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Samuel Rosenbaum * 1876

Alsterdorfer Straße 125 (Hamburg-Nord, Winterhude)

1941 Riga
ermordet

Weitere Stolpersteine in Alsterdorfer Straße 125:
Nanette Rosenbaum

Samuel Rosenbaum, geb. 12.11.1876 in Altona, am 6.12.1941 nach Riga deportiert

Alsterdorfer Straße 125 (Winterhude)

Samuel Rosenbaum war 1876 in der preußischen Stadt Altona in der Großen Bergstraße 38 geboren worden. Seine Eltern, der "Handelsmann" und Geschäftsreisende Bernhard Rosenbaum (1849-1936) gebürtig aus Zütphen (Provinz Gelderland) in den Niederlanden und Rosa Rosenbaum, geb. Aron (1851-1942) aus Neustadt im Königreich Hannover (Neustadt am Rübenberge), hatten im Dezember 1872 in Altona in der Hochdeutsch-Israelitischen Gemeinde geheiratet. Nach der Geburt ihres dritten Kindes Samuel zog die Familie für einige Jahre nach Bremen, wo die Geschwister Henriette "Henny" (16.6.1878), Eduard (2.8.1880) und Max (25.8.1882) geboren wurden. 1885/1886 kehrte die Familie nach Altona zurück. Für den 10jährigen Samuel bedeutete der Umzug auch einen Schulwechsel. Vermutlich absolvierte er von 1891 bis 1894 eine Lehre. Danach war je nach Schulabschluss eine Militärdienstzeit von einem Jahr (bei Abitur und bei Mittlerer Reife) oder drei Jahren (bei Volksschule) abzuleisten.

Ab 1894 wurde für den "Commis" (Handlungsgehilfe, Handlungsreisender) Samuel Rosenbaum von der Stadt Altona eine eigene Einwohnermeldekarte angelegt. Sein Name wurde darauf mit "Samuel Rosenbaum, genannt Siegmund" angegeben. Die darunter notierten Wohnadressen wiesen in den nächsten zehn Jahren alle den Zusatz "bei den Eltern" auf: Adolfstraße 110 II. Stock (1894-1898), Schulterblatt 36 II. Stock (1898-1903) und Friedenstraße 73 I. Stock (1903-1904). Meist wohnten auch die Eltern nur zur Untermiete, was beengte Wohnverhältnisse bedeutete und auf ein geringes Einkommen verweist. Zum 30. Juni 1904 meldete sich der 27jährige in die Nachbarstadt Hamburg ab. Seine Eltern und die Schwester Henriette folgten 1909, da war Samuels Vater bereits 60 Jahre alt.

Seit 1915 wohnten Bernhard und Rosa Rosenbaum in einer 2-Zimmer-Wohnung der 1913 gegründeten Z. H. May und Frau-Stiftung in der Bogenstraße 25-27 (Eimsbüttel). Für bedürftige Mitglieder der Jüdischen Gemeinde wurden hier Wohnungen angeboten. Ab 1922 erhielten die Eheleute vom Wohlfahrtsamt Hamburg Geldunterstützungen und Sachleisten (hauptsächlich Kohlen und Gas, seltener Kleidung oder Schuhe), da Bernhard Rosenbaum "keine Rente noch sonstige Einnahmen" hatte und auch nicht in einer Krankenkasse versichert war.

Samuel Rosenbaum heiratete am 16. Juni 1904 Clara Frankfurter (geb. 29.1.1871 in Hamburg), Tochter des Hamburger Handelsmaklers Sally Frankfurter (1836-1905). Die jungen Eheleute wohnten in der Rappstraße 11 (u.a. 1907) zur Untermiete sowie als Hauptmieter in der Bismarckstraße 58 II. Stock in Eimsbüttel (u.a. 1908-1909). 1907 wurde in Hamburg-Rotherbaum ihre Tochter Frieda geboren. Clara Rosenbaum nahm sich ein Jahr später das Leben, ihre Leiche wurde im November 1908 im Rondeel-Kanal gefunden. Bestattet wurde sie auf dem Jüdischen Friedhof Hamburg-Ohlsdorf.

