerdings nichts, auch sie mussten auf das Sperrkonto überwiesen werden.

Bis Juli 1941 tauchen immer wieder Anträge für Geldbewilligungen im Zusammenhang mit Auswanderungsplänen auf. Warum die Pläne sich zerschlugen, ist nicht zu erkennen.

Am 23. August 1941 meldete Johannes Kahn dann pflichtgemäß den Umzug in die Heilwigstraße – zur Untermiete, ein halbes Jahr später an den Eppendorfer Baum.

Zuletzt mussten Johannes und Jenni Kahn in die Grindelallee 101 ziehen. Mit dem Transport am 19. Juli 1942 wurden sie nach Theresienstadt ge­bracht. Dort starb Johannes Kahn am 1. März 1944, 74 Jahre alt. Jenni Kahn kam am 15. Mai 1944 mit dem Transport Dz nach Auschwitz und wurde dort ermordet.

© Christa Fladhammer

Quellen: 1; 2; 8; AfW 171199.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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