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Bereits verlegte Stolpersteine



Fritz S. Reich (halbseitliche Ansicht)
Fritz S. Reich
© Yad Vashem

Fritz Simon Reich * 1868

Schrötteringksweg 9 (Hamburg-Nord, Uhlenhorst)


HIER WOHNTE
FRITZ SIMON REICH
JG. 1868
DEPORTIERT 1944
THERESIENSTADT
ERMORDET 31.5.1944

Weitere Stolpersteine in Schrötteringksweg 9:
Leo Wolfsohn

Fritz Simon Reich MdHB

Fritz Simon Reich wurde am 31. August 1868 als Sohn jüdischer Eltern in Königsberg/Ostpreußen geboren. Hier besuchte er das Gymnasium bis zur Obersekunda, um anschließend eine kaufmännische Lehre in einem Königsberger "Engrosgeschäft für Kolonialwaren" zu absolvieren.

Von April 1890 bis März 1891 leistete er seinen Militärdienst im dortigen Grenadier-Regiment "König Friedrich Wilhelm I.", aus dem er im Dienstgrad eines Unteroffiziers entlassen wurde.

In den folgenden Jahren sammelte Fritz Reich kaufmännische Auslandserfahrung in London. Hier war er als leitender Angestellter u.a. an der Waren- und Handelsbörse beschäftigt. Nach dieser Zeit kam Reich 1896 nach Hamburg, wo er sich im folgenden Jahr als selbständiger Makler und Vertreter niederließ. Im Februar 1902 folgte die Aufnahme in den Hamburgischen Staatsverband.

Der Kaufmann Fritz Simon Reich war nur wenige Monate Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Er wurde bei den Wahlen Ende 1927 für die "Wirtschaftspartei", den bei dieser Wahl erstmals kandidierenden Hamburger Ableger der "Reichspartei des Deutschen Mittelstandes", ins Parlament gewählt. Allerdings wurde die 1927er Bürgerschaftswahl vom Leipziger Staatsgerichtshof für ungültig erklärt, da der Senat im Interesse der Regierungsstabilität Kleinst- und Splitterparteien gewollt benachteiligte. Somit musste bereits im Februar 1928 neu gewählt werden. Bei den Wiederholungswahlen konnte Reich sein Mandat wegen der starken Stimmenverluste seiner Partei, die von 4,2 % auf 2,9 % der Stimmen zurückging, nicht halten. Auch in den folgenden Jahren vermochte sich die "Wirtschaftspartei" nicht mehr zu stabilisieren. 1931 erreichte sie noch 1,5 % der Stimmen und verschwand 1932 mit 0,5 % endgültig in der Bedeutungslosigkeit.

In seiner einzigen Parlamentsrede forderte Fritz Reich im Dezember 1927 eine Reform des Hamburger Gebühren- und Tarifwesens mit dem Ziel der Entlastung mittlerer und kleinerer Gewerbetreibenden. Sein Antrag auf eine baldige Reform der von ihm kritisierten Verwaltungsschriften fand die Zustimmung der Parlamentsmehrheit.

Mitte der dreißiger Jahre wohnte Fritz Reich mit seiner Familie am Schötteringksweg auf der Uhlenhorst, wo er eine Firma für Öle betrieb. Nach der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 wurde Reich mit seiner Familie in den jüdischen Wohnbezirk um den Grindel umgesiedelt. Hier wohnte er in der Grindelallee 79. Neben der Zwangsumsiedlung verlor Reich seine Firma im Rahmen der "Arisierung".

Am 19. Januar 1944 wurde er ins KZ Theresienstadt deportiert. Hier verliert sich seine Spur. Auf Antrag des überlebenden Sohnes wurde Fritz Simon Reich vom Hamburger Amtsgericht für tot erklärt. Als Todesdatum setzte das Gericht den 31. Mai 1944 fest.

© Text mit freundlicher Genehmigung der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (Hrsg.) entnommen aus: Jörn Lindner/Frank Müller: "Mitglieder der Bürgerschaft – Opfer totalitärer Verfolgung", 3., überarbeitete und ergänzte Auflage, Hamburg 2012

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