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Carl Puls
Carl Puls
© Privatbesitz

Carl Puls * 1902

Harnacksweg 63 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


HIER WOHNTE
CARL PULS
JG. 1902
IM WIDERSTAND / SPD
VERHAFTET 19.2.1935
KZ FUHLSBÜTTEL
ENTLASSEN 19.7.1939

Carl Puls, geb. am 16.11.1902 in Hamburg, 20.2.1935 "Schutzhaft" im KZ Fuhlsbüttel, anschließend bis 19.7.1935 im Untersuchungsgefängnis, am 30.11.1944 eingezogen zur Wehrmacht, umgekommen am 23.4.1945 in Pevesdorf/ Kreis Lüchow-Dannenberg

Harnacksweg 63

Carl Wilhelm Heinrich Puls wurde am 16. November 1902 als Sohn des Fuhrunternehmers Wilhelm Puls und dessen Ehefrau Emma in Hamburg geboren. Von 1909 bis 1917 besuchte er die Volksschule, anschließend erlernte er bis 1921 das Schlosser- und Dreherhandwerk. Bis Juni 1924 arbeitete er in seinem erlernten Beruf in verschiedenen Firmen in Hamburg und Sachsen. Dann nahm er eine Beschäftigung als Krankenpfleger bei der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg auf.

Zuvor hatte er am 17. April 1924 die drei Jahre ältere Helene Sievers geheiratet. Im Oktober 1924 wurde Sohn Wilhelm geboren, im Februar 1929 folgte Tochter Helga. Die Familie lebte in Barmbek-Nord und wohnte in der Steilshooper Straße 217. Carl Puls trat 1925 in die SPD ein und wurde auch Mitglied des Reichsbanners. Im SPD-Distrikt Barmbek-Nord übte er ab 1930 im Bezirk 14 die Funktion eines Bezirksführers aus. Um 1935 bezog die Familie in Langenhorn-Nord ein Siedlungshaus in der Siedlung Herzmoor, Harnacksweg 63.

Unmittelbar nach dem Verbot der SPD wurde Carl Puls am 22. Juni 1933 auf Grundlage des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" entlassen. Bis Ende Mai 1934 blieb er ohne Beschäftigung. Dann wurde er bei der Firma Rhenania-Osseg als Pressenarbeiter eingestellt.

Nach der Verhaftung der illegalen SPD-Führung um Walter Schmedemann im Oktober/November 1934 geriet auch Carl Puls in den Fokus der Gestapo. Puls wurde am 20. Februar 1935 in "Schutzhaft" genommen, "weil er dringend verdächtigt ist, den organisatorischen Zusammenhalt der illegalen SPD aufrecht erhalten und hochverräterische Flugblätter verbreitet zu haben". Bis zum 20. März 1935 saß er im KZ Fuhlsbüttel ein. Anschließend wurde er in das Untersuchungsgefängnis überführt. Vorgeworfen wurde ihm in der Anklageschrift, bis zum Sommer 1934 versucht zu haben, frühere Mitglieder der SPD in Langenhorn wieder zu aktivieren. Als hochverräterische Tätigkeiten wurden genannt: Verbreitung von illegalen Flugblättern, Verteilung von Handzetteln gegen die im August 1934 durchgeführte Volksabstimmung, Teilnahme an einer geheimen Maifeier 1934 im Wittmoor und Sammlung von kleineren Geldbeträgen für die Herstellung und Verbreitung von illegalem Propagandamaterial. Eine Beteiligung konnte Puls nicht nachgewiesen werden, sodass er am 19. Juli 1935 aus der Untersuchungshaft entlassen wurde.

Nach seiner Haftentlassung war Carl Puls zunächst wieder arbeitslos, bis er am 21. September 1935 eine Beschäftigung als Dreher bei Blohm & Voss aufnehmen konnte. Im Januar 1936 wechselte er für kurze Zeit zu einer anderen Firma, um dann ab dem 16. März 1936 als Dreher für die VDM Luftfahrtwerke AG in Groß Flottbek zu arbeiten. Als es 1936 zur Verhaftung von Reichsbannerleuten der früheren Schufo 23 in Barmbek-Nord kam, wurde erneut gegen Carls Puls ermittelt. Dabei wurde eine unbrauchbare Pistole 08 bei ihm beschlagnahmt. Zu einer neuerlichen Verhaftung kam es aber nicht.

Auf Anordnung der Gestapo musste der Rüstungsbetrieb VDM Puls am 27. Januar 1937 kündigen. Wenige Tage später fand er eine Beschäftigung im C.H.F. Müller Röntgenwerk in Fuhlsbüttel. Hier war Carl Puls bis zum 23. Juli 1944 tätig. Dann wurde er dienstverpflichtet und musste in Langenhorn beim Hanseatischen Kettenwerk (HAK) arbeiten.

Am 30. November 1944 wurde Carl Puls als Eisenbahnpionier zur Wehrmacht eingezogen. In den letzten Kriegstagen kam er am 23. April 1945 gegen 9.00 Uhr bei Kampfhandlungen in Pevestorf im Landkreis Lüchow-Dannenberg an der Elbe ums Leben.

Stand: Januar 2023
© Holger Martens

Quellen: StaH, 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 22369; BArch, R 3018/5442, Strafsache Wagener und And.; Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Anklageschrift, Bestand 833-8_SPD Prozesse.

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