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Annatoli Podwinskaja * 1944

Essener Straße 54 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


ANNATOLI
PODWINSKAJA
GEB. 8.6.1944
ERMORDET 3.10.1944

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Annatoli Podwinskaja, geb. am 8.6.1944 in Hamburg. gestorben 3.10.1944

Essener Straße 54
früher Lager Tannenkoppel, Weg 4, auch "Tarpenbek" genannt
Zwangsarbeitslager der Rüstungsindustrie in Hamburg Langenhorn


Annatoli Podwinskaja kam am 8. Juni 1944 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Nadja Podwinskaja, geb. am 16.8.1922 in Wisoka Ljaba/Krs. Minsk, war römisch-katholischen Glaubens und ledig. Aus ihrer Heimat Weißrussland als "Landarbeiterin" verschleppt, musste sie zunächst in Hamburg-Wandsbek in der Zigarettenfabrik Haus Neuerburg GmbH (Reemtsma, H. F. & Ph. F., Werk Wandsbek), Feldstraße 97/107 (heute Walddörferstraße), Zwangsarbeit leisten. Sie war vermutlich im Firmenlager Keßlerweg oder Hogrevestieg untergebracht. Im 8. Monat ihrer Schwangerschaft wurde sie zusammen mit der ebenfalls hochschwangeren Maria Ostagowa (siehe deren Biographie) am 5. April 1944 nach Hamburg-Langenhorn in das Lager Tannenkoppel, Weg 4, verlegt und zur Zwangsarbeit bei der Hanseatischen Kettenwerk GmbH ( HAK ) und/oder der Deutschen Meßapparate GmbH (Messap) eingesetzt.

Am Tag der Geburt ihres Kindes kam sie, wie auch Maria Ostagowa, in die Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst. Acht Tage nach der Entbindung, am 16. Juni 1944, wurde sie mit ihrem Sohn Annatoli zurück in das "Ostarbeiterlager Tannenkoppel" entlassen. In diesem Zwangsarbeitslager musste Annatoli die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn dort völlig unzureichend.

Am 22. September 1944 wurde er in das Allgemeine Krankenhaus Langenhorn mit der Diagnose "Ernährungsstörungen" eingeliefert. Dort verstarb Annatoli nach elf Tagen, am 3. Oktober 1944 um 13:30 Uhr. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Pädatrophie" (Auszehrung – schwerster Grad der Ernährungsstörung) und als unterzeichnender Arzt Blumenthal angegeben.

Annatoli wurde 3 Monate, 3 Wochen und 4 Tage alt.

Neun Tage nach seinem Tod wurde Annatoli am 12. Oktober 1944, auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt, Grablage: Q 39, Reihe 14, Nr. 1. Sein Grab ist nicht mehr erhalten. Ende des Jahres 1959 wurde es zusammen mit mindestens 146 Gräbern der Kinder von Zwangsarbeiterinnen auf Areal Q 39 eingeebnet.

Tatjana Podwinskaja, geb.16.8.1922, ist in einer Liste "Nachweisung von Kriegsgefangenen, zwangsweise Fortgetriebenen und Flüchtlingen der Vereinten Nationen" der Gemeinde Benzin vom 14. Februar 1946 aufgeführt. Demnach war sie bereits 19 Tage nach der Geburt ihres Kindes, am 27. Juni 1944, zur Zwangsarbeit für H. Dahnke in Benzin/bei Rehna eingesetzt worden.

Stand: Oktober 2021
© Margot Löhr

Quellen: Standesamt Hamburg 6, Geburtsregister 1050/1944 Annatoli Podwinskaja; StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 89, S. 267; StaH 131-1 II, 519 Listen der 1940 in Hamburger Krankenhäusern behandelten Ausländer, nach Nationalitäten geordnet, S. 218; StaH 332-5 Standesämter, 9953 u. 1435/1944 Annatoli Podwinskaja; StaH 332-8, A 48 Alphabetische Meldekartei der Ausländer 1939–1945; 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn, 184 Bd 2, S. 88; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Krankenhausliste Frauenklinik Finkenau 2.1.2.1 / 70646058, Geburtsurkunde 2.2.2.3 / 77024650 Annatoli Podwinskaja, Sterbeurkunde 2.2.2.4 / 77098372 Annatoli Podwinskaja, DE ITS 2.1.2.1 HA 001 11 RUS ZM/709600651; http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen 17.2.2016; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1944.

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