In zweiter Ehe heiratete Samuel Rosenbaum ein bis zwei Jahre später Nanette Wolf (geb. 4.5.1881 in Ichenhausen/ Bayern). Frieda blieb das einzige Kind. Sie besuchte von 1913 bis 1922 die Höhere Israelitische Töchterschule in der Bieberstraße 4 (Rotherbaum). Danach absolvierte sie die "Handels-Akademie in Hamburg" von Jacob L. Peters in der Bergstraße 27 (Altstadt). Mit dieser Qualifikation arbeitete sie anschließend als Sekretärin und Kontoristin.

Bereits auf der Heiratsurkunde von 1904 wurde Samuel Rosenbaum als "Reisender" (Vertreter) bezeichnet, im Adressbuch von 1909 war hinter seinem Namen lediglich "chemische Producte" angegeben. Insgesamt liegen nur wenige konkrete Angaben zur beruflichen Tätigkeit von Samuel Rosenbaum vor. Lediglich für Juni 1923 gab er gegenüber dem Wohlfahrtsamt seine Tätigkeit mit "Provisionsreisender bei der Großhandlung für Fahrradteile und Automobilartikel Förster & Leuchtag in der Bleichenbrücke 10 (Neustadt)" an.

Die frühen Hamburger Wohnadressen von Samuel und Nanette Rosenbaum zwischen 1910 und 1923 ließen sich nicht feststellen. Bei der Hochzeit seiner jüngeren Schwester Henriette im Juni 1916 wurde er als Trauzeuge mit der Adresse Eckernförderstraße 75 (St. Pauli), ganz in der Nähe des Israelitischen Krankenhauses, vermerkt. Da Samuel Rosenbaum im Adressbuch dieser Zeit namentlich nicht auftaucht, ist von einem Untermietverhältnis auszugehen. Im Februar 1923 zog er mit Ehefrau und Tochter aus dem Untermietverhältnis Steindamm 8 III. Stock bei Musiker Fr. Kähler (St. Georg) zu seiner Schwester Bertha Cohn und deren Familie in die Rappstraße 20, Hochparterre (Rotherbaum). Erst ab Oktober 1923 wohnten Samuel und Nanette Rosenbaum als Hauptmieter in der Bornstraße 2 (Rotherbaum), wo sie von 1923-1926 verzeichnet sind.

Von 1927 bis September 1935 wohnte Familie Rosenbaum in einem Neubau in der Alsterdorfer Straße 125/ Ecke Braamkamp (Winterhude). Die 3-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss entsprach in ihrer Ausstattung laut späterer Aussage der Tochter "gutem Mittelstand". Das Wohlfahrtsamt notierte in der Akte seiner Eltern im Oktober 1928: "(Samuel) Rosenbaum ist seit langer Zeit wegen Nervenleiden und Verkalkung erkrankt und kann seinen Beruf als Reisender nur teilweise ausüben. Sein Verdienst wird mit monatlich 15-20 Mark angegeben. Ein Zimmer ist (…) vermietet (…)."

Durch die "Machtergreifung" der Nationalsozialisten vom Januar 1933 verschlechterte sich die ökonomische Situation der Familie weiter. Die Tochter berichtete in den 1950er Jahren, ihr Vater habe ein "Geschäft mit chemischen Produkten, Ölen und Fetten für landwirtschaftliche Betriebe" besessen. Ab 1933 sei der Zutritt von Juden zu Bauernhöfen und Mühlen, die diese Produkte gekauft hätten, erschwert und unterbunden worden. Die Tochter, die sich im Dezember 1932 verlobt hatte, unterstützte ihre Eltern in dieser Situation finanziell.

Nach der Heirat der Tochter im April 1935 zog der Schwiegersohn kurzzeitig bei Rosenbaums ein, die Wohnung in der Alsterdorfer Straße wurde wenige Monate später aufgegeben. Im September 1935 bezogen Samuel und Nanette Rosenbaum – wieder als Untermieter - ein Zimmer in der Heinrich-Barth-Straße 7/9 (Rotherbaum). Sie wurden von ihrer Tochter auch weiterhin finanziell unterstützt. Im Jahr 1936 wurde der 60jährige Samuel Rosenbaum auf der Sterbeurkunde seines Vaters mit der Berufsangabe "Vertreter" vermerkt.

