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Bereits verlegte Stolpersteine



Irene Rosenberg * 1930

Von-Heß-Weg 10 (Hamburg-Mitte, Hamm)


1937 Flucht Holland
1943 deportiert aus Holland nach Theresienstadt
1944 von Theresienstadt nach Auschwitz
ermordet

Weitere Stolpersteine in Von-Heß-Weg 10:
Ilse Hanna Rosenberg, Dr. Julius Rosenberg

Ilse Hanna Rosenberg, geb. Lewinnek, geb. 2.8.1908, deportiert am 21.4.1943 nach Theresienstadt, deportiert am 4.10.1944 nach Auschwitz, Todesdatum dort 6.10.1944
Irene Rosenberg, geb. 16.12.1930, deportiert am 21.4.1943 nach Theresienstadt, deportiert am 4.10.1944 nach Auschwitz, Todesdatum dort 6.10.1944
Julius Rosenberg, Dr. med., 8.2.1899, deportiert am 21.4.1943 nach Theresienstadt, deportiert am 28.9.1944 nach Auschwitz

Von-Hess-Weg 10

Am 13. April 1937 schrieb Dr. Julius Rosenberg an die Kassenärztliche Vereinigung Deutschlands (KVD), Bezirksstelle Hamburg: "Hierdurch teile ich Ihnen mit, dass ich eine Anstellung als Leiter des wissenschaftlichen Büros Amsterdam einer Schweizer chemisch-pharmazeutischen Fabrik übernommen habe. Ich übersiedle also zum 1. April dorthin. Meine Karten bitte ich auf das Konto meines Schwiegervaters Dr. Lewinnek, Kreuzweg 26 zu verrechnen." Julius Rosenberg wurde daraufhin aus dem Hamburger Arztregister gestrichen.

Julius Rosenberg kam am 8.2.1899 in Berlin zur Welt. Seine Eltern, Eugen Rosenberg und Frieda, geb. Magnus, hatten einen weiteren Sohn, Hans-Karl Cecil, geb. 10.2.1900, der Schauspieler wurde und das NS-Regime überlebte, und Herbert, den dritten, geb. 1.7.1908. Er und die Mutter emigrierten in die USA.

Julius Rosenberg erhielt eine Gymnasialausbildung in Berlin, die er wegen des Ersten Weltkrieges mit einem Notabitur abschloss. 1916 wurde er zum Kaiserlichen Heer eingezogen und in Belgien, Lettland und Russland eingesetzt. Auf dem Transport zum Einsatz in Frankreich verletzte ihn eine Karbidexplosion schwer; er verlor ein Auge und wurde 1917 aus dem Militärdienst entlassen.

Nach dem Krieg studierte er in Würzburg und Freiburg Medizin, legte in Freiburg sein Staatsexamen ab und arbeitete dort bis 1928 als praktischer Arzt. Danach nahm er eine Stelle als Kurarzt in Weißer Hirsch/Sachsen an.

Am 4. Februar 1930 heiratete er die Hamburger Arzttochter Ilse Hanna Lewinnek, eröffnete eine Praxis in der Hammer Landstraße 100 und zog nach Von-Hess-Weg 10. Dort wurde am 16.12.1930 ihre Tochter Irene Ursula geboren.

1932 erteilte ihm die KVD, Bezirksstelle Hamburg, die Kassenzulassung. Anders als vielen Kollegen wurde sie ihm 1933 nicht gleich wieder entzogen, weil er Weltkriegsteilnehmer war. Bis 1935 hatte die Familie ein gesichertes Einkommen. Als das nicht mehr gegeben war, betrieb Julius Rosenberg die Auswanderung in die Niederlande und ließ sich 1937 in Amsterdam nieder. Die Wohnungs- und Praxiseinrichtung nahm er mit. Den Lebensunterhalt verdiente er mit dem Verkauf und Vertrieb chemischer Produkte, allerdings nicht, wie geplant, als Angestellter einer Schweizer Firma, sondern als Selbstständiger. Im Februar 1939 kamen auch seine Schwiegereltern Lewinnek nach Amsterdam.

Als im Mai 1940 die Niederlande von der deutschen Wehrmacht besetzt wurden, verlor Julius Rosenberg seine Existenzgrundlage. Wie die Familie die folgenden Jahre überlebte, ist unbekannt. Ilse Rosenberg wurde am 19. Januar 1943 in das Durchgangslager Westerbork eingewiesen. Warum nur sie allein registriert wurde, wissen wir nicht. Jedenfalls wurden am 21. April 1943 Julius, Ilse und Irene Rosenberg in das Getto Theresienstadt deportiert. Julius wurde am 28. September 1944 weiter nach Auschwitz transportiert. Wann er starb, ist nicht belegt. Seine Frau und die Tochter wurden am 4. Oktober 1944 nach Auschwitz abtransportiert und dort am 6. Oktober 1944 ermordet.

Das Arztehepaar Lewinnek wurde im Mai 1943 aus den Niederlanden in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort am 28. Mai 1943 getötet.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 4; 5; StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, 391 Mitgliederliste 1935; AfW 080299.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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