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Clara Emma und Adolph Olshausen
Clara Emma und Adolph Olshausen
© Privatbesitz

Clara Emma Olshausen (geborene Hirschfeld) * 1864

Efeuweg 56 (Hamburg-Nord, Winterhude)


HIER WOHNTE
CLARA EMMA
OLSHAUSEN
GEB. HIRSCHFELD
JG. 1864
DEPORTIERT 1944
THERESIENSTADT
ERMORDET 18.1.1944

Clara Emma Olshausen, geb. Hirschfeld, geboren am 12.1.1864, deportiert am 10.1.1944 nach Theresienstadt, dort am 18.1.1944 gestorben

Efeuweg 56 (früher Epheuweg), Winterhude

Clara Emma wurde am 12.1.1864 in Frankfurt am Main als zweites von vier Kindern des jüdischen Ehepaares Ludwig Hirschfeld und seiner Ehefrau Emilie, geb. Weller, geboren. Der Vater war Kaufmann. Clara Emmas Mutter starb, als Emma sieben Jahre alt war. Wir wissen nichts über Clara Emmas Kindheit.

Später arbeitete sie als Lehrerin, vermutlich in Frankfurt am Main. Daneben hatte sie eine Ausbildung zur Hilfskrankenschwester abgeschlossen, die ihr zugute kam, als sie ihren kranken, bettlägerigen Vater pflegte (Ludwig Hirschfeld verstarb am 18. Januar 1905).

Clara Emma Hirschfeld heiratete am 27. Mai 1891 in Frankfurt am Main den nichtjüdischen Doktor der Medizin und Chirurgie Adolph Olshausen, der am 28.11.1856 in Hamburg geboren worden war. Seine Eltern waren der Beamte (Vorsteher der Senatskanzlei in Hamburg) Erhard Gustav Wilhelm Olshausen und seine Ehefrau Clara Johanna Adelgunde, geb. Schröder.

Clara Emma Olshausen zog mit ihrem Mann am 27. Mai 1891 nach Hamburg in die Lübecker Straße 112 in Hohenfelde. Das Haus hatte Adolph Olshausen gekauft (1900 verkaufte er es wieder). Das Ehepaar bekam zunächst die Kinder Margarete Johanna Emilie (geb. 2.2.1893) und Erhard Otto Walter (geb. 23.12.1894).

Adolph Olshausen erwarb für sich und seine Familie auch ein Grundstück in der Straße Wartenau Nr. 5a im selben Stadtteil. Die Familie zog am 28. Juli 1893 dorthin und blieb bis 1917. Hier führte Adolph Olshausen auch seine Arztpraxis. Am 24.6.1898 kam als drittes Kind Emma Maria Magdalena zur Welt. Es folgten die Töchter Erika Clara Ingeborg (geb. 15.11.1901) und Ilse Gudrun (geb. 16.1.1904). Am 28. Januar 1917 verstarb Adolph Olshausen im Alter von 60 Jahren.

Clara Emma Olshausen bewohnte das Haus noch bis 1928. Ab 1922 vermietete sie die Praxisräume ihres Mannes an den Tanzlehrer Heinrich Schulz. Am 6. November 1928 wechselte sie in den Epheuweg (heute Efeuweg) 56 in Winterhude, behielt aber das Haus in der Wartenau 5 laut Hamburger Adressbuch noch bis 1938.
In der nationalsozialistischen Terminologie hatte sie – lange vor der NS-Herrschaft - in einer "privilegierten" Mischehe gelebt, ihre Kinder galten als "Mischlinge ersten Grades". Ihr Status schützte Clara Emma Olshausen vor einigen, aber nicht allen Zwangsmaßnahmen gegen Juden. Seit dem 3. Dezember1938 mussten Juden nach der Verordnung zum Einsatz des jüdischen Vermögens ihren Grundbesitz veräußern und ihre Wertpapiere bei einer Devisenbank hinterlegen. Fortan sperrte die Oberfinanzdirektion Clara Emma Olshausen die freie Verfügung über ihr Vermögen. Ihr stand lediglich ein monatlicher genehmigungspflichtiger Betrag zu.

Vorsorglich übertrug sie deshalb das Grundstück Wartenau 5 an ihre Tochter Margarete und deren Ehemann Wolfgang Eduard Metz in Hamburg, was ihr erlaubt war. Damit stellte sie sicher, dass das Haus im Eigentum der Familie verbleiben konnte.

Clara Emma Olshausen litt an einer uns nicht bekannten Erkrankung und musste medizinisch versorgt werden. In dem durch die Luftangriffe von 1943 schwer beschädigten Jüdischen Krankenhaus in Hamburg war jedoch nur noch eine notdürftige Behandlung möglich. Vermutlich brachte ihre Tochter sie deshalb am 8. Oktober 1943 nach Berlin in das Jüdische Krankenhaus in der Iranischen Straße 2.

