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Bereits verlegte Stolpersteine



Max Samuel * 1924

Grindelberg 9 (Eimsbüttel, Harvestehude)


HIER WOHNTE
MAX SAMUEL
JG. 1924
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Grindelberg 9:
Sara Selma Samuel

Sara Selma Samuel, geb. Stock, geb. am 31.7.1883 in Fliesteden bei Köln, deportiert 6.12.1941 nach Riga, ermordet
Max Samuel, geb. am 11.4.1924 in Köln, deportiert 6.12.1941 nach Riga, ermordet

Grindelberg 9

Sara Selma Samuel wurde 1883 in Fliesteden bei Köln als Tochter von Moses Stock und Rosina (Rosa), geborene Meyer, geboren. Sie heiratete Albert Samuel (geboren 16. Dezember 1885 in Köln), Sohn des Metzgers Moritz Samuel und dessen Frau Wilhelmine, geborene Katz. Albert hatte in Köln die Mittlere Knabenschule besucht, arbeitete später als Mechaniker und wohnte um 1916 in der Röntgenstraße 7. Die Eheleute lebten in Köln-Ehrenfeld; hier wurden auch die gemeinsamen Kinder Siegfried (1916), Carry Ruth (1920) und Max (1924) geboren. Sie besuchten dort die städtische katholische Volksschule in der Piusstraße (Piusschule). Die Synagogengemeinde Köln schrieb 1958 über die Situation an öffentlichen Schulen nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten: "Der Besuch der höheren Schulen für jüdische Kinder war von 1933 an gestört. Infolge der großen Schikanen konnte von einem regelmäßigen Schulbesuch nicht mehr die Rede sein." Auf Anraten des Rektors verließen Ruth und Max die Piusschule und wechselten zur Israelitischen Volksschule in Köln, Lützowstraße 8/10.

Ruth besuchte nach dem Schulabschluss 1935 eine Handelsschule und belegte Kurse in Buchführung, Stenographie und Schreibmaschine. Der älteste Sohn Siegfried wurde wie sein Großvater Metzger. 1935 ließen sich Alfred und Sara Samuel scheiden und Sara zog mit den drei Kindern nach Hamburg; dort wurde sie ab 7. Juni 1937 als Mitglied der Deutsch-Israelitischen Gemeinde geführt. Sie arbeitete als "Kochfrau" für koschere Essenszubereitung bei besonderen Anlässen wie Bar Mitzwas und Trauungen. In den Hamburger Adressbüchern von 1940 und 1941 findet sich ein Eintrag für "S. Samuel, Grindelberg 9a", der auf eine eigene Wohnung von Sara Selma Samuel (im III. Stock) hindeutet.

Von Hamburg aus bemühten sich Sara und ihre Kinder um die Emigration aus dem nationalsozialistischen Deutschland. Der bereits volljährige Sohn Siegfried (1916–2005) emigrierte 1936 nach Palästina. Die 18-jährige Carry Ruth Samuel (1920–1981) heiratete im Januar 1939 Herbert Schein (geboren 5. Juni 1916 in Wartenburg), den sie in Hamburg kennengelernt hatte; beide emigrierten im März 1939 nach Shanghai/China. Hier wurden sie ab dem 18. Mai 1943 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 auf Anweisung der japanischen Militärbehörden in einem Getto interniert. Für Sara Selma Samuel und ihren jüngsten Sohn Max wurde die erhoffte Auswanderung durch den Kriegsbeginn, die restriktiveren Einreisebestimmungen möglicher Aufnahmeländer und die systematische Beraubung der auswanderungswilligen Juden durch den NS-Verwaltungsapparat immer schwieriger.

Max Samuel besuchte auch noch in Hamburg die Schule, der Beginn einer Ausbildung war ihm als Jude aber nicht mehr erlaubt. Stattdessen wurde er 16-jährig vom 5. Mai 1940 bis zum 13. Juni 1941 in Hamburg dienstverpflichtet. Seit Dezember 1938 gab ein Erlass des Chefs der Reichsarbeitsverwaltung den Städten und Kommunen die Möglichkeit, Jüdinnen und Juden in gesonderten Kolonnen zur Arbeit heranzuziehen. Ab dem 19. September 1941 waren auch Sara Selma Samuel und Max Samuel zum Tragen eines gelben "Judensterns" auf der äußeren Kleidung gezwungen, auch wurde ihnen die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel verwehrt. Mitte Oktober 1941 begannen die systematischen Deportationen aus dem Deutschen Reich.

