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Bereits verlegte Stolpersteine



Brustbild der jungen Clara Joel (undatiert)
Clara Joel (undatiert)
© Privat

Clara Joel (geborene Böhr) * 1873

Hallerstraße 25 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1942 Theresienstadt
ermordet am 13.4.1944

Weitere Stolpersteine in Hallerstraße 25:
Julius Hirschfeldt

Clara Joel, geb. Böhr, geb. am 23.5.1873 in Hamburg, am 19.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, Todesdatum dort 13.4.1944

Hallerstraße 25

Clara Joel wurde als Clara Böhr am 23.5.1873 in Hamburg geboren. Ihr Vater Felix Böhr, geb. am 17.5.1817 in Segnitz am Main, lebte seit 1840 in Hamburg und hatte 1851 das Hamburger Bürgerrecht als Geldhändler erworben. Seine Konfession gab er mit "mosaisch", also jüdisch, an. Am 21. Oktober 1869 hatte er in Hamburg Ida Catharina Maria Sophia Meier, geb. 6.12.1841 in Geschendorf in Holstein, geheiratet, offensichtlich eine Christin, denn die Trauung fand vor dem Zivilgericht statt. Eine religiöse Trauung gab es nicht, denn dies hätte damals noch die Konversion von einem der beiden Eheleute verlangt. Tochter Clara galt daher nach den späteren Rassegesetzen der Nationalsozialisten als Sprössling aus einer Mischehe, als "Halbjüdin". Wie ihre Mutter gehörte sie der evangelischen Kirche an. Felix Böhr starb am 20.11.1884, seine Witwe übersiedelte nach Berlin.

In erster Ehe heiratete Clara den Arzt Paul Alexander Oettinger. Der Ehe entstammte die Tochter Olga Catharina Rosa.

Nach dem Tode Paul Oettingers heiratete Clara am 8. Januar 1921 den am 8.7.1861 geborenen Arzt Georg Joel. Er stammte aus Inowrazlaw in Polen (zeitweise Hohensalza). In Hamburg gehörte er der Deutsch-Israelitischen Gemeinde an. Aus dieser Ehe gingen keine Kinder hervor.

Das Ehepaar Joel lebte im Haus Colonnaden 5. Die Praxis des Ehemannes befand sich in der Ferdinandstraße 67. Georg Joel starb am 1. November 1936 in Hamburg. Inzwischen hatten die Nationalsozialisten die "Nürnberger Gesetze" und ihre Ausführungsverordnungen erlassen. Diese sahen vor, dass Ehepaare, deren einer Teil als "halbjüdisch" und der andere als "volljüdisch" eingestuft wurden, als jüdisch behandelt wurden. So galt die "Halbjüdin" Clara Joel als (Geltungs)Jüdin, auch wenn die Ehe durch den Tod des Mannes nicht mehr existierte.

Die Witwe Clara Joel besaß und verwaltete einige Häuser in Hamburg, u.a. das Gebäude Hallerstraße 25.

Sie konnte bis 1942 in der Wohnung Colonnaden 5 bleiben. Offensichtlich gab es Menschen, die sich um sie kümmerten und Anteil an ihrem Leben nahmen. So berichtete die Frau des Hausmeisters: "Im September 1941 habe ich im Auftrage von Frau Clara Joel vom jüdischen Religionsverband Hamburg den Judenstern abgeholt. Ich habe gesehen, dass Frau Clara Joel den Stern ständig getragen hat. Ich habe als Ehefrau des Hausmeisters (…) häufig Besorgungen für sie gemacht. Ich erinnere mich genau, dass Frau Joel am 1.5.1942 gezwungen wurde, ihre Wohnung Colonnaden 5 zu verlassen, um bis zum Abtransport nach Theresienstadt in Altona, Wohlersallee 58, einquartiert zu werden."

Für ihre Deportation ins "Altersgetto" Theresienstadt sollte Clara Joel einen sogenannten Heimeinkaufsvertrag unterzeichnen, d.h., sie zahlte mit ihrem Vermögen im Voraus für eine jahrelange Unterbringung und Versorgung. Ihr Schwiegersohn Prof. Dr. phil. Gramberg erklärte dazu später: "Als im Juli 1942 meine Schwiegermutter nach Theresienstadt deportiert werden sollte, benötigte sie dringend für den Heimeinkauf Barmittel. Ich verkaufte daraufhin den Grundschuldbrief (für eine Hamburger Immobilie) (…). Den Erlös, und zwar in Höhe von RM 8000,– überwies ich dann über die Deutsche Bank an die Jüdische Gemeinde für den vorgesehenen Heimeinkauf."

Clara Joel wurde mit dem zweiten Großtransport nach Theresienstadt am 19. Juli 1942 deportiert. Sie lebte dort noch bis zum 13. April 1944. Ihrem Schwiegersohn teilte die Gedenkstätte Theresienstadt 1992 mit, sie sei am 16. April 1944 eingeäschert worden. Die Asche der verstorbenen Häftlinge wurde in Papierurnen aufbewahrt, bis im November 1944, so die Gedenkstätte, der Befehl ergangen sei, den Inhalt von ca. 22.000 Urnen in den Fluss zu schütten, "die Opfer aus jener Zeit fanden das Grab im Eger-Fluß."

An Clara Joel erinnert ein Stolperstein vor dem Haus Hallerstraße 25. Das Haus befindet sich noch im Besitz von Clara Joels Nachfahren, die dort den Stolperstein für sie verlegen ließen.

Stand: September 2016
© Ursula Erler

Quellen: 1; 2; 5; StaH: 351-11 Amt für Wiedergutmachung_14349; Hamburger Adressbuch 1920–1939; 332-5 Standesamt 2, 1921, Urkunde 11/21/2; Jürgen Sielemann, Recherchen zu Clara Joel vom 1.11.2013.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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