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Bruno Meisel * 1883

Alsterdorfer Straße 113 (Hamburg-Nord, Winterhude)

Zuchthaus Brandenburg-Görden
ermordet 13.11.1944

Bruno Meisel, geb. 14.7.1896 in Klosterbuch/Sachsen, enthauptet am 13.11.1944 in Brandenburg

Bruno Meisel wurde als Sohn des Waldarbeiters Hermann Meisel und seiner Frau Pauline, geb. Salzmann, geboren. Er erlernte den Beruf des Schlachters, wurde aber bald nach Ende seiner Ausbildung als Soldat in den Ersten Weltkrieg geschickt. An der Front in Russland lernte er einige Mitglieder der organisierten Arbeiterbewegung kennen. Er fuhr als Schiffskoch zur See und arbeitete ab 1924 in Hamburg als Ladenmeister in der Konsumgenossenschaft Produktion. 1927 heiratete er seine Frau Anna, geb. Vernikel, im November 1928 kam der Sohn Hermann zur Welt. Die Familie lebte in der Alsterdorfer Straße in Winterhude.

Nach dem Ersten Weltkrieg war Bruno Meisel zunächst in die Gewerkschaft eingetreten. 1927 schloss er sich der KPD an und engagierte sich in der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition (RGO). 1932 konnte er eine Reise in die Sowjetunion unternehmen. Nach Hitlers Machtübernahme 1933 half er bei der Verbreitung der nun illegalen Zeitungen von KPD und RGO. Eine erste Verhaftung 1934 führte in Hamburg zu einer Verurteilung zu zwei Jahren Gefängnis wegen Vorbereitung zum Hochverrat. Die Haft verbrachte er in der Strafanstalt Fuhlsbüttel. Nach seiner Entlassung stand er unter Aufsicht der Gestapo und blieb zunächst ohne Arbeit. Später war er als ungelernter Arbeiter in einer Gummifabrik tätig; erst 1940 fand er wieder eine Anstellung in seinem Beruf als Ladenmeister bei dem Fleischwarenhersteller Schrader.

Aufgrund der Denunziation einer Kollegin wurde Bruno Meisel nach den Bombenangriffen auf Hamburg 1943 erneut verhaftet – im späteren Urteil des Volksgerichtshofes heißt es dazu, er habe "durch kommunistische Hetzreden gegenüber zwei ihm unterstellten Verkäuferinnen versucht ..., deren Willen zur nationalen Selbstbehauptung zu zersetzen". Er wurde von Hamburg nach Potsdam überstellt und dort am 13. Oktober 1944 zum Tode verurteilt. Genau einen Monat später wurde Bruno Meisel in Brandenburg-Görden enthauptet.

Der Sohn Hermann besuchte den "Oberbau" der Schule Meerweinstraße (damals "Hans-Schemm-Schule" genannt) und machte einen Realschulabschluss. Nach Ansicht seines Lehrers wäre er begabt genug gewesen, um das Abitur abzulegen. Da die wirtschaftliche Situation der Familie aber jahrelang unsicher war und die Eltern ständig in Sorge vor einer neuen Verhaftung des Vaters lebten, hatten sie nicht gewagt, ihren Sohn auf eine – kostenpflichtige – höhere Schule zu schicken. Er absolvierte nach dem Krieg eine Maurerlehre und wurde später Polier.

© Ulrike Sparr

Quellen: AFW 301128; Ursel Hochmuth, Niemand und nichts wird vergessen, Hamburg 2005; Totenliste Hamb. Widerstandskämpfer und Verfolgter 1933–1945, Hamburg 1968.

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