Die 61-jährige Sara Selma Samuel wurde zusammen mit ihrem 17-jährigen Sohn am 6. Dezember 1941 von Hamburg aus in das Außenlager Jungfernhof des Gettos Riga im besetzten Lettland deportiert. Schon während der Fahrt in den verschlossenen Güterwaggons im strengen Winter 1941/42, die ohne Verpflegung und Wasser erfolgte, starb ein Teil der Deportierten. Die schlechten Wohn- und Sanitärverhältnisse im provisorischen Lager Jungfernhof, die kaum vorhandene medizinische Versorgung und die geringen Lebensmittelrationen führten schon bald zu einer hohen Sterblichkeitsrate. Zudem wurde im März 1942 eine Massenerschießungsaktion durchgeführt. Nur wenige Arbeitsfähige wurden ausgenommen und in das Getto Riga eingewiesen.

Von Sommer bis November 1943 räumten Wehrmachtssoldaten das Getto, die Insassen wurden in das Konzentrationslager Kaiserwald und das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Wann und unter welchen Umständen Sara Selma Samuel und ihr Sohn Max Samuel starben ist nicht bekannt.

Sara Selma Samuel wurde 1952 vom Amtsgericht Hamburg "auf Ende des Jahres 1945" für tot erklärt.

Ihr geschiedener Ehemann Albert Samuel blieb in Köln, zuletzt im "Judenhaus" Thieboldsgasse 10/12. Von dort aus wurde er am 7. Dezember 1941 in das Getto Riga deportiert.

Die Tochter Carry Ruth Schein, geborene Samuel, emigrierte 1947 von Shanghai aus in die USA, nahm die US-Staatsbürgerschaft an und starb dort 1981.

Der Sohn Siegfried Samuel wanderte später von Palästina in die USA aus und lebte in Santa Monica/Kalifornien, wo er 2005 starb.

In Fliesteden bei Köln, jetzt ein Stadtteil von Bergheim, wurden sechs weitere Opfer des NS-Terrors mit dem Geburts- oder Familiennamen Stock geboren, die vermutlich Familienangehörige waren:
Helene Adams, geb. Stock (geb. 21. Mai 1865), wurde am 21. Juli 1942 von Solingen ins Getto Theresienstadt deportiert, für sie wurde in Solingen, Wachtelstraße 45 ein Stolperstein verlegt.
Helena/Lena Stock (geb. 17. November 1885) wurde zusammen mit ihrem Vater Josef Stock (geb. 16. Januar 1856) am 15. Juni 1942 von Köln ebenfalls in das Getto Theresienstadt deportiert.
Max Simon Stock (geb. 23. Dezember 1888), Susi Stock (geb. 4. August 1928) und Wolfgang Stock (geb. 4. Mai 1927) wurden am 20. Juli 1942 gemeinsam von Köln in das Getto Minsk deportiert.

Stand: Juli 2017
© Björn Eggert

Quellen: 1; 4; 5; 8; StaH 351-11 Amt für Wiedergutmachung 6928 (Selma Sara Samuel), 43579 (Cary Ruth Schein geboren Samuel), 46544 (Max Samuel); NS-Dokumentationszentrum Köln (Angaben zu Albert Samuel und Familie); Yad Vashem, Page of Testimony (Albert Samuel, Selma Sara Samuel, Max Samuel); International Tracing Service (IST) Bad Arolsen (Deportationsdatum und -ort von Helena Stock); Press: Judenmord, S. 96–97, 111–112, 121, 122; Hamburger Adressbücher 1940, 1941; www.ancestry.de (zu Carry Ruth Schein: Sozialversicherungsindex der USA, Heiratsregister der USA, Aufruf: 11.4.2016).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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