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Albino Pietrogiovanna * 1924

Langenhorner Chaussee 625 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


ALBINO
PIETROGIOVANNA
JG. 1924
ITALIEN
ZWANGSARBEIT
EINGEWIESEN
KRANKENHAUS LANGENHORN
TOT 30.1.1945

Weitere Stolpersteine in Langenhorner Chaussee 625:
Mina Buijs, Alexandera Daschewskaja, Leonid Dubik, Grigor Gonsarenko, Ewgenia Masalewskaja, Prokop Moskalenko, Sofia Nietrzebka, Semjon Pogrebnikow, Marija Tschechanowitsch, Dimitri Woloschin

Albino Pietrogiovanna, geb. am 28.4.1924 in Piatta Valdisotto, verstorben am 30.1.1945 in Hamburg

Langenhorner Chaussee neben 625, Gedenkort

Am 28. April 1924 wurde Albino Pietrogiovanna als Sohn von Angelina, geb. Canclini, und Isacco Pietrogiovanna in Piatta Valdisotto, Sondrio, geboren. Während des Zweiten Weltkriegs war er Soldat in der italienischen Armee und gehörte zu den Italienischen Militärangehörigen, die nach dem Sturz Mussolinis und dem Waffenstillstand mit den Alliierten im Sommer 1943 von der Wehrmacht gefangen genommen wurden. Italienische Soldaten, die sich weigerten, weiter an deutscher Seite zu kämpfen, wurden zusammen mit Frauen und Zivilgefangenen aus dem Widerstand zur Zwangsarbeit nach Deutschland verbracht. Ca. 12 500 von ihnen kamen nach Hamburg.

Albino Pietrogiovanna wurde nach Hamburg-Langenhorn verschleppt und musste für die Hanseatische Kettenwerk GmbH (HAK) Zwangsarbeit leisten. Er war im Gemeinschaftslager Tarpenbeck untergebracht.

In der Krankenhausliste ist verzeichnet, dass er am 1. Februar 1945 mit der Diagnose "Unfall" im Allgemeinen Krankenhaus Langenhorn aufgenommen wurde. Der Eintrag in der Todesanzeige und im Sterberegister für den Todeszeitpunkt lautet jedoch 30. Januar 1945 um 2:45 Uhr.

ln der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Schädelbruch (r. Schläfe) durch Maschinenunfall Innere Schädelblutung" und als unterzeichnender Arzt Dr. Saupe angegeben. Albino Pietrogiovanna war 20 Jahre alt. Den Todesumständen wurde nicht weiter nachgegangen, sodass die genauen Vorgänge im Dunkeln liegen.

Sechs Tage später fand seine Beisetzung durch die Großhamburgische Bestattungsgesellschaft (GBG) am 12. Februar 1945 auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage Bi 69, Nr. 536.

Erst am 15. März 1945, nach der Zusendung seines Passes an das Krankenhaus Langenhorn durch den italienischen Verbindungsmann Nicolò Niseteo der italienischen Verbindungsstelle bei der Hauptabteilung Arbeitseinsatz der Gauverwaltung Hamburg der DAF im Besenbinderhof 68, konnten die Angaben im Sterberegister mit dem Eintrag der Namen seiner Eltern ergänzt werden.

Albino Pietrogiovannas Vater war bereits verstorben. Wann seine Mutter, die in seinem Geburtsort in Italien lebte, von dem Tode ihres Sohnes erfuhr, ist nicht bekannt. Seine sterblichen Überreste wurden im Juli 1957 auf den Italienischen Ehrenfriedhof des Hauptfriedhofes Öjendorf umgebettet. Eine Grabsteinplatte aus weißem Carrara-Marmor mit seinem eingravierten Namen und seinem Geburts- und Sterbedatum erinnert an ihn, Grablage Block 5, Reihe M, Grab 30.

Dort befindet sich heute die Ehrenanlage für Italienische Militärinternierte von Norddeutschland, die als Kriegsgefangene Zwangsarbeit leisten mussten. Die 5849 Gräber werden vom Italienischen Generalkonsulat Hannover gepflegt, darunter auch ein Mahnmal für die 20 Kinder vom Bullenhuser Damm.

Auch zwei Kinder von Zwangsarbeiterinnen fanden nach der Umbettung auf dieser Ehrenanlage ihre letzte Ruhestätte, Bianchini Umberto, Block 5, Reihe M, Grab 38, und Marcello Arnaldo Colombo, Block 4, Reihe N, Grab 4.

