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Bereits verlegte Stolpersteine



Manfred (Manfried) Martin Mendel * 1878

Hansaplatz 12 (Hamburg-Mitte, St. Georg)


HIER WOHNTE
MANFRED MARTIN
MENDEL
JG. 1878
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 8.8.1942

Weitere Stolpersteine in Hansaplatz 12:
Gertrud Mendel

Gertrud Malchen Mendel, geb. 30.7.1897 in Hamburg, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 15.5.1944 nach Auschwitz, ermordet im KZ Stutthof am 14.10.1944
Manfried Martin Mendel, geb. 1.10.1878 in Hamburg, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, dort gestorben am 8.8.1942

Gertrud Mendel war die Tochter des jüdischen Kaufmanns Philipp Jacob und seiner Ehefrau Sophie, geb. Müns­ter (geb. 1861 in Hamburg). Das Ehepaar Jacob besaß über mehrere Jahrzehnte in der Brennerstraße in St. Georg ein Geschäft für Reformschuhwaren der Marke Sana. Als Philipp Jacob 1919 verstarb, führte seine Frau das Geschäft als Inhaberin in Form einer Offenen Handelsgesellschaft bis zu ihrem Tod im Oktober 1936 weiter. Danach übernahm die Tochter Gertrud, die 1929 den Kaufmann Manfried Mendel geheiratet hatte, als Erbin den Betrieb und leitete diesen bis zu dessen Liquidierung aufgrund der vom NS-Regime im Gefolge des Novemberpogroms von 1938 erlassenen "Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben" im April 1939.

Der Ehemann von Gertrud, Manfried Mendel, arbeitete seit 1930 im Geschäft seiner Frau mit. Wie diese war er gebürtiger Hamburger und Spross einer alteingesessenen jüdischen Kaufmannsfamilie. Seine Eltern waren Martin Mendel und seine Ehefrau Minna, geb. Hess (geb. 1860). Vater Martin besaß ein Herrenbekleidungsgeschäft, das er bei seinem Tod im Jahr 1909 an seinen Sohn vererbte. Das Ehepaar hatte außer dem Sohn Manfried noch die Töchter Selma und Therese, die 1879 und 1888 geboren wurden. Manfried besuchte in Hamburg die Realschule und schloss diese mit dem Einjährigenzeugnis ab. Danach scheint er kaufmännisch tätig geworden zu sein, zumindest übernahm er beim Tode seines Vaters dessen Geschäft und führte es allein bis zu seiner Heirat mit Gertrud Jacob 1929 weiter. Spätestens 1930 stieg er endgültig aus seinem alten Berieb aus und arbeitete nur noch im Geschäft seiner Ehefrau. Manfried Mendels jüngere Schwester Therese, die ledig blieb, war von Beruf Handelsvertreterin und erbte beim Tod ihrer Mutter im Jahr 1928 einen von dieser geführten "Engroshandel in Unterwäsche", dessen Leitung sie übernahm. Die älteste Tochter Selma war verheiratet und führte den Ehenamen Meyer.

Nach der Hochzeit von Gertrud und Manfried Mendel lebte das Paar eine Zeitlang offenbar am Familien- und Geschäftssitz der Familie Jacob in der Brennerstraße 8, bis es Anfang der 1930er Jahre an den nahen Hansaplatz in das Haus Nummer 12 zog. Ab September 1937 wohnte es in der Bremer Reihe 20, was vermutlich der letzte frei gewählte Wohnsitz der Mendels gewesen ist. Wie alle jüdischen Geschäftsleute waren auch sie den wirtschaftlichen Willkürmaßnahmen des NS-Regimes ausgesetzt und mussten noch vor der zwangsweisen Liquidierung ihres Geschäfts eine Judenvermögensabgabe von mehr als 19000 RM entrichten. Außerdem wurden Wertpapiere, Anleihen und Schmuckstücke in ihrem Besitz in Höhe von insgesamt rund 60000 RM behördlich eingezogen und eine Abgabe von 26000 RM an den Jüdischen Religionsverband für einen "Heimeinkauf" ging ihnen ebenfalls verloren. Nachdem es seines Vermögens beraubt war, wurde das Ehepaar Mendel gezwungen, in das "Judenhaus" Kleiner Schäferkamp 32 einzuziehen, wo es bis zu seiner Deportation am 15. Juli 1942 ins Getto Theresienstadt wohnte. Manfried Mendel starb dort nach nur wenigen Wochen, während seine Frau Gertrud nach fast zweijährigem Aufenthalt im Mai 1944 nach Auschwitz weiterdeportiert wurde. Ihr Leidensweg endete schließlich im KZ Stutthof, wo sie am 14. Oktober 1944 ermordet wurde. Die beiden Schwestern Manfried Mendels, Therese und Selma, konnten dem tragischen Schicksal ihres Bruders entgehen, da es ihnen gelang, während der 1930er Jahre nach Großbritannien zu fliehen, wo Selma jedoch bereits 1942 verstarb.

Der Stolperstein für Gertrude und Manfried Mendel wird am Hansaplatz 12 vor dem Haus verlegt werden, in dem sie als Ehepaar am längsten zusammenlebten.

© Benedikt Behrens

Quellen: 1; 4; 5; 7; AfW, Entschädigungsakte Therese Mendel; StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 e 2 (Deportationslisten); Bajohr, Frank, "Arisierung" in Hamburg. Die Verdrängung der jüdischen Unternehmer 1933–1945, Hamburg 1997, S. 361.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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