Die Tochter war nach ihrer Ausbildung zehn Jahre lang als Sekretärin und Kontoristin in Festanstellung tätig. Ende September 1933 wurde sie entlassen, weil sie Jüdin war. Danach erhielt sie vereinzelt Aushilfstätigkeiten und dazwischen Arbeitslosenunterstützung. Im Dezember 1934 wurde sie bei der Uhrengroßhandlung H. Abel (Hohe Bleichen 31/32) für vier Monate und im Februar 1936 für 2 ½ Jahre bei der Firma für Technische Öle und Fette Dr. Emil Marx GmbH (Spitalerstraße 12, Semperhaus B) eingestellt. In ihrer letzten Festanstellung erreichte sie ein monatliches Gehalt von 135 RM brutto und 106 RM netto. Sie heiratete im April 1935 den ebenfalls jüdischen Albert Blättner (geb. 13.7.1901 in Harburg) und emigrierte mit ihm nach seiner Haftentlassung aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen im September 1938 nach Südamerika, zuerst nach Paraguay und 1941 nach Argentinien. Die Schiffspassage wurde zum Teil vom Hilfsverein der deutschen Juden bezahlt.

Auch Samuel Rosenbaum bemühte sich nun um die erforderlichen Dokumente für eine Emigration. Im Juli 1939 beantragte er bei der Hamburger Polizeibehörde ein Führungszeugnis und reichte es im August 1939 zusammen mit seiner Geburts- und Heiratsurkunde beim Generalkonsulat von Paraguay in Hamburg im Immenhof 18 (Uhlenhorst) ein, wo die Dokumente gestempelt wurden. Aufgrund der klimatischen und wirtschaftlichen Bedingungen gehörte Paraguay nicht zu den stark nachgefragten Exilländern. Durch die immer radikaler werdenden antijüdischen Maßnahmen in Deutschland, die dadurch steigenden Flüchtlingszahlen und restriktivere Einwanderungsgesetze in vielen Ländern, wurden aber inzwischen auch Visa für Länder wie Paraguay mit ihren liberalen Immigrationsgesetzen zur Hoffnung in der Not.

Für das Binnenland Paraguay war eine Durchreise durch Uruguay und Argentinien notwendig, was den Erwerb eines Transitvisums erforderlich machte. Argentinien hatte 1938 seine Grenzen für Flüchtlinge geschlossen. Die Zahl der von Paraguay aufgenommenen deutschen Flüchtlinge zwischen 1933 und 1945 wird auf rund 1.000 geschätzt. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs, geringe finanzielle Mittel und Probleme mit den Transitvisa sowie das Alter von Samuel Rosenbaum (62 Jahre) dürften die Bemühungen weiter erschwert haben, so dass es nicht mehr zu einem offiziellen Ausreiseantrag bei der Devisenstelle des Oberfinanzpräsidenten in Hamburg kam. Im Oktober 1941 wurde die "Auswanderung" von Juden aus Deutschland vom NS-Regime generell untersagt.

Zum Zeitpunkt der Volkszählung vom Mai 1939 wohnten Samuel und Nanette Rosenbaum laut Erfassungsbogen in der Heinrich-Barth-Straße 7 I. Stock (Rotherbaum). Auf der Kultussteuerkarte der Jüdischen Gemeinde wurde Samuel Rosenbaum hingegen vor Oktober 1939 mit der Adresse Heinrich-Barth-Straße 9 bei Possenheimer verzeichnet. Auch im August 1936 hatten die Eheleute ein Zimmer mit Ofenheizung für eine Monatsmiete von 28 RM in der Heinrich-Barth-Straße 9 I. Stock bei Possenheimer bewohnt. Dort betrieb laut Hamburger Adressbuch des Jahres 1938 zudem Susette "Susi" Possenheimer, geb. Würzburg (geb. 23.5.1897 in Hamburg), im I. Stock eine Schreibstube mit Fernsprechanschluss. Sie emigrierte im Oktober 1939 mit ihren Töchtern Gertrud und Lotte in die USA. Mit dem Auszug der Hauptmieterin mussten sich Rosenbaums nach einer neuen Unterkunft umsehen.

