Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Erich Koppel, 1939
Erich Koppel, 1939
© Nationalarchiv Belgien (NAB)

Erich Koppel * 1914

Krohnskamp 72 (Hamburg-Nord, Winterhude)


HIER WOHNTE
ERICH KOPPEL
JG. 1914
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET

Erich Koppel, geb. 14.6.1914 in Hamburg, deportiert am 13.9.1942 von Drancy/Frankreich nach Auschwitz

Krohnskamp 72 (Winterhude)

Erich Koppel wurde laut Akten des belgischen Justizministeriums am 14. Juni 1914, laut Hamburger Gedenkbuch und Lager Rivesaltes (Pyrenäen) aber am 12. Juni 1914 in Hamburg geboren. Er war das jüngste Kind des Kaufmanns Max Hirsch Koppel (1863–1938) und der Weißnäherin (für ungefärbte Stoffe) Amalie "Malchen" Koppel, geb. Heilbut (1871–1959). Seine Eltern hatten 1893 in Hamburg geheiratet, wo beide auch selbst geboren worden waren. Erichs Großväter waren der Händler und Hamburger Bürger Hirsch Koppel (1831–1919) sowie der Zigarrenarbeiter Jacob Heilbut (geb. 1841).

Erichs sechs deutlich älteren Geschwister war ebenfalls in Hamburg geboren worden: Mathilde Wulf, geb. Koppel (1894–1942?), John Koppel (1896–1978), Herbert Koppel (1897–nach 1970), Gertrud Gumpel, geb. Koppel (1898–1942?), Paul Koppel (1900–1901) und Edith Stoppelmann, geb. Koppel (1904–1942?).

Wenige Wochen nach Erichs Geburt begann der Erste Weltkrieg. Die Mobilisierung traf auch die beiden ältesten Söhne von Familie Koppel, die ihre Einberufung 1915 bzw. 1916 erhielten und als Soldaten für "Kaiser und Vaterland" kämpfen mussten.

Der Vater war hierfür mit seinen 51 Jahren zu alt; er hatte ab 1883 seinen Militärdienst beim Infanterie-Regiment 26 abgeleistet. Er war Teilhaber der Firma "M. & R. Koppel Kaufleute" (1885–1889), die kurzzeitig auch "Putz- und Modewaren" (1890) in der 2. Elbstraße 1 verkauften. Anschließend führte er unter seinem Namen ein eigenes Wäsche-Konfections-Geschäft in der Wexstraße 18/Neustadt (1891–1893), dann wieder ein Putz- und Modewarengeschäft in der 2. Elbstraße 1 (1894–1896) und 2. Elbstraße 15 (1897–1899), um es schließlich in ein Geschäft für Partiewaren umzuwandeln, wo veraltete oder leicht schadhafte Waren zu einem reduzierten Preis angeboten wurden. Dieses Geschäft hatte seine Standorte in der 2. Elbstraße 15 (1900), Elbstraße 86 (1901–1911) und rund drei bis vier Jahre zeitgleich auch im Thielbeck 10 Parterre/Neustadt (u.a. 1907–1929). Zeitweilig war auch sein Bruder Leo Koppel (geb. 8.8.1870) im Geschäft tätig. Als Berufsbezeichnung gab Max Koppel auf den Geburtsurkunden seiner Kinder "Händler" an. Das Geschäft war einträglich, so dass Max Koppel 1903 das Hamburger Bürgerrecht erwerben konnte, wofür ein Jahreseinkommen von mindestens 1.200 Mark an fünf aufeinander folgenden Jahren nachzuweisen war.

