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Franz Oppens
© Archiv Heiko Morisse

Franz Oppens * 1876

Lohmühlenstraße 1 (Hamburg-Mitte, St. Georg)


HIER WOHNTE
DR. FRANZ OPPENS
JG. 1876
VERHAFTET 1944
DEPORTIERT 1944
AUSCHWITZ
ERMORDET

Dr. Franz Oppens, geb. 7.3.1876 in Hamburg, am 28.7.1944 deportiert nach Auschwitz

Franz Oppens war das dritte von vier Kindern des Kaufmanns Julius Oppenheim und seiner Ehefrau Emilie geborene Wolfers. Sein Vater, der im Alter von 20 Jahren aus seinem im Harzvorland gelegenen Geburtsort Echte nach Hamburg gekommen war, betrieb seit 1855 als selbständiger Kaufmann den Handel mit englischer Herrenmode. 1862 gründete er mit Joseph Rappolt das Textilunternehmen Oppenheim & Rappolt, das zu einem führenden deutschen Hersteller hochwertiger Herrenbekleidung wurde. Ein Jahr später heiratete er die aus einer alteingessenen wohlhabenden Mindener Familie stammende Emilie Wolfers. Aus der Ehe gingen vier Söhne hervor: Richard (geb. 1866), der wie sein Vater Kaufmann wurde, Georg (geb. 1871), der das Ingenieurdiplom erwarb, Franz (geb. 1876) und Paul (geb. 1883), der Notar wurde. Alle vier Kinder traten 1891 aus der jüdischen Gemeinde aus, ließen sich evangelisch taufen oder waren nun wie Richard konfessionslos. 1911 änderten Richard, Franz und Paul mit Genehmigung des Hamburger Senats ihren Nachnamen in Oppens; Georg folgte dem 1920.

Franz Oppens legte im Februar 1894 das Abitur an der Gelehrtenschule des Johanneums ab. Danach studierte er Rechtswissenschaft an den Universitäten München, Leipzig und Kiel. Hier bestand er am 11. Dezember 1897 die erste juristische Prüfung. Während seiner Referendarzeit erwarb er am 28. Februar 1899 an der Universität Jena den juristischen Doktorgrad. Das zweite juristische Examen legte er am 16. Dezember 1901 in Hamburg ab. Als Assessor wurde er in die Hamburger Finanzverwaltung übernommen und 1905 bei der Deputation für indirekte Steuern und Abgaben zum Regierungsrat ernannt.

1909 vermählte er sich mit Elisabeth Friedrichs. Sie war eine Tochter des Potsdamer Fabrikanten und Kgl. Kommerzienrats Heinrich Friedrichs und seiner Ehefrau Lina geborene Kaufmann und – wie ihr Mann – in jungen Jahren evangelisch getauft. Aus ihrer Ehe gingen zwei Kinder hervor: Kurt (geb. 1910) und Gisela (geb. 1912). Seit 1919 wohnte die Familie an der Elbchaussee gegenüber dem Hirschpark. Elisabeth Oppens starb 1922 im Alter von 32 Jahren.

Als Folge des geänderten Finanz- und Steuersystems auf Grund der Weimarer Reichsverfassung trat Franz Oppens 1919 in den Reichsdienst über. Zunächst übernahm er als Oberregierungsrat die Leitung des Finanzamts St. Georg, 1925 wurde er Vorsitzender des Finanzgerichts beim Landesfinanzamt Unterelbe mit der Amtsbezeichnung Finanzdirektor. Am 7. Januar 1933 wurde er zum Reichsfinanzrat beim Reichsfinanzhof in München ernannt, wo er dem für Verkehrssteuern zuständigen II. Senat zugeteilt wurde. Nach dem Inkrafttreten des so genannten Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 konnte er zwar noch im Dienst bleiben, da für "Altbeamte" eine Ausnahme von dem "Arierparagraphen" vorgesehen war. Wie alle Beamte, die den Nationalsozialisten als "Volljuden" galten, wurde er aber auf Grund des Reichsbürgergesetzes zum 31. Dezember 1935 in den Ruhestand versetzt.

Zum 1. Januar 1937 kehrten Franz Oppens und seine (zweite) Frau, die er 1931 – nach Beendigung der Schulausbildung seiner Kinder – geheiratet hatte, nach Hamburg zurück, wo sie in der Lohmühlenstraße 1 eine Wohnung bezogen. Auf Grund einer Verfügung des Hamburger Polizeipräsidenten vom 7. November 1938 musste er statt der Vornamen Franz Johann künftig den Vornamen Dan führen. Ende Oktober 1941 zeigte er dem – für seine Ruhegehaltsansprüche zuständigen – Oberfinanzpräsidenten in Hamburg seine Absicht an, in nächster Zeit über Portugal nach den Vereinigten Staaten von Amerika auszuwandern, wo bereits sein Sohn Kurt lebte. Dazu kam es aber nicht mehr, denn zu diesem Zeitpunkt hatte das Reichssicherheitshauptamt die Auswanderung für Juden bereits für die Dauer des Krieges gesperrt. Am 20. April 1942 musste Franz Oppens als "jüdischer Partner einer nichtprivilegierten Mischehe" auf Geheiß der Gestapo die Ehewohnung verlassen und in das "Judenhaus" Rappstraße 15 ziehen. Seitdem verbrachte er den Tag bei seiner Frau in der Wohnung Lohmühlenstraße, die Nacht dagegen in der Rappstraße, bis die Wohnung in der Lohmühlenstraße 1943 ausgebombt wurde und seine Frau zu einem Sohn nach Süddeutschland zog. Am 9. Mai 1944 wurde Franz Oppens – aus nicht mehr aufklärbaren Gründen – von der Gestapo verhaftet. Obwohl die Gestapo dem Oberfinanzpräsidenten auf Nachfrage mitteilte, dass "seine Evakuierung nicht beabsichtigt" sei, wurde er am 28. Juli 1944 nach Auschwitz deportiert. Von dort ist er nicht zurückgekehrt.

© Heiko Morisse

Quellen: Staatsarchiv Hamburg, 131-15 Senatskanzlei-Personalakten, C 338; Staatsarchiv Hamburg, 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 7838; Staatsarchiv Hamburg, 314-15 Oberfinanzpräsident-Devisen- und Vermögensverwertungsstelle, R 1941/138 und FVg 8865; Bundesarchiv Berlin, R 2/102981-102985

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