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Helene Rabi (geborene Aron) * 1879

Brahmsallee 16 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1941 Minsk

Weitere Stolpersteine in Brahmsallee 16:
Charlotte Bravo, Ruth Isaak, Hanna Isaak, Michael Isaak, Pauline Isaak, Daniel Isaak, Betty Jacobson, Recha Nathan, Max Warisch

Helene Rabi, geb. Aron, geb. am 19.1.1879 in Hamburg, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk

Brahmsallee 16

Helene Rabi war die Schwester von Charlotte Bravo. Die Beiden, Töchter von Abraham und Judith Aron, lebten bis zu ihrer Verheiratung zusammen mit ihren Eltern unter der Adresse Rutschbahn 25. Helene wuchs mit ihren beiden jüngeren Geschwistern, Charlotte und Siegmund, in einer bewusst religiös sephardischen Familie auf. Über Helenes Bildungsweg wissen wir nichts, auch nicht, ob sie wie Charlotte einen "weiblichen" Beruf erlernte. Wir erfahren auch nicht, wie die Bekanntschaft mit ihrem späteren Ehemann, David Rabi, zustandekam.

David Rabi stammte aus Zmigrod (deutsch Schmiedeburg), das heute Nowy Zmigrod heißt, zur polnischen Woiwodschaft Vorkarpaten gehört und im Bezirk Laslo liegt. Seit 1410 existierte in Zmigrod eine Jüdische Gemeinde, die eine Synagoge, einen jüdischen Friedhof und eine jüdische Lehrschule, eine Jeshiwa, besaß. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts hatte der Rabbi von Zmigrod für die Jüdischen Gemeinden im Umkreis großes Gewicht. Dann begann die jüdische Bevölkerung aus den ländlichen Regionen in die Städte abzuwandern, zunächst in die Kreisstadt Laslo. Später emigrierten ganze Familien in die USA. Die stärkste Abwanderungswelle setzte infolge des Ersten Weltkriegs ein, als auch David Rabi in Hamburg Arbeit fand.

David Rabi wohnte zunächst in der Rappstraße 7 zur Untermiete. 1917 eröffnete er in der Rutschbahn 6 eine Sackhandlung mit Lager in Altona. Am 26. Mai 1922 heiratete er die neun Jahre ältere Helene Aron und zog mit ihr ungefähr gleichzeitig mit dem 1924 getrauten Paar Abraham Haim und Charlotte, geborene Aron, in eine Wohnung Rutschbahn 25. Seit diesem Jahr firmierte Rabi hier als "Kaufmann".

Unter der gleichen Adresse lebten auch beide Eltern Aron. Vier Enkel führte der Sohn, Helenes und Charlottes Bruder Siegmund, den Großeltern zu. Die Ehen beider Schwestern blieben kinderlos. Helenes Ehe dauerte nicht lange. Schon 1928 starb David Rabi im Alter von 40 Jahren. Als Witwe blieb Helene bis nach dem 1936 erfolgten Tod ihres Vaters bei ihren Eltern. Ihren Unterhalt verdiente sie durch Zimmervermietung. Als auch der Ehemann von Charlotte starb, zogen die Schwestern 1939 in die Brahmsallee 16, zuerst noch gemeinsam mit ihrer Mutter Judith Aron, bis diese in das "Siechenheim" der Jüdischen Gemeinde Schäferkampsallee 29 zog. Laut Kultussteuerkarteikarte wohnte Charlotte zur Untermiete bei Helene. Jedoch war die Mietform den Schwestern weniger wichtig als ihr Zusammenleben. Die drei verwitweten Frauen besaßen keinerlei Vermögen. Da sie von der Gemeinde keine Unterstützung erhielten, ist anzunehmen, dass Siegmund Aron mit für den Unterhalt seiner Mutter und seiner Schwestern aufkam. Vorerst bezog er noch ein ungeschmälertes Einkommen als Angestellter bei der Bank M.M. Warburg. Als der Druck durch die nationalsozialistischen Schikanen immer größer wurde, gelang es ihm, seine Kinder nach England in Sicherheit zu bringen. Den erwachsenen Familienmitgliedern glückte die Ausreise nicht. Siegmund Aron und seine zweite Ehefrau bekamen am 25. Oktober 1941 den Befehl zur Ausreise nach Lodz. Baszion Aron wurde am 23. September 1942 aus dem Getto "ausgewiesen" und im Vernichtungslager Chelmno/Kulmhof ermordet. Zu diesem Zeitpunkt lebte ihr Ehemann Siegmund bereits nicht mehr. Er starb im Getto am 4. September 1942 an "Herzmuskelentartung". Helene und Charlotte Aron wurden einen Monat nach ihrem Bruder und seiner Frau am 18. November 1941 dem zweiten von Hamburg nach Minsk bestimmten Transport zugeteilt. Ihr weiteres Schicksal bleibt im Dunkeln.

Stand: September 2016
© Inge Grolle

Quellen: 1; 4; Hamburger Adressbücher http://agora.sub.uni-hamburg.de, Zugriff am 20.10.2013; s. Biographische Spurensuche Charlotte Bravo (Stolperstein Brahmsallee 16); Achiwum Panstwowe w Lodz v. 9.1.2015.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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