Die oft wechselnden Wohnungen von Familie Koppel lagen in der Marienstraße 76/St. Pauli (1894), Reeperbahn 48/St. Pauli (1894), Marienstraße 64/St. Pauli (1895–1897), Neuer Steinweg 66/Neustadt (1898–1899), Seilerstraße 13/St. Pauli (1900–1902), Brüderstraße 26/Neustadt (1903–1908), Rentzelstraße 14/Rotherbaum (1909–1911) Grindelhof 53 II. Stock (1912–1915), Grindelhof 62/Rotherbaum(1916–1930), Winterhuder Marktplatz 6–7/Winterhude (1931) undGrasweg 15/Winterhude (1932–1933).

1916 war der 85jährige Großvater Hirsch Koppel nach dem Tod seiner Ehefrau Esther Koppel geb. Jacob (1833–1916) bei Max und Amalie Koppel eingezogen; er starb drei Jahre später im Israelitischen Krankenhaus.

Anders als seine beiden älteren Brüder besuchte Erich Koppel die Thaer-Oberrealschule (für Jungen) vor dem Holstentor (heute Albrecht-Thaer-Gymnasium) in Hamburg-St. Pauli (Holstenglacis)bis zur Untersekunda (10. Klasse) im März 1931 (und war damit zwei Jahre länger auf der Schule als seine Brüder). Danach absolvierte er vom 1. April 1931 bis zum 31. März 1934 eine Lehre als Speditionskaufmann bei Schenker & Co. in Hamburg (Spitalerstraße 10). Aufgrund der Ausgrenzungserfahrungen in NS-Deutschland emigrierte er im April 1934 nach Spanien, ab Januar 1935 soll er sich in Madrid aufgehalten haben. Dem Einwohnermeldeamt Hamburg lag eine Abmeldung für den 14. Januar 1935 für Madrid vor. Er war vermutlich das erste Familienmitglied der Familie Koppel, das in die Emigration ging.

Sein Bruder Herbert Koppel (geb. 14.9.1897) war nach Besuch der Talmud Tora-Realschule (1904–1912), dem Abschluss einer Lehre bei Gebr. Robinsohn "Spezialhaus für Seidenstoffe und Damenmoden" am Neuen Wall (1912–1915) und der Kriegsteilnahme als "Musketier" (1916–1919) bis zur Firmen-Liquidierung 1926 im väterlichen Unternehmen tätig. Er lebte mit Ehefrau Rosa und Tochter Marion am Goldbekufer 42 (1931–1932) und in der Ulmenstraße 5a (1932–1933) und emigrierte mit einem Arbeiter-Einwanderungszertifikat mit seiner Familie im September 1933 über Triest nach Palästina.

Das Hamburger Adressbuch verzeichnete Kaufmann M. Koppel ab 1934 als Hauptmieter im Krohnskamp 72 III. Stock (Winterhude); hierbei handelte es sich um seinen Vater Max Koppel. Es war damals üblich, dass unverheiratete Männer, auch mit 30 oder 40 Jahren, weiterhin bei ihren Eltern lebten – dies traf auch auf Erich Koppel zu. Das 1926 bis 1928 errichtete Mietshaus Krohnskamp 72 gehörte der Gemeinnützigen Deutschen Wohnungsbau-Gesellschaft m.b.H., die ihren Verwaltungssitz in der rückwärtigen Straße Heidberg 58 hatte. 1936 bis 1938 lautete die Wohnadresse Krohnskamp 84II.Stock, die Vermietungsgesellschaft war die gleiche geblieben, nun aber mit Verwaltungssitz am Holstenwall 8. Max Koppel starb im Januar 1938 im Israelitischen Krankenhaus Hamburg.

Während Erich Koppels Exil in Spanien, wo er als Speditionskaufmann tätig gewesen sein soll, begann dort Mitte 1936 der Bürgerkrieg, der im März 1939 mit dem Einmarsch des rechtsgerichteten Putschistengenerals Franco in Madrid endete. Am 16. Januar 1939 ließ sich Erich Koppel vom Gouverneur von Madrid einen spanischen Reisepass für Staatenlose (ohne Angabe der Nationalität), gültig für drei Monate, ausstellen und erhielt daraufvier Tage später vom Belgischen Vize-Konsul in Madrid ein Zweitagesvisum, gültig ab Ankunft in Belgien. Über Paris gelange Erich Koppel am 14. Februar 1939 mit dem Zug nach Brüssel.

