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Bereits verlegte Stolpersteine



Hans Redlich * 1887

Moltkestraße 47 a (Eimsbüttel, Hoheluft-West)


HIER WOHNTE
HANS REDLICH
JG. 1887
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Moltkestraße 47 a:
Leopold Meier, Therese Meier, Georg Neumark, Blanka Redlich

Blanka Frieda Redlich, geb. Neumark, geb. am 25. Juli 1905 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk

Moltkestraße 47a und Bundesstraße 78 (Gymnasium Emilie-Wüstenfeld)

Hans Fritz Redlich, geb. am 6.10.1887 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Georg Siegfried Neumark, geb. am 26.02.1931 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk

Moltkestraße 47a

Blanka Frieda Redlich kam am 25.7.1905 in Hamburg als ältestes von drei Kindern des Ehepaares Alfred (geb. 2.8.1877) und Helene (geb. 2.7.1875) Neumark, geb. Nathan, zur Welt. Sie hatte zwei jüngere Geschwister, Alice (geb. 26.6.1907) und Karl Neumark (geb. 29.3. 1909). Die Familie lebte im Haus Schwanenwik 27, das sich im Hamburger Stadtteil Uhlenhorst direkt an der Alster befand. Hier hatte sie eine Fünfzimmerwohnung gemietet, in der die Kinder eine gutbürgerliche Kindheit mit Dienstmädchen verlebten. Nachdem Alfred ca. 1932/33 seine Arbeit bei der Firma Seligmann und Mündheim wegen deren Liquidation verlor, musste die Familie zur Untermiete in die Schlüterstraße 9 ziehen.

Erst seit den späten 1920er Jahren finden sich Notizen über Blankas Leben bzw. ihren Beruf in den Akten des Staatsarchivs Hamburg. Ihre Schwester, Alice Neumark, gab in den 1960er Jahren in ihrem Wiedergutmachungsantrag an, Blanka sei zuerst auf die Mittelschule und danach auf die "Handelsschule Grone" gegangen. Blanka Redlich war als Verkäuferin für unterschiedliche Unternehmen bzw. Arbeitgeber tätig. Sie arbeitete seit dem 15. November 1927 für knapp zwei Jahre als Verkäuferin bei Hans Seul, einem Geschäft für Küchengeräte, danach mehr als zwei Jahre (vom 1. März 1929 bis zum 31. Dezember 1931) in der Grindelallee bei Trenner, ebenfalls einem Fachgeschäft für Küchengeräte. Während dieser Zeit kam am 26.2.1931 Blankas unehelicher Sohn Georg Siegfried in Hamburg zur Welt.

Der Vater des Kindes war der fünf Jahre jüngere Willy Bauer, vermutlich ebenfalls jüdischer Herkunft. Obwohl er noch bei seinen Eltern "in günstigen Verhältnissen" (so Alfred Neumark) wohnte, bezahlte er keinen Unterhalt für sein Kind – in einer Zeit, in der sich die Familie Neumark in finanziellen Schwierigkeiten befand. Aus den Akten geht hervor, dass das Verhältnis zwischen Blanka Redlich und Willy Bauer sehr problematisch war. Willy Bauer war zwar der Erzeuger des Kindes, nicht aber dessen Vormund; hierzu wurde Blankas Vater Alfred Neumark bestellt.

Kurz nach der Geburt ihres Sohnes erlitt Blanka eine schwere Blinddarmentzündung und wurde am 6. Oktober 1931 deswegen ins Krankenhaus Siloah gebracht. Sie befand sich in Lebensgefahr. 1932 war Blanka für achteinhalb Monate unbeschäftigt. Anschließend wurde sie bei der Firma "Daniel Gutter", Danzigerstraße, eingestellt, wo sie monatlich 60 Reichsmark (RM) verdiente. Dort arbeitete sie bis zum 31. Januar 1933.

