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Zerline Peritz (geborene Träger-Jacob) * 1889

Wandsbeker Chaussee 104 (Wandsbek, Eilbek)


HIER WOHNTE
ZERLINE PERITZ
GEB. TRÄGER-JACOB
JG. 1889
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Wandsbeker Chaussee 104:
Hermann Peritz

Hermann Peritz, geb. 16.9.1882 in Hamburg, am 8.11.1941 deportiert nach Minsk
Zerline Peritz, geb. Jacob, gesch. Träger, geb. 16.8.1889 in Hamburg, am 8.11.1941 deportiert nach Minsk

Wandsbeker Chaussee 104

Hermann Peritz war der Sohn des 1856 geborenen jüdischen Handelsmannes und späteren Boten Joseph Peritz sowie dessen 1859 geborener ebenfalls jüdischen Ehefrau Rike, geborene Moses. Er war das älteste von mindestens sechs Geschwistern.

Hermann Peritz’ Eltern wohnten seit ihrer Eheschließung im Jahre 1879 in der zum Hamburger Gängeviertel gehörenden Straße Kraienkamp Terrasse 18 Hs. 3 (heute: Krayenkamp). Diese Adresse lag in unmittelbarer Nachbarschaft zur Hamburger Michaeliskirche. Joseph Peritz, Hermann Peritz’ Vater, hatte schon vor seiner Eheschließung in derselben Terrasse bei seinen Eltern im Kraienkamp 1 gewohnt.

Hermann Peritz und seine fünf Geschwister wurden in der Wohnung im Kraienkamp geboren. Sein 1887 geborener Bruder Siegfried starb im Alter von sechs Jahren. Über Kindheit und Jugend der anderen Peritz-Kinder ist nichts überliefert. 1908 zog das Elternpaar Peritz in die Kielortallee in der Nähe des Grindelviertels, mit ihm der inzwischen 28-jährige Sohn Hermann und dessen 19-jähriger Bruder Paul. Beide Söhne blieben auch nach dem Tod des Vaters im Jahre 1910 bei der Mutter in der Kielortallee, Hermann bis zu seiner Eheschließung. Am 26. Oktober 1917 starb Hermann Peritz’ jüngerer Bruder Max, geboren 15. August 1895, als Soldat im Ersten Weltkrieg im Alter von 22 Jahren. In den Kämpfen in Flandern bei Passchendaele (heute: Passendale) traf ihn ein Artilleriegeschoss in den Kopf.

Im August 1921 heirateten Hermann Peritz und die am 3. Februar 1885 geborene Kaufmannstochter Frieda Brady aus Ritzebüttel/Cuxhaven. Beide Eheleute waren Mitglieder der Jüdischen Gemeinde in Hamburg. Das junge Ehepaar bezog eine Wohnung in der Wandsbeker Chaussee 104. Es blieb dort bis weit in die 1930er Jahre.

1935 oder 1936 wechselten Hermann und Frieda Peritz in die Hasselbrookstraße 11.
Die Informationen über den beruflichen Werdegang von Hermann Peritz sind spärlich. Aus seiner Kultussteuerkarteikarte der Jüdischen Gemeinde ist ersichtlich, dass er zunächst als "Reisender in Schuhbedarfsartikeln" tätig war. Die Geschäftsadresse lautete Heinrich-Barth-Straße 8, Keller, im Stadtteil Rotherbaum. Ab etwa 1921 firmierte er unter der Bezeichnung "Schuhwarenhandlung". Er muss bis weit in die 1920er Jahre hinein zumindest zeitweise so hohe Einkünfte gehabt haben, dass er von der Jüdischen Gemeinde seit 1913 regelmäßig zur Kultussteuer veranlagt wurde. Er blieb jedoch wiederholt mit Zahlungen im Rückstand. Ab 1931/32 änderte sich die Situation. Aufgrund der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise wurde nun keine Steuer mehr festgesetzt. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 spitzte sich die Situation aufgrund der Boykotte gegen jüdische Gewerbetreibende zu. Schließlich wurde ihm selbst eine Tätigkeit als Reisender bzw. Schuhwarenhändler untersagt. Auf der Sterbeurkunde seiner Frau Frieda, die im Winter 1939/1940 erkrankte und am 19. Januar 1940 im Jüdischen Krankenhaus in der Johnsallee 68 starb, wurde er als "Arbeiter" bezeichnet.

Nach dem Tod seiner ersten Frau Frieda heiratete Hermann Peritz im Dezember 1940 ein zweites Mal. Auch seine neue Ehefrau Zerline, geborene Jacob, geboren am 16. August 1889, war bereits einmal verheiratet gewesen und von ihrem ersten Ehemann Berthold Träger 1906 geschieden worden. Es ist zu vermuten, dass Hermann Peritz seine zweite Ehefrau in der Rappstraße 2 kennen lernte, die dort zeitweise eine eigene Wohnung hatte. Hier wohnte er zu dieser Zeit zur Untermiete bei Anna Sekkel, einer Witwe, die am 6. Dezember 1941 nach Riga deportiert wurde.

1941 mussten Hermann und Zerline Peritz in die Heinrich-Barth-Straße 8 umziehen. Diese Adresse bezeichnete ein "Judenhaus", in dem Juden auf engstem Raum zusammen wohnen mussten. Am 8. November1941 wurden Hermann und Zerline Peritz nach Minsk deportiert. Es gab nie wieder ein Lebenszeichen von ihnen. Sie wurden auf den 31. Dezember 1945 für tot erklärt.

Die damaligen Hamburgischen Electricitäts-Werke trugen das Ihre zu einer "geordneten Abwicklung" der Deportation vom 8. November 1941 bei. Mit Schreiben vom 13. Januar 1942 an das Finanzamt Dammtor – Verwaltungsstelle für Judenvermögen – teilten sie mit: "Die nachstehend aufgeführten Juden, die in letzter Zeit evakuiert worden sind, schulden uns noch bis zu ihrem Auszug aus den betreffenden Wohnungen für verbrauchten Strom [...]". Es folgt eine mehrseitige Liste, in der auch Hermann Peritz, Heinrich-Barth-Straße 2, aufgeführt ist. Für ihn verlangten die HEW 7,85 RM.

Außer Hermann und Zerline Peritz sind weitere Mitglieder der großen Familie Peritz Opfer des Holocaust geworden. Selma Peritz, Hermann Peritz’ am 25. September 1891 geborene Schwester, wurde am 25. Oktober 1941 von Hamburg aus in das Getto von Lodz deportiert und kam dort am 21. Februar 1942 ums Leben. Hermann Peritz’ zweite Schwester Hertha, geboren 18. September 1897, wurde am 25. Mai 1943 ab Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Sie wurde am 28. Mai 1943 ermordet.

Paul Peritz, der oben schon erwähnte Bruder von Hermann Peritz, konnte Deutschland mit seiner Ehefrau noch rechtzeitig im April 1940 verlassen und in die USA ausreisen. Die drei Kinder Inge, Werner und Susi wurden im Juni 1939 mit einem der Kindertransporte nach England in Sicherheit gebracht.

Stand Februar 2014
© Ingo Wille

Quellen: 1; 4; 5; 9; AB; StaH 314-15 OFP Oberfinanzpräsident 29 (HEW); 332-5 Standesämter 2032-4109/1889, 2201-3487/1889, 2203-4408/1882, 2259-3948/1891, 2374-2714/1895, 6314-1603/1890, 8168-43/1940, 9584-624/1921, 13275-1636/1900, 13325-390/1900; 522-1 Jüdische Gemeinden 922e Deportationslisten.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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