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Herbert Krohn * 1912

Kreuzweg 7 (Hamburg-Mitte, St. Georg)


HIER WOHNTE
HERBERT KROHN
JG. 1912
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET 7.9.1942

Herbert Krohn, geb. 25.2.1912, inhaftiert 1937, gestorben am 7.9.1942 im KZ Auschwitz

Kreuzweg, neben Hausnummer 7 (früher Kreuzweg 21)

Herbert Krohn gehörte zu den emanzipierten Homosexuellen, die auch gegenüber der Polizei selbstbewusst zu ihren gleichgeschlechtlichen Neigungen standen. Er wurde 1912 in Hamburg geboren. Nach einer Verkäuferlehre wechselte er 1932 ins Gastgewerbe. Zunächst fand er eine Anstellung als Kellner in den "Eilbeker Bürgersälen", die in der noch jungen Homosexuellenszene der Weimarer Republik ein Inbegriff von Freizügigkeit und Unterhaltung waren. Hier feierten homosexuelle Frauen und Männer auch Kostümfeste und Maskeraden.

Seit seinem 18. Lebensjahr verkehrte Herbert Krohn in einschlägigen Lokalen wie "Moni’s Deutsche Porterstuben" (Rostocker Straße 8), "Goldene 13" (Koppel 13) und "Tuskulum" (Baumeisterstraße 17/Ecke Hansaplatz) und knüpfte sexuelle Kontakte am Bismarckdenk­mal und in den Wallanlagen. Bereits 1929 wurde die Kriminalpolizei auf ihn aufmerksam, was zunächst ohne Konsequenzen blieb. Allerdings war er als Homosexueller registriert worden. Nach dem Machtantritt Hitlers erhielt er im Juni 1933 von der Polizei ein Aufenthaltsverbot für "Homosexuellenlokale, Bedürfnisanstalten, öffentliche Anlagen und die Bahnhöfe". Dieses Verbot war praktisch nicht umsetzbar, ohne gänzlich auf die Auslebung seiner Sexualität zu verzichten. So war es vorhersehbar, dass Herbert Krohn früher oder später in die Fänge der NS-Verfolger geraten würde. 1937 erfolgte seine erste Festnahme, vom 28. August 1937 bis 25. Februar 1938 befand er sich als polizeilicher "Schutzhäftling" im KZ Fuhlsbüttel. Von dort wurde er einen Tag später als "Vorbeugungshäftling" ins KZ Sachsenhausen verbracht, wo er bis zum 17. März 1939 inhaftiert war.

In seiner Funktion als Blockschreiber im KZ lernte Herbert Krohn den Blockältesten Martin Schneider kennen. Sie freundeten sich an und gingen eine sexuelle Beziehung ein, die nach drei Monaten aufflog. Daraufhin erhängte sich Martin Schneider. Herbert Krohn wurden im Prozess auch gleichgeschlechtliche Beziehungen zu anderen Männern zur Last gelegt. Ungünstig auf das Strafmaß wirkte sich zudem aus, dass er 1939 von einem Strichjungen im Polizeiverhör als Sexualpartner benannt worden war.

Vom 17. März bis zum 27. April 1939 befand sich Krohn in Hamburg in Polizei- und Untersuchungshaft. Am 24. April 1939 wurde ihm vor dem Amtsgericht Hamburg der Prozess gemacht. Das Urteil: ein Jahr Gefängnis wegen fortgesetzten Vergehens nach § 175 RStGB. Das Gnadengesuch seines Vaters blieb erfolglos. Nach seiner Strafverbüßung am 16. März 1940 wurde er der Kriminalpolizei Hamburg überstellt und wahrscheinlich über das Polizeigefängnis Hütten erneut ins KZ Sachsenhausen verbracht. Für den 5. April 1940 liegt ein erster Nachweis über seinen dortigen Aufenthalt vor. Einen Tag später, am 6. April 1940 wurde Herbert Krohn ins KZ Flossenbürg überführt. Er gehörte zu einer Gruppe von über 800 Gefangenen, die der erste größere "bunt gemischte" Zu­gang aus Sachsenhausen war. Bis dahin war Flossenbürg ein nahezu ausschließlich reichsdeutsches und "grünes" Lager gewesen. Krohn wurde unter der Häftlingsnummer 1897 der Kategorie "BV§" (Berufsverbrecher, Homosexueller) zugeordnet und im Block 10 untergebracht. Am 27. Juli 1942 gehörte er zu 45 Vorarbeitern (Kapos), die ins KZ Auschwitz überstellt wurden. Herbert Krohn kam am 7. September 1942 in Auschwitz zu Tode.

© Bernhard Rosenkranz/Ulf Bollmann

Quellen: StaHH, 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, 3400/39; StaHH, 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Ablieferung 2, 451 a E 1, 1 b; StaHH, 242-1II Gefängnisverwaltung II, Ablieferungen 13 und 16; Archiv des Internationen Suchdienstes Bad Arolsen, Totenbuch Auschwitz, Sterbeverzeichnis Nr. 28725/42. Joachim Müller/Andreas Sternweiler, Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen, Berlin 2000, S. 40; E-Mail von Johannes Ibel, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg an Dr. Beate Meyer, 15.1.2009.

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