Neben den Einkünften von Samuel Rosenbaum als "Reisender" (Vertreter), die sich 1936 auf rund 60 bis 70 RM monatlich beliefen, arbeitete Nanette Rosenbaum an drei Tagen in der Woche in der Nähstube der Jüdischen Gemeinde, hierfür erhielt sie 6 RM pro Woche.

Ab Oktober 1939 wohnten die Eheleute Rosenbaum in der Rentzelstraße 5 (Rotherbaum) zur Untermiete bei Cohn. 1941 wechselten sie ins Lazarus Gumpel Stift in der Schlachterstraße 47, Haus 5 (Neustadt), das vom NS-Regime mittlerweile zur Einquartierung von Juden genutzt wurde. Die Einweisung in diese ab Frühjahr 1942 offiziell zu "Judenhäusern" deklarierten Gebäude erleichterte der Gestapo später die Deportationen.

Am 6. Dezember 1941 wurden die Eheleute Rosenbaum in das von der NS-Besatzungsmacht provisorisch errichtete Außenlager Jungfernhof des Gettos Riga deportiert, wo Wehrmacht und Einsatzgruppen die Deportierten gerade einheimische Juden massenhaft ermordeten. Im Ausweichquartier Jungfernhof starben viele Deportierte in den ungeheizten Baracken des ehemaligen landwirtschaftlichen Gutes an Kälte, mangelhafter Ernährung sowie aufgrund fehlender sanitärer und medizinischer Einrichtungen, unter ihnen wohl auch Samuel und Nanette Rosenbaum.

Die Toten von Jungfernhof wurden nicht registriert, so wurden die beiden später im Zuge der Entschädigungsverfahren vom Amtsgericht Hamburg auf den 9. Mai 1945 für tot erklärt.

Der NS-Staat eignete sich auch die restlichen Habseligkeiten der Rosenbaums an und ließ sie über den Auktionator Bruno Kahl (Ausstellungsräume Buchtstraße 6 in Hohenfelde) im Februar 1942 versteigern. Auf diese Weise erzielte die Oberfinanzkasse Hamburg trotz der wenigen Gegenstände und der niedrigen Preise noch Einnahmen von 202,09 Reichsmark.

Was wurde aus den übrigen Familienmitgliedern?
Samuels Bruder Eduard Rosenbaum war wie der Vater als Geschäftsreisender und Händler (für Textilwaren) tätig. Er ging eine Mischehe ein, d.h. er heiratete 1905 eine nichtjüdische Frau aus Altona und hatte mit ihr vier Kinder. Die Familie wohnte in Altona in einer 3-Zimmer-Wohnung in der Lohmühlenstraße 76 III. Stock Vorderhaus (1911-1938), die nach der Eingemeindung Altonas 1937/38 in Esmarchstraße umbenannt wurde. Die wirtschaftliche Existenz des Textilhändlers Rosenbaum wurde seit 1933 durch Schikanen und Boykotte beeinträchtigt. 1936 wurde er genötigt sein "Geschäft abzugeben", wie seine Ehefrau um 1950 erklärte. Danach lebte die Familie vom Verkauf ihrer Wertsachen. Eduard Rosenbaum starb am 14. Dezember 1938 in Hamburg im Israelitischen Krankenhaus in der Eckernförderstraße 4. In der Todesbescheinigung von Dr. Walter Griesbach (1888-1968), bei dem Eduard Rosenbaum seit dem 29. Oktober 1938 in Behandlung war, wurde als Todesursache Myodenegeneratio cordis (Alterskrankheit des Herzens) und Herzmuskelschwäche angegeben. Der Ehefrau wurde 1939 die Wohnung entzogen. Zwei Söhne wurden verhaftet und 1942 bzw. 1943 nach Auschwitz deportiert.

