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Bereits verlegte Stolpersteine



Grabstein des Ehemannes Emil Lippmann
Fotograf/in: Bettina Nathan

Lina Lippmann (geborene Kleefeld) * 1872

Saling 10 (Hamburg-Mitte, Hamm)

1942 Theresienstadt
1942 Treblinka
ermordet

Lina Lippmann, geb. Kleefeld, geb. 15.8.1872 Breisach, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, deportiert am 29.9.1942 nach Treblinka

Saling 10

"Hinsichtlich einer Spende zur Jüdischen Winterhilfesammlung 1941/42 dürfte noch ein Missverständnis vorliegen. Diese Spendensammlung wird völlig unabhängig von der Regelung der gesetzlichen Mitgliedsbeiträge durchgeführt. … In Ihrem Falle beträgt der richtliniengemäße Spendenmindestsatz 58 M. Hierbei wird das 1940 finanzamtlich festgestellte Vermögen zugrunde gelegt. Ich möchte annehmen, dass diese Aufklärung Ihnen die Notwendigkeit zeigen wird, dass wir Sie um eine höhere Spende zur Jüdischen Winterhilfesammlung als 6 M bitten müssen. Im Interesse der jüdischen Allgemeinheit und mit Rücksicht auf die Zwecke, die die Sammlung verfolgt, bitte ich Sie herzlich, den Mindestsatz von 58 M zur Verfügung stellen zu wollen."

Dieses Schreiben des Jüdischen Religionsverbandes Hamburg e. V. vom 3. Februar 1942 erreichte Lina Lippmann noch an ihrer langjährigen Adresse Saling 10; am 20. April 1942 war sie bereits in das "Judenhaus" Heimhuderstraße 70 umgezogen.

Lina Lippmann war seit dem 23. September 1937 verwitwet. Ihrem "treue(n) Lebenskamerad", Emil Lippmann, "in Liebe unvergessen", setzte sie einen unübersehbaren Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof Ohlsdorf. Seit mindestens 1928 hatte das Ehepaar in Hamburg-Hamm gewohnt und war Mitglied der Jüdischen Gemeinde. Emil Lippmann war Handelsvertreter, "Rayonchef", und fungierte im Haus als Hauswart. Er hatte für das Alter vorgesorgt und hinterließ seiner Frau bei seinem Tode ein kleines Vermögen, wovon ein Teil aus Wertpapieren bestand. Als Lina Lippmann 1939 den Oberfinanzpräsidenten darum bat, diese verkaufen zu dürfen, weil "alle meine Verwandten auswandern und ich alleinstehend bin und mich selbst nicht so gut darum kümmern kann", reagierte der mit einer Sicherungsanordnung. Ihr wurde per 30. Mai 1939 ein monatlicher Freibetrag von 400,– RM zugestanden. Darüber hinaus wurden 14 Tage später 400,– RM für eine Herz-Kur freigegeben. Schon im September wurde der Freibetrag bei monatlich anfallenden Kosten von 405,– RM auf 325,– RM gesenkt.

Als Lina Lippmann merkte, dass das Kapital schwand und sie von den Zinsen allein nicht leben konnte, bemühte sie sich um Ermäßigung von Abgaben und Steuern. So stellte sie am 1. November 1939 beim Oberfinanzpräsidenten einen Antrag auf Befreiung von der neuerlichen "Judenvermögensabgabe". Ein weiterer Versuch zu sparen war, sich an der jüdischen Winterhilfespende nur minimal zu beteiligen, wie das oben zitierte Schreiben belegt.

Lina Lippmann wohnte nur vier Monate in der Heimhuderstraße 70. Am 19.7.1942 wurde sie nach Theresienstadt und weitere zwei Monate später, am 29. September 1942, in das Vernichtungslager Treblinka depor- tiert und ermordet.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 2; 3; 4; 5; 7; StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, o. Sign. Mitgliederzählung der DIGH 1928; 390 Wählerverzeichnis 1930; 391 Mitgliederliste 1935; 992 d Steuerakten; BA Bln., Volkszählung 1939; Stadtteilarchiv Hamm, persönliche Mitteilungen des ehemaligen Nachbarn R. C.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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