Eine Stolperschwelle für 700 Italienische Militärinternierte aus dem Lager Schützenpforte 11 erinnert seit dem 13. Februar 2021 vor dem Heinrich-Bauer-Haus in der Burchardstraße 11 an diese Opfer.

Stand: Januar 2023
© Margot Löhr

Quellen: StaH, 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 139; StaH, 332-4 Ermittlungen der Registerstelle für den Internationalen Suchdienst in Arolsen und andere Stellen über den Tod ausländischer, vereinzelt auch deutscher Staatsangehöriger in der NS-Zeit (vorwiegend KZ-Opfer, Zwangs- und Fremdarbeiter, Kriegsgefangene), 1859; StaH, 332-5 Standesämter, Sterbefallsammelakten, 64493 u. 246/1945 Albino Pietrogiovanna; StaH, 332-5 Standesämter, Sterberegister, 9962 u. 246/1945 Albino Pietrogiovanna; StaH, 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn, 184 Bd. 2, S. 135, Akte M 32440; Archiv Friedhof Ohlsdorf, Beerdigungsregister, 1945 Nr. 1230; Auskunft Olaf Leguttky, Friedhof Öjendorf; Arolsen Archives Online-Collections, 2.2.2 Verschiedene Behörden und Firmen (Einzelpersonen-bezogene Unterlagen)/Dokumente ohne zugeordnete Sig. 02020202 oS; ITS Arolsen Archives, Nr. 70639860, Pietrogiovanna Albino, natoil 28 aprile 1924 a Valdisotto. Mortoil 30 gennaio 1945. Sepolto (begraben) ad in Amburgo–Hauptfriedhof Öjendorf – Cimiteromilitareitalianod’onore (Germania) Italienischer Ehrenfriedhof; Bericht der von den Außenministern der Bundesrepublik Deutschland und der Italienische Republik am 28.3.2009 eingesetzten Deutsch-Italienischen Historikerkommission, Juni 2012; Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide, Interview mit Ugo Brilli, geführt von Federica Dalla Pria und Daniela Geppert, Campi Bisenzio, 22./23.4.2012; Daniela Geppert: Kriegsaustritt Italiens und Gefangenschaft, in: Lernen aus der Geschichte. Zur Diskussion, Vom "Verbündeten" zum "Verräter": Die italienischen Militärinternierten 1943 bis 1945, https://lernen-aus-der-geschichte.de/Lernen-und-Lehren/content/11496, eingesehen am: 18.3.2022; Gabriele Hammermann: Zwangsarbeit für den "Verbündeten". Die Arbeits- und Lebensbedingungen der italienischen Militärinternierten in Deutschland 1943–1945, Tübingen 2002; Rolf Keller: Das Kriegsgefangenenwesen im Reichsgebiet und im Wehrkreis III. Organisationsstruktur, Lagersystem und Arbeitseinsatz, in: Axel Drieschner/Barbara Schulz (Hrsg.): Stalag III B Fürstenberg (Oder). Kriegsgefangene im Osten Brandenburgs 1939–1945, Berlin 2006, S. 23–44; Margot Löhr: Ein Gedenkbuch. Die vergessenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen in Hamburg – ermordet durch Vernachlässigung und Unterernährung, 2 Bde., Hamburg 2020, Bd. 2, S. 415, 417, 548, 670 f.; Arne Pannen: Forschungsbericht zu den Beständen der Wehrmachtsauskunftsstelle/Deutsche Dienststelle (WASt) über die Italienischen Militärinternierten in Berlin, unveröffentlw. Manuskript, Mai 2012; "Pietra d’inciampo" per il Capitano Nicolini, 19.12.2015, https://dimenticatidistato.com/2015/, eingesehenam: 4.4.2022; Nicolino de Rubertis: Testimonianze di tre deportati molisani nei campi di sterminio nazisti, 2. Aufl., Campobasso 2013; Gerhard Schreiber; Die italienischen Militärinternierten im Deutschen Machtbereich 1943–1945. Verraten – Verachtet –Vergessen (Beiträge zur Militärgeschichte, Bd. 28), München 1990; Mark Spoerer: Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge im Deutschen Reich und im besetzten Europa 1939–1945, Stuttgart 2001; Kim Scheffler/Natalia Wollny: Italienische Militärinternierte: Öffentliches Gedenken an eine kaum bekannte Opfergruppe, 14.3.2021, https://hamburgische-geschichten.de/2021/03/14/italienische-militaerinternierte-oeffentliches-gedenken-an-eine-kaum-bekannte-opfergruppe/, eingesehen am: 18.3.2022.

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