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Stolpertonstein

Erzählerin: Christine Jensen
Sprecher: Alexander von Beyme
Biografie: Hildegard Thevs & Sabine Winter
Josef Rudolf Schup
Josef Rudolf Schup
© Privatbesitz Sabine Winter

Josef Rudolf Schup * 1893

Freihafenstraße 21 (Hamburg-Mitte, Rothenburgsort)


Verhaftet 1936
Zuchthaus Bremen
1940 KZ Sachsenhausen
ermordet 11.10.1944

Josef Schup, geb. 11.3.1893 in Lodz, hingerichtet am 11.10.1944 im KZ Sachsenhausen

Freihafenstraße 21

An Josef Schup erinnert außer dem Stolperstein in der Freihafenstraße in Rothenburgsort ein Gedenkstein im KZ Sachsenhausen: Im Industriehof waren 27 deutsche und französische Häftlinge am 11. Oktober 1944 ermordet wurden. Ihrer wird bei einer jährlichen Feier dort gedacht. Sie gehörten dem kommunistischen Lagerwiderstand an. Ihre Gruppe wurde im Sommer 1944 von der SS aufgedeckt und im Geheimen exekutiert.

Josef Schup kam im damals zu Russland gehörigen Lodz zur Welt, einer von Textilindustrie geprägten Stadt. Er wurde in eine evangelische Familie hinein geboren. Sein Vater Rudolf war Schneider, über seine Mutter Johanna, geb. Luther, ist nichts Näheres bekannt.

Josef Schup begann nach vierjährigem Schulbesuch im Alter von zwölf Jahren seine Berufstätigkeit als Fabrikarbeiter. 1913 wanderte er nach Sachsen aus, zog weiter nach England und wurde nach dem Ersten Weltkrieg in Hamburg ansässig. Er verlor seine polnische Staatsangehörigkeit, als er den Militärdienst verweigerte, und blieb staatenlos. Wegen seiner Staatenlosigkeit konnte er seine Verlobte, mit der er in der Freihafenstraße 21, lebte, nicht heiraten. 1924 kam ihre Tochter Lisa zur Welt.

In den 1920er Jahren schloss sich Josef Schup als Hafenarbeiter der Kommunistischen Partei und dem Roten Frontkämpferbund (RFB) an und leitete dessen Rothenburgsorter Ortsgruppe noch einige Zeit nach der Machtübergabe an Hitler.

Wegen illegalen Aufenthalts in Deutschland und illegaler Grenzüberschreitungen wurde er mehrfach verhaftet, 1935 sollte er endgültig das Land verlassen. Bevor es dazu kam, wurde er am 2. September wegen "Teilnahme an einer Mordverabredung" verhaftet. In einem Massenprozess gegen den RFB wegen der "Mordverabredung" und einem Folgeprozess wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" verurteilte ihn das Hanseatische Oberlandesgericht zu einer Zuchthausstrafe von fünf Jahren, die er am 2. Oktober 1936 in Hamburg-Fuhlsbüttel antrat und am 19. Oktober in Bremen-Oslebshausen fortsetzte. Unter Einbeziehung der Untersuchungshaft wurde das Strafende auf den 2. September 1940 festgesetzt. Mehrere Gnadengesuche wurden mit der Begründung, er sei ein "unverbesserlicher Kommunist", abgelehnt. Seine Familie sah er nicht wieder, hielt aber brieflichen Kontakt.

Zwar wurde er aus der Zuchthaushaft entlassen, jedoch der Hamburger Gestapo übergeben. Diese überstellte ihn am 28. September 1940 in das KZ Sachsenhausen, wo er die Häftlingsnummer 033186 erhielt. Josef Schup kümmerte sich als Blockältester in Block 68 und als Vorarbeiter eines Baukommandos besonders um jüngere Gefangene. Er organisierte als Teil des Lagerwiderstands Feierstunden und Kulturveranstaltungen und half sowjetischen Häftlingen, wenn möglich. Die SS ging gegen die "Geheimbündelei und Sabotage" des kommunistischen Lagerwiderstands mit allen Mitteln vor.

Im Sommer 1944 leitete Heinrich Himmler wegen des Diebstahls von Wertsachen SS-interne Ermittlungen in Sachsenhausen ein. Dabei wurden die Strukturen des Widerstands aufgedeckt. Er setzte eine Sonderkommission der Gestapo ein, die daraufhin über 100 Gefangene in einem Isolierbau internierte und sie "verschärfter Vernehmung" zur Aussageerpressung unterwarf. Für 27 von ihnen stand am Ende die geheime Erschießung, unter ihnen Josef Schup.

© Hildegard Thevs mit Sabine Winter

Quellen: StaB, 4.80: Justizvollzugsanstalt, Gefangenenbuch Nr. 5; FR 23.8. und 28.8.1957;BA DY 55/V 287/641/666 // DY 55 V 241/7/61 // NJ 10323, 12369, 17627; Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen; StaH, 242-1 II, Abl. 10 + 12, Gef. Verw.II, Abl. 10 St 431; persönliche Mitteilungen der Enkelin Sabine Winter, September 2008.

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