Samuels Bruder Max Rosenbaum hatte 1912 in Altona ebenfalls eine nichtjüdische Frau geheiratet, mit ihr hatte er drei Töchter. Im Februar 1938 wurde die Ehe auf Betreiben der Ehefrau geschieden. Ein Jahr später heiratete er erneut. Im Januar 1941 wurde er bei der Schuhgroßhandelsfirma Rasch & Jung (Große Bleichen 31) als Lagerarbeiter vermutlich in Zwangsarbeit beschäftigt. Er wurde aus der Haft im Gestapogefängnis und Konzentrationslager Fuhlsbüttel am 25. Oktober 1941 ins Getto Lodz deportiert, wo er am 28. März 1942 starb. An ihn erinnert ein Stolperstein in der Bartelsstraße 76 (Eimsbüttel), wo er ab Mai 1939 im Erdgeschoss wohnte. Seine zweite Ehefrau Edith Rosenbaum, geb. Lachotzki, geschiedene Hauptmann (geb. 20.2.1899 in Berlin) wurde am 6. Dezember 1941 zusammen mit der gemeinsamen Tochter Mathel (geb. 14.2.1940 in Hamburg) ins Getto Riga-Jungfernhof deportiert.

Samuels ältere Schwester Bertha Cohn, geb. Rosenbaum (geb. 11.11.1875 in Altona), arbeitete als Verkäuferin. 1908 heiratete sie den Hamburger Kaufmann Joseph Hertz Cohn (1878-1940), mit ihm hatte sie zwei Kinder. Die Eheleute lebten seit 1919 in einer 3-Zimmer-Wohnung in der Rappstraße 20, Hochparterre (Rotherbaum). Ihr Sohn Herbert Cohn (1909-1964) wurde im November 1938 in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt und emigrierte im April 1939 nach England mit einem Trainee-Permit. Die 66jährige Bertha Cohn wurde am 18. November 1941, zusammen mit ihrer Tochter Ilse Kunert, geb. Cohn (geb. 17.5.1913 in Hamburg), und dessen Ehemann Herbert Kunert (geb. 24.9.1907 in Wuppertal) sowie ihrer Nichte Henni Simonsohn (geb. 3.10.1905 in Hamburg) ins Getto Minsk deportiert.

Samuels jüngere Schwester Henriette Pick, geb. Rosenbaum hatte 1916 den Schneidergesellen Josef Pick (geb. 9.4.1876 in Seletitz/ Böhmen) in Hamburg geheiratet. Trauzeugen waren der Vater Bernhard Rosenbaum und der Bruder Samuel Rosenbaum. Die Eheleute lebten ab August 1935 getrennt, daraufhin zog Henriette zurück zu ihren Eltern, wo sie abends in der Küche ihr Bett aufstellen konnte. Beim Wohlfahrtsamt stellte sie im gleichen Monat einen Antrag auf Unterstützung. Um 1937 wurde die Ehe geschieden. Henriette Pick wurde am 15. Juli 1942 ins Getto Theresienstadt und am 18. Dezember 1943 weiter ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet.

Samuels ältere Schwester Jenny Simonsohn, geb. Rosenbaum (geb. 14.9.1874 in Altona), heiratete 1899 den Reisenden Louis Simonsohn (geb. 7.1.1878 in Marienburg/ Ostpreußen), der selbständig Schuhmacherartikel wie Leder, Kunstleder und Gummiabsätze vertrieb. Ab 1928, in diesem Jahr unterzog sich Louis Simonsohn einer Magenoperation und erholte sich nur langsam, war die Familie auf Unterstützung durch die staatliche Wohlfahrt angewiesen. Jenny Simonsohn lebte seit November 1935 mit Ehemann und Tochter Henny (geb. 3.10.1905 in Hamburg) in einer 3 ½ -Zimmer-Wohnung in der Bundesstraße 40 II. Stock (Rotherbaum). Durch Untervermietung konnten die Mietkosten auf rund die Hälfte gedrückt werden. Louis Simonsohn wurde am 8. November 1941 nach Minsk deportiert, Jenny Simonsohn am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt und von dort weiter am 18. Dezember 1943 zusammen mit ihrer Schwester Henriette ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert.

