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Bereits verlegte Stolpersteine



Otto Jaeger * 1907

Gilbertstraße 62 Ecke Winklerspark (Altona, Altona-Altstadt)


HIER WOHNTE
OTTO JAEGER
JG. 1907
INHAFTIERT 1938-1941
KZ FUHLSBÜTTEL
1941 NEUENGAMME
ERMORDET 3.5.1945

Otto Heinrich Jaeger, geb. am 25.4.1907 in Altona, gestorben vermutlich am 3.5.1945 beim Untergang der "Cap Arcona"

Gilbertstraße 62 (Gustavstraße 62)

Otto Jaeger gehört zu den Verfolgten, deren Biographien mit den Ende der 1980er bis in die frühen 1990er Jahre für nicht archivwürdig eingestuften Strafjustiz- und Gefangenenper-sonalakten von Homosexuellen ein zweites Mal vernichtet wurden. Lediglich anhand von Standesamts- und Gefangenenunterlagen waren einige biografische Eckdaten rekonstruierbar.

Er kam 1907 als Sohn des evangelisch-lutherischen Arbeiters Johannes Jaeger und seiner Frau Emma, geb. Meyer, im dritten Stockwerk der Altonaer Sedanstraße 37 zur Welt. Über seinen weiteren Lebensweg ließ sich nichts herausfinden. Eine Berufsausbildung scheint er nicht erhalten zu haben, denn als Berufsangabe tauchte später nur "Arbeiter" auf.

Im Alter von 31 Jahren wurde er erstmals in den überlieferten Gefangenenunterlagen vom 11. bis 13. November 1938 als "Schutzhäftling" für die Kriminalpolizei im KZ Fuhlsbüttel notiert. Anschließend saß er wegen "widernatürlicher Unzucht/Verbrechen" bis zum 5. April 1939 in der Untersuchungshaftanstalt am Holstenglacis. Am 2. April 1939 verurteilte ihn vermutlich das Landgericht in Hamburg nach § 175 zu einer zweijährigen Zuchthausstrafe, die er im Anschluss an die Untersuchungshaft, von der ihm nur ein Monat auf die Haftzeit angerechnet wurde, in Fuhlsbüttel verbüßte.

Am 22. Februar 1941 wurde Otto Jaeger nach vollständig verbüßter Strafe statt in Freiheit zur "Polizeibehörde" entlassen, die ihn nach einem unbekannten Zwischenaufenthalt vom 24. bis 27. März 1941 erneut im KZ Fuhlsbüttel inhaftierten ließ. Von dort – wie viele homosexuelle Männer – von der Gestapo ins KZ Neuengamme überstellt, wurde er unter der Häftlingsnummer 4523 und dem Präfix "Homo" geführt. Im Lager arbeitete er als "Kesselkoch". In einem der wenigen erhaltenen Lagerdokumente, den Laboruntersuchungsbüchern, findet sich sein Name aufgrund einer am 17. September 1943 durchgeführten Urin-Untersuchung, die ohne Krankheitsbefund blieb. Im Sommer/Herbst 1944 saß er noch im Lager ein, da sich sein Name auf einer sogenannten Hollerith-Vorkarteikarte des "SS-Wirtschafts-Verwaltungs-Hauptamtes Amtsgruppe D. Konzentrationslager" verzeichnet findet.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Otto Jaeger nach der Räumung des Lagers auf dem Weg zur Ostsee bzw. auf dem am 3. Mai 1945 bombardierten Schiff "Cap Arcona" ums Leben kam.

Da sich sein letzter frei gewählter Wohnsitz in der Gustavstraße 62 in Altona, heute Gilbertstraße 62, Ecke Winklers Park, befand, erinnert dort ein Stolperstein an sein Schicksal.

Stand September 2015

© Bernhard Rosenkranz (†) / Ulf Bollmann

Quellen: AB Altona 1908; StaH 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Ablieferung 2, 451 a E 1, 1 c; StaH 242-1 II Gefängnisverwaltung II, Ablieferung 13 und 17789; StaH 331-1 II Polizeibehörde II, Ablieferung 15 Band 1; StaH 332-8 Meldewesen, A 34/1 (= 741-4 Fotoarchiv, K 4459); Auskunft des Standesamts Hamburg-Altona zur Geburtseintragung 1907; Mit Dank an Alyn Beßmann, KZ-Gedenkstätte Neuengamme, für eine Auskunft vom 27.8.2014 mit Hinweis auf das Laboruntersuchungsbuch III des Krankenreviers, lab 001100496, und auf eine Hollerith-Vorkarteikarte des SS-Wirtschafts-Verwaltungs-Hauptamtes Amtsgruppe D. Konzentrationslager vom Sommer bis Herbst 1944, Bundesarchiv Berlin NS 3/1577, file 055751; Bästlein, Zehntausend Akten, S. 125–142 und Micheler: "Verfahren nach § 175", S. 112–121.

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