Inzwischen waren seit Oktober 1941 aus dem gesamten Deutschen Reich Deportationszüge in Gettos in den besetzten Ostgebieten oder ins "Vorzugslager" Theresienstadt gerollt. Juden aus noch existierenden Mischehen waren (vorerst) davon ausgenommen, aber geschiedene oder verwitwete, die keine minderjährigen Kinder zu versorgen hatten, erhielten ab Ende 1943 den Deportationsbefehl nach Theresienstadt. Dies traf auch Clara Emma Olshausen. Sie wurde am 10. Januar 1944, vermutlich schwerkrank, nach einem dreimonatigen Krankenhausaufenthalt in der Iranischen Straße mit 349 anderen Jüdinnen und Juden nach Theresienstadt deportiert. Die Temperaturen lagen in diesen Wintertagen in Berlin um null Grad und es war feucht-kaltes Wetter.

Clara Emma Olshausen überlebte den Transport nach Theresienstadt nur um etwa eine Woche. Sie verstarb dort am 18. Januar 1944.

Verstorbene in Theresienstadt wurden verbrannt und die Asche in einer Pappurne im Kolumbarium des Lagers deponiert. Im Herbst 1944 brachten Traktoren die Überreste von 20.000 Personen zur Eger, wo die noch lebenden Gettobewohner sie ins Wasser schütten mussten. Hier erinnert heute ein Denkmal an die Verstorbenen.
Der Stolperstein für Clara Emma Olshausen lag früher irrtümlich am Lattenkampstieg 4, wo sie jedoch nie gewohnt hat. Er wurde in den Efeuweg 56 versetzt.

Zum Schicksal der Kinder von Clara Emma und Adolph Olshausen:
Margarete Johanna Emilie Olshausen (geb. 2.2.1893), seit 30.4.1920 verheiratet mit dem Juristen Wolfgang Eduard Metz in Hamburg, verstarb am 30.8.1978 in Hamburg.

Erhard Otto Walter Olshausen (geb. 23.12.1894) verstarb am 8. September 1978 in Frankfurt am Main.

Emma Maria Magdalena Olshausen (geb. 24.6.1898) verstarb am 3. März 1975 in Frankfurt am Main.

Erika Clara Ingeborg Olshausen (geb. 15.11.1901), verheiratet seit 27.4.1927 mit dem Pfarrer (Dekan) Botho Eduard Karl Horst, verstarb am 1. Oktober 1976 in Wöllstein/Rheinhessen.

Ilse Gudrun Olshausen (geb. 16.1.1904), verheiratet seit 7.5.1925 mit dem Rechtsanwalt und Notar Rudolf Pius Warburg, verstarb am 2. April 1989 in Hamburg.

Zum Schicksal der Geschwister von Clara Emma Olshausen:

Karl Horst Hirschfeld (geb. 5.6.1866), verheiratet seit 19.5.1897 mit Anna Maria Könitzer, verstarb am 18. November 1952 in Frankfurt am Main.

Robert Hirschfeld (geb. 28.5.1869) verstarb in Frankfurt am Main am 29. November 1877.

Stand: Mai 2021
© Bärbel Klein/Klaus-Dieter Olshausen

Quellen: StaH, 1; 2; 3; 4; 5; 7; 111-1_3402; 213-13_11106; 351-11 _ 53010; 351-11_795; 741-2_1/4661; Geburtsurkunde Nr. 53/1864 Hirschfeld; Geburtsurkunde Nr. 893/1866 Hirschfeld; Heiratsurkunde Nr. 914/1897 Hirschfeld/Könitzer; Geburtsurkunde Nr. 1133/1898 Hirschfeld; Heiratsurkunde Nr. 275/1917 Hirschfeld/Wirth; Sterbeurkunde Nr. 498/1946 Hirschfeld; Heiratsurkunde Nr. 574/1894 Hirschfeld/Olshausen; Sterbeurkunde Nr. 241/1975 Olshausen; Sterbeurkunde Nr. 5258/1978 Olshausen; Sterbeurkunde Nr. 820/1976 Bad Kreuznach; 332-5_423/1893 Olshausen; 332-5_102/1895 Olshausen; 332-5_1901/1895 Olshausen; 332-5_1590/1901 Olshausen; 332-5_116/1917 Olshausen; 332-5_3261/1978 Olshausen; 332-5_342/1920 Olshausen/Metz; Die Judendeportationen von Alfred Gottwaldt und Diana Schulte, Wiesbaden 2005, Seite 364 und Seite 365; www.geni.com; www.wikipedea.de; www.ancestry.de (Einsicht 15.10.2020).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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