Samuels Mutter Rosa Rosenbaum wohnte seit 1915 mit ihrem Ehemann Bernhard in Eimsbüttel in einer 2-Zimmer-Wohnung der Z. H. May und Frau-Stiftung in der Bogenstraße 27 Wohnung 10. Nach dem Tod ihres Ehemanns 1936 wechselte sie 1939 in die Bogenstraße 25 Wohnung 19, die ebenfalls zur Stiftung gehörte. Auch die Tochter Henriette lebte hier, wie die Volkszählung von 1939 belegt. Laut Unterlagen des Wohlfahrtsamtes Hamburg befand sich die 88jährige Rosa Rosenbaum im Juni/Juli 1939 für vier Wochen mit Verdacht auf Schädelbasisfraktur und Wirbelsäulenverletzung im Israelitischen Krankenhaus. Im November 1939 wurde sie als herzleidend beschrieben. Rosa Rosenbaum starb am 28. Oktober 1942 in einer Wohnung in der Beneckestraße 6 (Rotherbaum), die der Jüdischen Gemeinde gehörte. Das Haus war vom NS-Regime zum "Judenhaus" erklärt und für die Zwangseinquartierung vor allem für ältere Jüdinnen und Juden vor ihrer Deportation genutzt worden. Als Todesursache wurde auf der Sterbeurkunde von Rosa Rosenbaum "Lungenentzündung" angegeben, laut aktuellem Eintrag in der Datenbank des Bundesarchivs soll es hingegen ein Suizid gewesen sein. Im Register der Polizeibehörde Hamburg über "unnatürliche Todesfälle" dieser Zeit ist ihr Name jedoch nicht verzeichnet.