Die "Gendarmerie Nationale, Brigade d’Information" notierte in einem kurzen "Rapport" seine Ankunft und seinen befristeten Aufenthaltsstatus in Belgien. Erich Koppels Ziel war Antwerpen, wo seine zehn Jahre ältere Schwester Edith und Schwager Gerhard Stoppelmann, die bereits seit 1935 im Exil lebten, seit 1936 eine Handelsfirma für Tierhaare und Wolle besaßen. Auf seinem belgischen Firmenbriefpapier – und mit dem Hinweis auf seine niederländische Staatsbürgerschaft – beantragte Gerhard Stoppelmann eine belgische Aufenthaltsbewilligung für Erich Koppel. Auch ein Rechtsanwalt wurde eingeschaltet.

Parallel bemühte sich Erich Koppel von März bis Juni 1939 um ein Visum für Mexiko. Obwohl er gesundheitlich angeschlagen war, wurde er zwecks Weiterreise bei Konsulaten vorstellig, da Belgien ihm kein dauerhaftes Bleiberecht einräumen wollte. Das belgische Justizministerium/Amt für Öffentliche Sicherheit ("Openbare Veiligheid") in Brüssel bestritt im April 1939 Koppels Status als Flüchtling, da er nicht direkt aus Deutschland nach Belgien, sondern über Spanien nach Belgien eingereist war.

In Antwerpen lebte er zusammen mit seiner Mutter Amalie Koppel, die am 10. August 1938 in das neutrale Nachbarland emigriert war, zuerst bei Stoppelmanns in der Rembrandtstraat 6 (Februar 1939–Juli 1939) und dann in der Peter Benoit Straat 6 (ab 10. September 1939). Zwischenzeitlich hielt er sich vom 24. Juli bis 10. September 1939 an der belgischen Küste in Zeebrügge und Heyst an der Grenze zu den Niederlanden auf. Ursache hierfür dürfte sein abgelaufener belgischer Aufenthaltsstatus ("Reiswijzer") gewesen sein und die Aufforderung, Belgien binnen 48 Stunden zu verlassen.

Vermutlich bemühte sich Erich Koppel an der Küste auch um eine Überfahrt nach England, vom Außenhafen von Brügge (Zeebrügge) gab es eine Dampferverbindung nach Harwich. Spätestens mit der Kriegserklärung Großbritanniens an NS-Deutschland am 3. September 1939 war dies aber gänzlich unrealistisch. Auch dürfte ein deutscher Immigrant an der belgischen Küste bei Beginn des Zweiten Weltkriegs Spionagebefürchtungen geweckt haben. Am 25. September 1939 meldete er sich erneut in Antwerpen an.

Erich Koppel soll mit seiner kaufmännischen Tätigkeit in Belgien den Unterhalt für sich und seine Mutter verdient haben, in den belgischen Akten des Amtes für öffentliche Sicherheit (SȗretéPublique)und sowie im "Inlichtingsbulletijn betreffende Vreemdelingen" der Stadt Antwerpen vom 25.9.1939 wurde er hingegen als erwerbslos bezeichnet. Das "Vreemdelingenbureel" in Antwerpen notierte Ende November 1939: Angestellter bei einer spanischen Firma. Sofern er einer beruflichen Tätigkeit nachging, musste er regelmäßig die Wohnung verlassen, was für einen Ausländer mit abgelaufenem Aufenthaltsstatus ein Risiko bedeutete. Eine behördeninterne Notiz vom 8. November 1939 für die Ausländerbehörde (Commission des Etrangers) des Amtes für Öffentliche Sicherheit (Sȗreté Publique bzw. Openbare Veiligheid) endete mit dem Fazit: "Das Amt schlägt seine Internierung vor", da eine Abschiebung über die Grenze derzeit nicht möglich sei.

