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Heinrich Klafack * 1878

Störtebekerweg 81 (Harburg, Neugraben-Fischbek)


HIER WOHNTE
HEINRICH KLAFACK
JG. 1878
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 1934
ZUCHTHAUS RENDSBURG
ERMORDET 20.5.1936

Heinrich Klafack, geb. 2.3.1878 in Niestedt bei Dannenberg, am 20.5.1936 im Zuchthaus Rendsburg umgekommen

Stadtteil Neugraben, Störtebekerweg 81

Der Arbeiter Heinrich Klafack kam um 1900 nach Harburg und heiratete Hansine Petersen, geb. am 6.8.1878 in Hadersleben. Sie hatten zwei Söhne, den späteren Tischler Hans Klafack, geb. am 3.5.1903 in Harburg, und den späteren Maurer Walter Klafack, geb. am 12.7. 1909 in Harburg. Hans Klafack wanderte im März 1928 nach Nordamerika aus. Walter Klafack wohnte 1930 kurzzeitig in Fleestedt, zog aber dann in die Maretstraße zurück.

Die Familie lebte in der Mittelstraße 68 (1914, heute Beckerberg), später im Eckhaus Hohe Straße/Maretstraße (Südwestecke, Adresse Maretstraße 68) in einer Parterrewohnung zur Hohen Straße hin. Das Adressbuch von 1934 weist Heinrich Klafack als Eigentümer des Hauses aus.

Heinrich Klafack war Kommunist. Als sich die Errichtung der NS-Diktatur abzeichnete, traten einige wenige Kommunisten in die deutschnationale Partei (DNVP) oder sogar in die SA ein, um die Absichten des politischen Gegners auszukundschaften. Auch Heinrich Klafak wurde vermutlich Ende 1932 Mitglied der DNVP. Als Hausbesitzer war er unverdächtig, politisch links zu stehen.

1933 stellte das Ehepaar die Wohnung in der Maretstraße für illegale Treffs der KPD und 1934 auch für einen Druckapparat zur Verfügung. Maschine und Setzbuchstaben besorgte der Sozialdemokrat Otto Dennstedt, der selbst eine Druckerei in Harburg in der Lämmertwiete besaß. Hier wurden illegale Zeitungen wie die "Norddeutsche Zeitung", Flugblätter und Streuzettel gedruckt.

1934 erwarben die Klafacks ein Haus in Neugraben am heutigen Störtebekerweg 81, damals Gemeinde Fischbeck-Neugraben, Haus Nr. 152 (Straßennamen gab es dort damals nicht). Sie bezogen es am 14. März. Im Keller stand die Druckmaschine. Nun wurden die illegalen Materialien hier gefertigt, auch 3000 Exemplare der illegalen "Hamburger Volkszeitung" für die KPD-Bezirksleitung Wasserkante.

Bei der Verhaftungswelle im Sommer 1934 gegen den KPD-Unterbezirk Harburg-Wilhelmsburg entdeckte die Harburger Gestapo die Druckerei und nahm Hansine und Heinrich Klafack fest. Sie schrieb in einem "Sonderbericht" über Aktionen gegen die illegale KPD am 17. August 1934: "Mit welcher Tatkraft und Umsicht die Partei gearbeitet hat, ist insbesondere daraus zu ersehen, dass sie aus den Beitragsgeldern, dem Verdienst aus den verkauften Zeitungen sowie freiwilligen Spenden durch eine Mittelsperson in Neugraben (Landkreis Harburg) ein Haus hat kaufen lassen. In diesem Hause, welches als vollständige Druckerei für die Partei eingerichtet werden sollte, wurden drei Kästen mit Drucktypen beschlagnahmt."

Im Frühjahr 1935 wurde Heinrich Klafack wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu einer hohen Zuchthausstrafe verurteilt. Er kam ins Emslandlager Walchum. Obwohl dieses Lager inzwischen der Justizverwaltung unterstellt war, herrschten dort Verhältnisse wie in einem KZ. Am 20. Mai 1936 starb er im Zuchthaus Rendsburg, nähere Umstände seines Todes sind nicht bekannt.

© Hans-Joachim Meyer

Quellen: VVN-BdA Harburg (Hrsg.), Die anderen, s. Personenverzeichnis; VVN-BdA Harburg (Hrsg.), Stumme Zeugen, s. Personenverzeichnis; StaH, 332-8 Meldewesen, A46; StaH, Adressbücher Harburg-Wilhelmsburg und Hamburg; SAPMO BA, Kop. Gedenkstätte Ernst Thälmann in Hamburg; Internationaler Suchdienst Arolsen; Abschlussbericht; Totenliste VAN.

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