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Alex Kritzkaja * 1944

Essener Straße 54 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


ALEX KRITZKAJA
GEB. 15.11.1944
ERMORDET 24.1.1945

Weitere Stolpersteine in Essener Straße 54:
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Alex Kritzkaja, geb. am 15.11.1944 in Hamburg, gestorben am 24.1.1945

Essener Straße 54
früher Lager Tannenkoppel, Weg 4, auch "Tarpenbek" genannt
Zwangsarbeitslager der Rüstungsindustrie in Hamburg Langenhorn


Alex Kritzkaja kam am 15. November 1944 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Olga Kritzkaja, geb. am 15.3.1922 in Baranowitschi/Polen (heute Weißrussland), war römisch-katholischen Glaubens und ledig. Aus ihrer Heimat verschleppt, musste sie in Hamburg-Langenhorn seit dem 14. September 1943 für die Hanseatische Kettenwerk GmbH (HAK) Zwangsarbeit leisten. Im Lager Tannenkoppel, Weg 4, war sie untergebracht.

Am Tag der Geburt ihrer Zwillinge wurde Olga Kritzkaja in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, aufgenommen. Nach der Entbindung verbrachte sie mit ihren Zwillingen Anna und Alex acht Tage im Krankenhaus. Am 23. November 1944 kam sie mit ihnen zurück in das Lager Tannenkoppel. In diesem Zwangsarbeitslager mussten die Zwillinge ihr Leben verbringen; für Alex, dem Zweitgeborenen, waren es bei völlig unzureichenden Ernährungs- und Lebensbedingungen dort nur wenige Wochen.

Am 24. Januar 1945 um 19:00 Uhr verstarb er im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort, Abt. Wohldorf-Ohlstedt, Bredenbeckstraße 44, genannt "Olgaheim". In der Sterbefallanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Zwillingsgeburt, schwere Ernährungsstörung" und als unterzeichnender Arzt Petersen angegeben.

Alex wurde 2 Monate und 9 Tage alt.

Vierzehn Tage nach seinem Tod fand am 7. Februar 1945 seine Beisetzung auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage: Q 39, Reihe 10, Nr. 6. Sein Grab ist nicht mehr erhalten. Ende des Jahres 1959 wurde es zusammen mit mindestens 146 Gräbern der Kinder von Zwangsarbeiterinnen auf Areal Q 39 eingeebnet.

Alex‘ Zwillingsschwester Anna hat vermutlich das Kriegsende mit ihrer Mutter überlebt. Ihr Schicksalsweg ist bisher nicht bekannt.

Erläuterungen:
Ursula Petersen, Ärztin, geb. am 7.2.1912 Berlin, arbeitete nach dem medizinischen Praktikum beim Gesundheitsamt Güstrow und als Assistenzärztin seit dem Juli 1939 in der Kinderklinik Rothenburgsort; sie praktizierte nach dem Krieg weiter als Kinderärztin. Vorermittlungen gegen sie wie auch gegen ihre Kolleg*innen führten nicht zu einem Gerichtsverfahren. (Quelle: StaH 221-11 Entnazifizierungsakte, M 2222, Ursula Petersen; https://www.hamburg.de/clp/dabeigewesene-dokumente/clp1/ns-dabeigewesene/onepage.php?BIOID=15&bezirke=3; https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43159371.html)

Stand: Oktober 2021
© Margot Löhr

Quellen: Standesamt Hamburg 6, Geburtsregister Nr.1988/1944 Anna Kritzkaja, Nr. 1989/1944 Alex Kritzkaja; StaH 131-1 II, 517, Listen der in Hamburg während des Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen Ausländer. Band 2: Sowjetbürger, Polen, Niederländer und Belgier, S. 85; StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 137, S. 263; StaH 221-11 Entnazifizierungsakte, M 2222, Ursula Petersen; https://www.hamburg.de/clp/dabeigewesene-dokumente/clp1/ns-dabeigewesene/onepage.php?BIOID=15&bezirke=3); https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43159371.html; StaH 332-5 Standesämter, 4325 u.13/1945 Alex Kritzkaja; StaH 332-5 Sterbefallsammelakten 64411 u.13/1945 Alex Kritzkaja; StaH 332-8, A 48 Alphabetische Meldekartei der Ausländer 1939-1945; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Krankenhausliste Frauenklinik Finkenau 2.1.2.1 / 70646039, Geburtsurkunde 2.2.2.3 / 76988840 Anna Kritzkaja, Geburtsurkunde 2.2.2.3 / 76988839 Alex Kritzkaja, Sterbeurkunde 2.2.2.4 / 77090870 Alex Kritzkaja, DE ITS 2.1.2.1 HA 001 11 RUS ZM/70648330; www.zwangsar beit-in-hamburg.de, einges. 17.2.2016; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1945.

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