Seit Januar 1940 lief ein formeller Antrag der Staatspolizeileitstelle Hamburg auf Aberkennung seiner deutschen Staatsbürgerschaft; am 21. Mai 1940 wurde die Ausbürgerung von Erich Koppel im Reichsanzeiger No. 121 veröffentlicht, er galt nun auch offiziell als staatenlos.

Wenige Tage nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Belgien wurde Erich Koppel zwischen dem 11. und 15. Mai 1940 im Auftrag der NS-Besatzer in Antwerpen von den belgischen Behörden verhaftet und in das offiziell unbesetzte Vichy-Frankreich ("Südzone") abgeschoben. Die Abschiebung "unerwünschter Fremder" nach Frankreich praktizierte die belgische Polizei auch schon vor der deutschen Okkupation. Mit dem Dekret zur Internierung ausländischer Juden vom 4. Oktober 1940 in Vichy-Frankreich, lief Erich Koppel Gefahr, sofern er nicht auch schon hier interniert war, bei einer Razzia festgenommen zu werden.

Wann genau er verhaftet wurde, ist nicht bekannt; die französischen Behörden brachten ihn in das Internierungslager Gurs an der französisch-spanischen Grenze.Bereits vor der deutschen Besetzung Vichy-Frankreichs im November 1942 waren von dort seit August 1942 durch französische Polizei und Miliz nach Razzien Deportationen in das besetzte Frankreich vorgenommen worden. Erich Koppel wurde am 1. September 1942 aus dem Lager Gurs in das rund 350 km entfernte, aber ebenfalls an den Pyrenäen gelegene Lager Rivesaltes und weiter in das Sammellager Drancy bei Paris überstellt. Von dort wurde er, nun 28 Jahre alt, am 13. September 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. 1955 erklärte das Hamburger Amtsgericht ihn für tot auf den 9. Mai 1945.

Sein Bruder John Koppel (geb. 6.4.1896) hatte nach dem Besuch der Hamburger Talmud Tora-Realschule (1903–1911), einer kaufmännischen Lehre bei der Modewarengroßhandelsfirma Gebr. Achenbach am Neuen Wall (1911–1914) und seiner Einberufung zur Kaiserlichen Armee (1915–1919) eine eigene Firma gegründet.

Die im Dezember 1920 gegründete Firma John Koppel & Co. Korsettbestandteile-Großhandel mit den Geschäftsadressen Brüderstraße 26/Neustadt (1921), Dammtorstraße 7 (1922–1928), Heuberg 5/7 (1929–1934), Plan 5 (1935) und zuletzt der Privatadresse Brahmsallee 27 (1936–1939), wurde ab 1921 von John Koppel und Gustav Gumpel gemeinsam betrieben. Nach einem Zwangsvergleich im April 1926 schied John Koppel im Dezember 1927 aus dem Unternehmen aus, das nun Gustav Gumpel unter dem altem Namen bis zu seiner Emigration im April 1939 (nach Ekuador) allein weiterführte. Ab 1928 war John Koppel selbständiger Handelsvertreter in der Korsett- und Bandagen-Branche. Nachdem ab 1933 verschiedene Firmen die Zusammenarbeit mit ihm aufkündigten, erhielt er Arbeit in der Firma Bela Partos Bandagist und Belpa-Korsettfabrik (Schulterblatt 88) seines Schwagers László Pártos (1897–1971). Die Firma wurde nach Boykottaktionen der SA und Streichung des Unternehmens aus der Lieferantenliste von Krankenkassen sowie der Bandagisten-Innung schließlich Ende November 1938 "arisiert" und von Ernst Robert Seiffert als Bandagenhaus fortgeführt. László Pártos reiste im Oktober 1939 mit Ehefrau und Kindern nach Budapest (Bezirk V), wo der Verfolgungsdruck gegen Juden noch nicht so extrem war wie in NS-Deutschland.