Alice Neumark erinnerte sich später daran, dass Blanka aus "rassischen Gründen" gekündigt worden sei. Einige Zeit später fand sie eine neue Anstellung, ebenfalls als Verkäuferin, im Verkaufshaus "Zenkum", wo sie vom 11. Mai 1935 bis zum 31. Mai 1936 beschäftigt war. Danach fand sie als private Haushaltsgehilfin bei Dr. Wolff eine neue Arbeit, wo sie vier Monate blieb. Ihre letzte Anstellung war für anderthalb Monate beim Verkaufshaus "Ewo", von wo sie am 24. Dezember 1936 aus dem Erwerbsleben ausschied. Blanka Neumark stellte zwischen 1932 und 1937 immer wieder Anträge auf Arbeitslosen- bzw. Krisenunterstützung, denn das Einkommen ihres Vaters reichte nicht für den Unterhalt der sechsköpfigen Familie.

Vermutlich 1937 heiratete Blanka Neumark den 18 Jahre älteren Chemikalienmakler Hans Redlich (geb. 6.10.1887). Das Ehepaar zog in eine gemeinsame Wohnung Beim Hirtenkaten 8. Georg blieb jedoch bei den Großeltern in der Schlüterstraße, da Alfred Neumark sein gesetzlicher Vormund war. Das Ehepaar Redlich zog 1939 in die Borgfelder Straße 66, später in die Klosterallee 4 und schließlich am 1. März 1940 in die Moltkestraße 47a in Hoheluft (bei Bernthal) zur Untermiete. Von dieser Adresse aus wurden Blanka und Hans Redlich am 8. November 1941 nach Minsk deportiert. Hans Redlich stand ursprünglich nicht auf der Deportationsliste, sondern meldete sich freiwillig zur "Evakuierung", da er sonst allein in Hamburg zurückgeblieben wäre.

Im September 1941 konnten Alfred, Helene und ihr Sohn Karl nach Argentinien auswandern. Zu dieser Zeit hatten sie in einer Wohnung im Schlüterweg 9 gewohnt. Blanka Redlich versuchte vergeblich, vom Vermieter eine halbe Monatsmiete ihrer Eltern erstattet zu bekommen. Der Vermieter Gustav Quarck behauptete, die Wohnung wäre völlig verwanzt und er sei gezwungen gewesen, sie von einem Kammerjäger ausräuchern zu lassen.

Die Großeltern wanderten ohne den Enkel Georg aus, den sie bei seiner Mutter Blanka in Hamburg zurückließen.

Georg Neumark wurde mit seiner Mutter Blanka Redlich und seinem Stiefvater Hans Redlich nach Minsk deportiert. Georgs Stolperstein lag zunächst irrtümlich in der Grindelallee 21/23, wurde 2012 jedoch in die Moltkestraße 47a verlegt.

Blankas Schwester Alice ging in den 1930er Jahren nach Frankreich, wurde von Paris aus in das Konzentrationslager Gurs deportiert, von dort entlassen und konnte bis Kriegsende mit gefälschten Papieren in Montauban untertauchen. Nach Kriegsende ging sie nach Argentinien und stellte von dort aus in den 1950er und 1960er Jahren Wiedergutmachungsanträge für ihre ermordete Schwester und ihren Vater.

Alfred Neumark starb am 29.10.1952 in Buenos Aires, Helenes Sterbedatum kennen wir nicht. Karl heiratete dort und ist mittlerweile ebenfalls verstorben.

© Nelly Birgmeier, Anika Reineke (leicht überarbeitet v. B. Meyer)

Quellen: 1; 4; StaH, N 915, Fürsorgeakten für die Familie Neumark, in: StaH, 351-11, Amt für Wiedergutmachung, Abl. 2008/1, 26607 Neumark Alice; StaH, 351-11, Amt für Wiedergutmachung, Abl. 2008/1, 26607 Neumark Alice; StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, 992 e 1, Bd. 2, Transportlisten der deportierten Hamburger Juden, Transport nach Minsk am 8.11.1941; StaH 621-1/85, 414 Konsulent Walter Schüler; Schriftliche Auskunft vom 26.1.2008 von Hildegard Thevs.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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