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Anatoli Kobilko * 1944

Essener Straße 54 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


ANATOLI KOBILKO
GEB. 9.10.1944
ERMORDET 18.2.1945

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Anatoli Kobilko, geb. am 9.10.1944 in Schramberg, gestorben am 18.2.1945

Essener Straße 54
früher Lager Tannenkoppel, Weg 4, auch "Tarpenbek" genannt
Zwangsarbeitslager der Rüstungsindustrie in Hamburg Langenhorn


Anatoli Kobilko kam am 9. Oktober 1944 in Schramberg zur Welt. Seine Eltern waren Warwara Kobilko, geb. am 17.7.1926 in Petropol, griechisch-katholischen Glaubens, und Iwan Kobilko, geb. am 17.1.1922 in Boschedarowka/Petropol, vermutlich russisch-orthodoxen Glaubens, registriert als "orthodox". Aus ihrer Heimat Ukraine verschleppt, mussten sie für die Uhrenfabrik Junghans A. G. in Schramberg Zwangsarbeit leisten, Warwara Kobilko seit dem 22. September 1944 als "Hilfsarbeiterin". Die Überwachung führte die Gestapo-Leitstelle Stuttgart, Gestapo-Außenstelle Oberndorf am Neckar, durch.

Am 9. Oktober 1944 brachte die 18-jährige Warwara Kobilko im Zwangsarbeitslager der Junghans A. G., dem "Gemeinschaftslager Maierhof", um 3:45 Uhr ihren Sohn Anatoli mit Hilfe der Hebamme Johanna Diebhold aus Lauterbach zur Welt.

Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter der Junghans A.G. wurden ebenfalls bei der Deutschen Meßapparate GmbH (Messap) in Hamburg-Langenhorn eingesetzt; so kamen auch Warwara und Iwan Kobilko mit ihrem Sohn Anatoli am 13. Dezember 1944 dorthin, registriert in der Ausländermeldekartei am 24. Januar 1945. Im Lager Tannenkoppel, Weg Nr. 4, waren sie getrennt voneinander im Frauen- und Männerlager untergebracht. In diesem Zwangsarbeitslager musste Anatoli die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.

Anatoli verstarb dort am 18. Februar 1945 um 3:00 Uhr. Der Rechnungsführer Johannes Heller zeigte den Sterbefall beim Standesamt mündlich an. In der Todesanzeige des Polizeipräsidenten ist nach "amtlichen Ermittlungen", ohne Angabe eines Arztes, als Todesursache "Innere Ursache" angegeben.

Anatoli wurde 4 Monate und 9 Tage alt.

Achtzehn Tage nach seinem Tod fand am 7. März 1945 seine Beisetzung auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage: Q 39, Reihe 9, Nr. 15. Sein Grab ist nicht mehr erhalten. Ende des Jahres 1959 wurde es zusammen mit mindestens 146 Gräbern der Kinder von Zwangsarbeiterinnen auf Areal Q 39 eingeebnet.

Anatolis Vater Iwan Kobilko ist in der Hamburger Hausmeldekartei unter der Adresse "Weg Nr. 4" zweimal aufgeführt, einmal als "l" (ledig), verzogen "28.11.1943 Elsass" und einmal (s. o.) mit seiner Familie. Demnach war er bereits 1943 Zwangsarbeiter bei der Deutschen Meßapparate GmbH (Messap), kam dann nach Schramberg zur Junghans A. G. und wurde ein Jahr später zusammen mit seiner Ehefrau Warwara und Sohn Anatoli zurück nach Hamburg-Langenhorn verlegt.

In den Standesamtsregistern Schramberg ist eine Heirat Kobilko in den Jahren 1943 und 1944 nicht verzeichnet.

Stand: Oktober 2021
© Margot Löhr

Quellen: Standesamt Schramberg, Geburtsregister 309/1944 Anatoli Kobilko; StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 156, S. 261; StaH 332-5 Standesämter, Sterberegister 9962 u. 474/1945 Anatoli Kobelko; 741-4 Hausmeldekartei, K 2510 A Weg Nr. 4; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Geburtsurkunde 2.2.2.3 / 76981553 Anatoli Kobilko, Sterbeurkunde 2.2.2.4 / 77089154 Anatoli Kobilko, DE ITS 2.1.2.1 HA 001 11 RUS ZM/70648317, DE ITS 2.3.3.1/77581698; Auskünfte Doris Wöhrle, Standesamt Schramberg, Geburtsregister Nr. 309/1944; Monika Haug, Melanie Hentschel, Sonja Broghammer, Zwangsarbeit im Kreis Rottweil in der Zeit des Dritten Reiches, http://oberndorfgedenken.de/Zwangsarbeit-KreisRottweil.pdf, eingesehen am 27.12.2013; http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen 17.2.2016; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1945.

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