John Koppel wohnte zum Zeitpunkt der Volkszählung (Mai 1939) noch in Hamburg (Am Weiher 19) und war in den Adressbüchern von 1923 bis 1939 als Kaufmann in der Klosterallee 26 (Harvestehude) verzeichnet. In dem Haus Am Weiher 19 (Eimsbüttel) wohnten im Mai 1939,zum Zeitpunkt der Volkszählung, noch weitere jüdische Mieter: Auguste Freudenberg (1867–1943), Johanna Partos, geb. Braun (geb. 4.5.1898 in Miloslaw/Wreschen), LászlóPártos (17.6.1897 in Budapest) und Riza Pártos, geb. Weiszmann (geb. 4.2.1871 in Budapest), die Hamburger Schwestern Ricke Welterhahn (geb. 1865) und Minna Welterhahn(geb. 1876) sowie Max Wittmaack (geb. 9.3.1875 in Bordesholm).

Weitere Geschwister Koppel registrierte die Volkszählung 1939 nicht in Hamburg. Auch John Koppel floh im November 1939 nach Antwerpen und wurde wegen unerlaubten Grenzübertritts in Belgien erst in einem Gefängnis und danach in einem Internierungslager eingesperrt. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht konnte er durch Unterstützung Einheimischer zusammen mit seinen Kindern untertauchen. Eine belgische Widerstandsgruppe besorgte ihm den Ausweis eines verstorbenen Belgiers, in das sein Passbild eingeklebt wurde. 1946 wanderte er nach Ecuador und später in die USA aus.

Seine Schwester Mathilde Wulf, geb. Koppel (geb. 18.8.1894 in Hamburg) floh im Januar 1939 mit Ehemann und ihren beiden Söhnen illegal nach Belgien. Sie überschritten bei Aachen zu Fuß die Grenze, im Gepäck befanden sich keine Reisepässe, sondern nur die Geburts- und Heiratsurkunden, um sich ausweisen zu können. In Antwerpen wohnten sie in der Wambachstraat 36 (u.a. Juli 1939–November 1939), Teichmann Straat 6 (Januar 1939–Januar 1941), Square Brugman 5 (ab 14. Januar 1941) sowie Rue des Cottages 6 (1941–1942). Auf Geheiß der deutschen Besatzer wurde Mathilde Wulf am 24. Oktober 1942 vom Lager Mechelen (Malines) ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Ihr Ehemann Pau Jean Wulf (geb. 16.9.1892 in Hamburg) warim Mai 1940 ins Internierungslager Saint Cyprien, 1942 ins Sammellager Drancy und am 12. August 1942 von dort ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert worden. An Paul Wulf, mit dem sie seit 1919 verheiratet war, erinnert seit 2015 ein Stolperstein in der Oberstraße 16-18 (Harvestehude), da das Mietshaus Klosterallee 20, in dem die Eheleute Wulf von 1920 bis 1933 wohnten, im Krieg zerstört wurde und dieser Teil der Klosterallee für den Neubau der Grindelhochhäuser aufgehoben wurde.

Seine Schwester Gertrud Gumpel, geb. Koppel (geb. 8.11.1898 in Hamburg) war seit 1920 mit Berthold Gumpel (1896–1985) verheiratet, einem Bruder von Gustav Gumpel (1894–1978). Ihr Ehemann emigrierte Anfang 1937 nach Antwerpen/ Belgien, Gertrud folgte im August 1937 mit den drei Kindern. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht floh sie weiter Richtung Portugal, wurde festgenommen und in den Lagern Drancy und Angers interniert und von dort am 20. Juli 1942 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Das Amtsgericht Hamburg erklärte sie 1953 für tot auf Ende des Jahres 1945. An sie und ihre drei Kinder erinnern Stolpersteine im Loehsweg 2 (Eppendorf).