Stand: November 2023
© Björn Eggert

Quellen: Staatsarchiv Hamburg (StaH) 213-13 (Landgericht Hamburg, Wiedergutmachung), 20487 (Samuel Rosenbaum); StaH 213-13 (Landgericht Hamburg, Wiedergutmachung), 21123 (Louis u. Jenny Simonsohn); StaH 314-15 (Oberfinanzpräsident), FVg 3589 (Albert Blättner u. Frieda Blättner geb. Rosenbaum); StaH 314-15 (Oberfinanzpräsident), R 1938/1321 (Herbert Michael Kunert, Ermittlung wegen Auswanderungsabsicht); StaH 314-15 (Oberfinanzpräsident), FVg 7699 (Susette Possenheimer, später Susi Postheim, mit Töchtern Gertrud und Lotte); StaH 332-5 (Standesämter), 6193 u. 3252/1876 (Geburtsregister Altona 1876, Samuel Rosenbaum); StaH 332-5 (Standesämter), 8632 u. 384/1904 (Heiratsregister 1904, Samuel Rosenbaum u. Clara Frankfurter); StaH 332-5 (Standesämter), 5965 u. 23/1905 (Heiratsregister 1905, Eduard Rosenbaum u. Maria Tagge); StaH 332-5 (Standesämter), 7982 u. 529/1905 (Sterberegister 1905, Sally Frankfurter); StaH 332-5 (Standesämter), 14861 u. 574/1907 (Geburtsregister 1907, Frieda Rosenbaum); StaH 332-5 (Standesämter), 9682 u. 2952/1908 (Sterberegister 1908, Clara Rosenbaum geb. Frankfurter); StaH 332-5 (Standesämter), 5978 u. 44/1908 (Heiratsregister 1908, Joseph Hertz Cohn u. Bertha Rosenbaum); StaH 332-5 (Standesämter), 6007 u. 764/1912 (Heiratsregister 1912, Max Rosenbaum u. Martha Kunze); StaH 332-5 (Standesämter), 8710 u. 101/1916 (Heiratsregister 1916, Josef Pick u. Henriette Rosenbaum); StaH 332-5 (Standesämter), 1053 u. 473/1936 (Sterberegister 1936, Bernhard Rosenbaum); StaH 332-5 (Standesämter), 1089 u. 417/1938 (Sterberegister 1938, Eduard Rosenbaum); StaH 332-5 (Standesämter), 8168 u. 229/1940 (Sterberegister 1940, Joseph Cohn); StaH 332-5 (Standesämter), 8180 u. 542/1942 (Sterberegister 1942, Rosa Rosenbaum geb. Aron); StaH 332-8 (Meldewesen), Alte Einwohnermeldekartei Altona, K 7369 (1892-1919), Bernhard Rosenbaum, Bertha Rosenbaum, Eduard Rosenbaum, Max Rosenbaum, Samuel Rosenbaum; StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 24740 (Frieda Blättner geb. Rosenbaum); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 4151 (Sophie Rosenbaum, Ehefrau von Eduard Rosenbaum); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 9404 (erste Ehefrau von Max Rosenbaum); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 6087 (Margot Rosenbaum, Tochter von Max Rosenbaum); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 33967 (Herbert Cohn); StaH 351-14 (Arbeits- u. Sozialfürsorge), 1733 (Bernhard u. Rosa Rosenbaum); StaH 351-14 (Arbeits- u. Sozialfürsorge), 1686 (Henriette Pick); StaH 351-14 (Arbeits- u. Sozialfürsorge), 1851 (Louis Simonsohn); StaH 351-14 (Arbeits- u. Sozialfürsorge), 1730 (Max Rosenbaum); StaH 522-1 (Jüdische Gemeinden), 222c (Heiraten 1866-1874), Handelsmann Bernhard Rosenbaum, Altona u. Rosa Aron, Altona am 25.12.1872; StaH 522-1 (Jüdische Gemeinden), 992b (Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg), Samuel Rosenbaum, Nanette Rosenbaum, Max Rosenbaum, Bertha Cohn geb. Rosenbaum, Herbert J. Cohn; Bundesarchiv Berlin, R 1509 (Reichssippenamt), Volks-, Berufs-, u. Betriebszählung am 17. Mai 1939 (Henriette Pick geb. Rosenbaum, Bogenstr. 25 II.; Rosa Rosenbaum geb. Aron, Bogenstr. 25 II.; Samuel u. Nanette Rosenbaum, Heinrich-Barth-Str. 7 I.; Max u. Edith Rosenbaum, Hermann Hauptmann, Martha Hauptmann, Bartelsstr. 76 EG; Josef Pick, Amelungstr. 6; Hertha Cohn geb. Rosenbaum, Rappstr. 20; Joseph Hertz Cohn, Rappstr. 20; Ilse Kunert geb. Rosenbaum, Rappstr. 20); Jüdischer Friedhof Ohlsdorf (Clara Rosenbaum geb. Frankfurter, gestorben 21.11.1908, beerdigt 24.11.1908, Grablage ZY 10 Nr. 103; Bernhard Rosenbaum, gestorben 16.12.1936, beerdigt 18.12.1936, Grablage G Nr. 225, Beerdigungsbrüderschaft, Grab Nr. 226 ist reserviert; Eduard Rosenbaum, gestorben 14.12.1938, beerdigt 16.12.1938, Grablage F Nr. 265, Beerdigungsbrüderschaft); Ina Lorenz/ Jörg Berkemann (Hrsg.), Die Hamburger Juden im NS-Staat 1933 bis 1938/39, Band V, S. 145-155 (Visa für Paraguay); Wilhelm Mosel, Wegweiser zu ehemaligen jüdischen Stätten in Hamburg, Heft 2, Hamburg 1985, S. 52-53 (Bogenstr. 25 u. 27); Hamburger Börsenfirmen, Hamburg 1935, S. 1 (H. Abel Uhrengroßhandlung), S. 551 (Dr. Emil Marx GmbH); Adressbuch Hamburg (S. Rosenbaum, Reisender) 1925, 1926; Adressbuch Hamburg (S. Rosenbaum, Kaufmann) 1927, 1928, 1930, 1933, 1935; Adressbuch Hamburg (B. Rosenbaum, Reisender) 1915, 1916, 1918, 1922, 1927, 1930, 1932, 1936; Adressbuch Hamburg (Witwe Rosa Rosenbaum) 1938-1943; Adressbuch Hamburg (J. Cohn, Rappstr. 20) 1919, 1920, 1923, 1930, 1935, 1941; Adressbuch Altona (Lohmühlenstr. 76) 1911, 1912, 1916, 1938, 1939 (E. Rosenbaum, Reisender); Gedenkbuch Bundesarchiv Koblenz, Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, Bertha Cohn geb. Rosenbaum, Henriette Pick geb. Rosenbaum, Jakob Possenheimer, Max Rosenbaum, Rosa Rosenbaum geb. Aron; www.stolpersteine-hamburg.de (Max Rosenbaum, Anna Frankfurter, Henriette Frankfurter, Martha Hauptmann).

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