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Bereits verlegte Stolpersteine



Ida Kohn (geborene Grünhut) * 1874

Mundsburger Damm 26 (Hamburg-Nord, Uhlenhorst)

1941 Lodz
ermordet 20.04.1942

Weitere Stolpersteine in Mundsburger Damm 26:
Dr. Gertrud Kohn

Ida Kohn, geb. Grünhut, geb. 13.10.1874, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert und dort am 20.4.1942 gestorben
Gertrud Kohn, geb. 28.4.1897, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert

Mundsburger Damm 26

Ida Kohn kam in Prag als zweitälteste Tochter des jüdischen Ehepaares Simon und Johanna Grünhut, geb. Jetmar, zur Welt. Simon und Johanna Grünhut hatten noch vier weitere Töchter: Adele, Gisela, Selma und Alice.

Ida heiratete den österreichischen Kaufmann Isidor Kohn. Am 28. April 1897 wurde ihr einziges gemeinsames Kind Gertrud in Jungbunzlau in Österreich geboren. Kurz nach Gertruds Geburt verstarb Isidor. Daraufhin zog Ida Kohn mit ihrer Tochter nach Deutschland.

Mutter und Tochter Kohn verbrachten einige Jahre in Magdeburg, wo Gertrud die Luisen­schule, ein Gymnasium, besuchte, ehe sie nach Hamburg zogen. Hier bestand Gertrud 1917 ihr Abitur im Kloster St. Johannis am Holzdamm. Nach bestandenem Abitur begann Gertrud Kohn ein Studium der Geschichte, der Nationalökonomie, der Philosophie, der Mathematik und der Naturwissenschaften an den Universitäten Rostock, Berlin und Hamburg. An der Universität Hamburg war ihr Hauptfach Mittlere und Neu­ere Geschichte bei Prof. Max Lenz und Prof. Friedrich Keut­gen. Bei Prof. Ernst Cassirer studierte sie Philosophie und National­öko­nomie lehrte Prof. Heinrich Sieveking. Gertrud Kohn promovierte bei Prof. Otto Lauffer und Prof. Conrad Borchling an der Universität Hamburg am 19. Juni 1923 mit der Doktor­arbeit "Fried­rich der Große in der Gesch­ichts­schreibung Ran­kes und der kleindeutschen His­­to­riker". Sie bestand die schriftliche wie die mündliche Prüfung am 29. Juli 1922.

Die zwei Frauen Kohn wohnten zusammen in einer Wohnung am Mundsburger Damm 26. Ida war verwitwet und Gertrud blieb bis an ihr Lebensende ledig. Zwischen dem 6. De­zem­ber 1922 und dem 31. März 1923 arbeitete Gertrud Kohn als Bürogehilfin in der Kon­su­men­tenkammer, die 1919 initiiert und 1920 als rechtsfähige Kammer der Deputation für Handel, Schifffahrt und Gewerbe unterstellt wurde. Im März 1933 wurde diese Kammer von den Natio­nalsozialisten aufgelöst.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich das Leben der Familie Kohn radikal. Ida galt nicht als deutsche Staatsbürgerin, da sie in Prag geboren war und konnte nur mit Hilfe ihrer Schwester Adele ihr Leben finanzieren. Adele war rechtzeitig nach London emigriert und schickte ihrer Schwester Ida nun monatlich 200 RM.

Ida und Gertrud Kohn zogen im Juli 1939 aus ihrer Wohnung am Mundsburger Damm aus und wohnten seither in der Parkallee 8. Zwischen März und Mai 1941 erhielten beide noch einmal finanzielle Unterstützung. Bekannte von Ida, das Ehepaar Kurt und Mary Schindler aus Prag, überwiesen monatlich 2000 Kronen an die Kohns. Ihr gesamtes Vermögen wurde zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen.
Auf dem ersten Transport von Hamburg ins Getto Lodz am 25. Oktober 1941 befanden sich auch Ida und Gertrud Kohn.

Im Getto bezogen sie die Wohnung Nummer 23 in der Reiterstraße 15. In der Anmeldekarte für das Getto wurde Gertruds Beruf mit Journalistin angegeben. Ob und wann sie diesen Be­ruf ausgeübt hatte, ist ungeklärt.

Ida Kohn starb am 20. April 1942 im Getto Lodz. Ihre Tochter Gertrud musste das Getto am 13. Mai 1942 verlassen. Wahrscheinlich wurde sie nach Chelmno gebracht und dort in einem Gaswagen ermordet.

© Carmen Smiatacz

Quellen: 1; 4; 5; 8; StaHH 314-15, OFP, R 1939/3066; StaHH 364-13, Fakultäten, Phil Fak Prom A 2; StaHH 371-12, Konsumentenkammer I, A II 3 Personalakte; USHMM, RG 15.083 300/17; ITS/ARCH/Getto Litzmannstadt/1203239#1 (1.1.22.1/0007/0552); ITS/ARCH/Kartei Gestapo Hamburg/ 12425847#1 (1.2.3.2/GHH016/0089); ITS/ ARCH/ Transportliste Gestapo/ 11198203#1 (1.2.1.1/0001-0060/0017G/0041); Archivum Panstwowe, Lodz.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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