Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Claus Grimm * 1941

Langenhorner Chaussee 560 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


ERMORDET IN DER
"KINDERFACHABTEILUNG"
DER HEIL- UND PFLEGEANSTALT
LANGENHORN

CLAUS GRIMM
GEB. 17.8.1941
ERMORDET 1.5.1942


Weitere Stolpersteine in Langenhorner Chaussee 560:
Gerda Behrmann, Uwe Diekwisch, Peter Evers, Elke Gosch, Werner Hammerich, Marianne Harms, Hillene Hellmers, Helga Heuer, Waltraud Imbach, Inge Kersebaum, Hella Körper, Dieter Kullak, Helga Liebschner, Theo Lorenzen, Jutta Müller, Ingrid Neuhaus, Traudel Passburg, Edda Purwin, Angela Quast, Erwin Sänger, Hermann Scheel, Gottfried Simon, Monika Ziemer

Claus Grimm, geb. am 17.8.1941 in Hamburg, getötet am 1.5.1942 in der "Kinderfachabteilung der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn"

Asklepios-Klinik Nord-Ochsenzoll, Henny-Schütz-Allee, Gedenkort Haus 25, Einfahrt Langenhorner Chaussee 560

Claus Grimm kam am 17. August 1941 in Hamburg zur Welt. Er wurde römisch-katholisch getauft. Seine Mutter Margarethe Elisabeth Grimm war ledig und arbeitete als kaufmännische Angestellte. In der Krankenakte von Claus wird sie in der "Vorgeschichte" als "mit anscheinend rachitischer Zwergenwuchs" beschrieben und ihre Familienmitglieder als "viele merkwürdige Leute, die sich mit Traumdeutung und siderischem [auf die Sterne bezogenem] Pendel befassen. Keine Nerven- und Geisteskrankheiten". Der Kindesvater soll als Chauffeur gearbeitet haben. Die Mutter hatte während der Schwangerschaft viele Beschwerden, oft begleitet von Ohnmachtsanfällen. Nach zwei Wochen Übertragungszeit wurde die Wehentätigkeit mit Chinin und Spritzen angeregt, die Geburt musste wegen des angeborenen Wasserkopfes in der Frauenklinik Eppendorf mit einem Kaiserschnitt erfolgen.

Claus kam nach der Geburt von der Frauenklinik Eppendorf zunächst in das Allgemeine Krankenhaus St. Georg, Abt. Baustraße, und anschließend in das Kinderhaus, Winterhuder Weg 11.

Im Alter von sieben Monaten wurde Claus am 1. April 1942 mit einem Attest der Gemeindeverwaltung und der Diagnose "Hydrocephalus" (Wasserkopf, eine krankhafte Erweiterung der mit Liquor [Nervenwasser] gefüllten Flüssigkeitsräume des Gehirns [Hirnventrikel]) in die "Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn" eingewiesen. Seine Mutter wurde mit einem Schreiben vom 9. April 1942 zur Besprechung für die nächsten Tage zwischen 11 und 12 Uhr "zwecks Rücksprache" zu Dr. Friedrich Knigge in Haus 10 bestellt. In der Vorgeschichte hielt er zu Claus fest: "[…] wurde nicht genährt, der Kopf nahm im Monat 2 cm zu. […] Kinderkrankheiten hat es bis jetzt noch nicht durchgemacht. Die Mutter hat sich um die Entwicklung des Kindes kaum gekümmert. Sie ist mit einer Behandlung einverstanden."

Die letzten Protokolle von Dr. Knigge lauten: "27.IV.42. Kommt körperlich immer weiter herunter 1.V.42. Exitus letalis [tödlicher Ausgang] [Diagnose:] Hydrocephalus internus. Ernährungsstörung. Epileptiforme Anfälle. Dr. Knigge"

Claus lebte in der "Kinderfachabteilung" nur einen Monat. Am 1. Mai 1942 verstarb er dort um 7:00 Uhr in Haus M 10. In der Todesbescheinigung ist von der Assistenzärztin Dr. Anneliese Steinbömer als Todesursache "Hydrocephalus, Pneumonie" bescheinigt.

Claus Grimm wurde in der "Kinderfachabteilung der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn" vermutlich von Friedrich Knigge mit einer Spritze und durch eine Überdosierung mit Luminal, einem Schlafmittel, getötet.
Knigge tötete mit Luminal-Injektionen, einem Schlafmittel. Fieber und eine Lungenentzündung waren die Folge; die Kinder erlitten einen langsamen und qualvollen Tod. In den meisten Todesbescheinigungen, wie auch bei Claus, deutet der Zusatz "Bronchopneumonie" bzw. "Pneumonie" auf diese Tötung hin.

Claus wurde 8 Monate und 2 Wochen alt.

Acht Tage später fand seine Beisetzung durch die Beerdigungsgesellschaft Häussler am 9. Mai 1942 um 13:30 Uhr auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, die Mutter hatte dazu "Dekoration" bestellt, Grablage Bf 66, Reihe 60, Nr. 45. Seine Grabstelle ist nicht mehr erhalten.

Nach dem Krieg äußerte sich Knigge zu den erhobenen Beschuldigungen wegen Mordes bzw. Sterbehilfe in der "Kinderstation" des Krankenhauses Langenhorn. In einem Schreiben vom 13. Juni 1945 an die Kriminalpolizei über Prof. Rudolf Degkwitz, Leitender Beamter der Hamburger Gesundheitsbehörde, gab er lediglich Sterbehilfe bei zehn bis elf "geisteskranken und mißgestalteten" Kindern zu, die er durch die Anordnung des "Reichsausschusses zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden" für gerechtfertigt hielt. Den Namen von Claus Grimm verschwieg er.

Stand: Januar 2023
© Margot Löhr

Quellen: StaH, 332-5 Standesämter, Sterbefallsammelakten, 64217 u. 380/1942 Claus Grimm; StaH, 332-5 Standesämter, Sterberegister, 9933 u. 380/1942 Claus Grimm; StaH, 352-5 Standesämter, Todesbescheinigungen, 1942 Sta 1b Nr. 380 Claus Grimm; StaH, 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn, Abl. 2000/01 Nr. 6 Akte 29661; Archiv Friedhof Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1942 Nr. 3857; Standesamt Hamburg 1, Geburtsregister, Nr. 1432/1941 Claus Grimm.

druckansicht  / Seitenanfang