Seine Schwester Edith Stoppelmann, geb. Koppel (28.3.1904 in Hamburg) war mit dem niederländischen Kaufmann Gerhard Stoppelmann (geb. 21.11.1904 in Hamburg) verheiratet. Dieser gründete im Januar 1932 in Hamburg zusammen mit dem Kaufmann Gustav Leers (1902–1944) die Im- und Exportfirma für Tierhaare Gerhard Stoppelmann & Co. (Hopfensack 19). Die Eheleute Stoppelmann flohen 1935 aus Deutschland und hielten sich erst in Madrid und ab 1936 in Antwerpen (Rue Rembrandt 6) auf. In der zweitgrößten belgischen Stadt betrieb Gerhard Stoppelmann, wie schon in Hamburg und Madrid, ein Handelsgeschäft für Tierhaare und Wolle (Rue de Tanneurs 21). Es ist anzunehmen, dass die Eheleute Stoppelmann aus Belgien nach Frankreich abgeschoben wurden. Im besetzten Frankreich wurden sie am 26. August 1942 vom Lager Drancy ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. An sie erinnern Stolpersteine in der Blumenstraße 46 (Winterhude).

Der Onkel Henry Koppel (geb. 19.9.1876 in Hamburg) war als Straßen-Textilhändler tätig gewesen. Er wurde am 19. Juli 1942 aus dem Altersheim in der Schlachterstraße 40/42 (Neustadt), das vom NS-Staat zu einem "Judenhaus" erklärt worden war, ins Getto Theresienstadt und zwei Monate später, am 21. September 1942, ins Vernichtungslager Treblinka deportiert worden. An ihn erinnert ein Stolperstein in der Steinwegpassage 28 (Neustadt).


Stand: September 2007
© Björn Eggert

Quellen: Staatsarchiv Hamburg (StaH) 231-7 (Handelsregister), A1 Band 108 (John Koppel & Co. HR A 24803); StaH 314-15 (Oberfinanzpräsident), FVg 8172 (Erich Koppel, wegen Ausbürgerung); StaH 314-15 (Oberfinanzpräsident), FVg 7744 (Laszlo Partos); StaH332-5 (Standesämter), 2815 u. 1022/1893 (Heiratsregister 1893, Max Koppel u. Amalie Heilbut); StaH 332-5 (Standesämter), 2345 u. 2996/1894 (Geburtsregister 1894, Mathilde Koppel); StaH 332-5 (Standesämter), 2401 u. 1232/1896 (Geburtsregister 1896, John Koppel); StaH 332-5 (Standesämter), 2433 u. 3175/1897 (Geburtsregister 1897, Herbert Koppel); StaH 332-5 (Standesämter), 2462 u. 3596/1898 (Geburtsregister 1898, Gertrud Koppel); StaH 332-5 (Standesämter), 13405 u. 2309/1900 (Geburtsregister 1900, Paul Koppel); StaH 332-5 (Standesämter), 486 u. 566/1901 (Sterberegister 1901, Paul Koppel); StaH 332-5(Standesämter), 8728 u. 204/1919 (Heiratsregister 1919, Paul Wulf u. Mathilde Koppel); StaH 332-5 (Standesämter), 809 u. 456/1919 (Sterberegister 1919, Hirsch Koppel); StaH 332-5 (Standesämter), 1088 u. 15/1938 (Sterberegister 1938, Max Koppel); StaH 332-7 (Staatsangehörigkeitsaufsicht), A I e 40 Band 9 (Bürgerregister 1876-1896 A-K), Hirsch Koppel (18.7.1879 Nr. 8335); StaH 332-7 (Staatsangehörigkeitsaufsicht), A I e 40 Band 14 (Bürgerregister 1899–1905, I-P), Max Hirsch Koppel (13.3.1903 Nr. 194); StaH 332-8 (Meldewesen), K 6415 (Alte Einwohnermeldekartei 1892–1925), Hirsch Koppel; StaH 342-2 (Militär-Ersatzbehörden) DII 31 Band 1 (Max Koppel); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 1677 (Amalie Koppel); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 18245 (John Koppel); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 19857 (Herbert Koppel); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 44956 (Heinz Wulf); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 17011 (Gustav Gumpel); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 19749 (Laszlo Partos); Staatsarchiv Hamburg, Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkbuch, Hamburg 1995, S. 219 (Koppel, Erich, geb. 12.6.1914 Hamburg); Nationalarchiv of Belgium (NAB), Justizministerium/Verwaltung für öffentliche Sicherheit/Ausländerpolizei, Akte Nr. A 339.555 (Erich Koppel, mit Foto) und Akte Nr. A 339.905 (Mathilde Wulf geb. Koppel, mit Foto); Archives Departement des Pyrénées Orientales, Lager Rivesaltes (Erich Koppel); Jüdischer Friedhof Hamburg-Ohlsdorf, Gräberverzeichnis, Hirsch Koppel (ZX 11-68), Ester Koppel geb. Hertz alias Jacob (ZX 11-68); Handelskammer Hamburg, Handelsregisterinformationen, John Koppel & Co. (HR A 24803); Handelskammer Hamburg, Handelsregisterinformationen, Gerhard Stoppelmann & Co.; Adressbuch Hamburg (Koppel) 1885, 1888–1905, 1907–1917, 1920–1924, 1928–1939; Adressbuch Hamburg (Herbert Koppel), Goldbekufer 42 (1931–1932), Ulmenstraße 5a (1933, 1934); Adressbuch Hamburg (P. Wulf) 1920, 1923, 1927, 1932, 1933; Adressbuch Hamburg (Krohnskamp 72) 1934; Telefonbuch Hamburg (Gebr. Achenbach, Gebr. Robinsohn) 1914; Hamburger Börsenfirmen, Hamburg 1910, S. 2 (Gebr. Achenbach, gegr. 1872, Inh. Carl Walter Ernst Vogel u. Andreas Wilh. Otto Rob. Haage, Neuer Wall 38, Seidenband u. Modewaren en gros u. Export); Hamburger Börsenfirmen, Hamburg 1926, S. 571 (John Koppel & Co.), S. 905 (Schenker & Co. Hanseatisches Transport-Kontor); Hamburger Börsenfirmen, Hamburg 1935, S. 469 (John Koppel & Co.), S. 826 (Gerhard Stoppelmann & Co, Inh. Gerhard Stoppelmann u. Gustav Leers, Im- u. Export Tierhaare); Claus-Dieter Krohn/Patrik von zur Mühlen/Gerhard Paul/Lutz Winckler (Hrsg.), Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933–1945, 2008, S. 171 (Belgien), S. 235, 238, 239 (Frankreich); Meyers Lexikon, Band 12, Leipzig 1930, S. 1707 (Zeebrugge); www.tracingthepast.org (Volkszählung Mai 1939) John Koppel (Wohnadresse Am Weiher 19); https://www.geni.com/people/John-Koppel/6000000073767043351 (eingesehen 19.4.2018); https://www.geni.com/people/Erich-Koppel/6000000073769837007 (mit Foto, eingesehen 19.4.2018); www.joodsmonument.nl (Gustav Leers, geb. 30.11.1902, Emigration 1937 nach Rotterdam, Verhaftung im franz. Zug Richtung Schweiz, Deportation über Drancy nach Auschwitz); www.yadvashem.org (Card index of Relico, the Relief Committee of the World Jewish Congress (WJC) in Geneva: Jews who were inmates of the Gurs camp); www.stolpersteine-hamburg.de (Gertrud Gumpel geb. Koppel, Henry Koppel, Edith Stoppelmann geb. Koppel und Gerhard Stoppelmann, Auguste Freudenberg).

druckansicht  / Seitenanfang