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David Herz (Hermann) Kobritz * 1865

Herbert-Weichmann-Straße 51 (Hamburg-Nord, Uhlenhorst)

1942 Theresienstadt
ermordet Dezember 1944

David Herz Hermann Kobritz, geb. 12.8.1865, deportiert am 17.7. / 19.7.1942 nach Theresienstadt, dort gestorben am 8.12.1944

Herbert-Weichmann-Straße 51 (Adolphstraße 51)

David Herz Hermann Kobritz wurde in Brody geboren. Über seine Eltern, seine Kindheit und Jugend ist uns nichts bekannt.

Im Mai 1890 heiratete er in Brody Rosalia, genannt Rosa, Kleinmann, die am 23. Mai 1874 in Odessa geboren worden war. Ihr erstes Kind, die Tochter Eleonore/Leonora, kam im De­zem­ber 1890 oder im Januar 1891 in Wien zur Welt. In Moskau wurden am 18. Juli 1894 die Tochter Juliette und am 12. Juli 1896 der Sohn Maximilian geboren. Es folgte Katharina, ge­nannt Katja, die im Dezember 1897 in Odessa geboren wurde. Die beiden letzten Kinder kamen wieder in Moskau zur Welt, Richard am 27. September 1899 und Heinrich am 1. No­vem­ber 1903.

Ungefähr seit 1906 lebte die jüdische Familie in Hamburg. Spätestens seit diesem Zeitpunkt ist in allen Unterlagen lediglich der Vorname Hermann angegeben. Hermann Kobritz betrieb als Kaufmann ein Ex- und Importgeschäft. Firmensitz war zunächst Raboisen 5, ab etwa 1914 Mönckebergstraße 9 und in den Jahren 1931/32 Spitalerstraße 16. Mindestens von 1912 bis 1919 unterhielt die Firma Hermann Kobritz gemäß Adressbucheintrag Nieder­lassungen in Moskau und Charbin. Die Firma wurde im September 1908 ins Handelsregister eingetragen. Am 4. März 1933 wurde der Eintrag "von Amts wegen gelöscht". Für die Jahre 1933 bis 1935 wird als Firmensitz das Wohnhaus der Familie in den Adressbüchern angegeben.

Dieses Haus kaufte Hermann Kobritz 1913. Es handelte sich um ein Einzelwohnhaus mit Gar­ten in der Adolphstraße 51, in das die Fa­milie, die zuvor in der Schäferkampsallee 28 gewohnt hatte, einzog. Im Erdgeschoss des Hau­ses befanden sich unter anderem ein Saal, ein Salon, ein Herrenzimmer und eine Ter­ras­se. In den beiden Obergeschossen lagen mehrere geräumige Zimmer. Im Keller befanden sich Küche und weitere Wirtschaftsräume. In der Beschreibung des zum Verkauf stehenden Hauses wurde ausgeführt: "Dieses Grund­­stück verdient besondere Beachtung wegen seiner hübschen ruhigen Lage inmitten des besten Teils der Uhlenhorst und bequemer Ver­bin­dung mit der Stadt durch Dampfschiff und Straßenbahn."

1926 war Hermann Kobritz Trauzeuge bei der Hochzeit seiner Tochter Katja in Hamburg, die zu diesem Zeitpunkt noch im Haus ihrer Eltern in der Adolphstraße lebte.

Ab etwa 1930 hatte die Familie neben dem Haus in der Adolphstraße eine Wohnung in der Ge­meinde Ratekau, Timmendorfer Strand, Strandallee 41a (später umbenannt in Timmen­dor­fer Platz 5). Das Haus Adolphstraße 51 wurde1932 in ein Mehrfamilienhaus umgebaut. Nach dem Um­bau wohnten in dem Haus mehrere Mieter. Hermann und Rosa Kobritz wohnten spätestens seit 1936 nicht mehr in Hamburg. Sie lebten nun in der Wohnung in Tim­mendorfer Strand, bei der es sich um eine große 4-Zimmer-Wohnung handelte, die gut eingerichtet war.

Im Februar 1942 wurde das Haus Adolphstraße 51, das bis dahin Hermann Kobritz gehört hatte, zwangsversteigert. Anfang der fünfziger Jahre schlossen die Kinder des Ehepaars Ko­britz als deren Erben vor dem Wiedergutmachungsamt beim Landgericht Hamburg einen Vergleich mit dem neuen Eigentümer des Grundstücks über eine Entschädigungszahlung.

Hermann und Rosa Kobritz wurden am 17. Juli 1942 von ihrer Wohnung in Timmendorfer Strand aus deportiert. Über eine Sammelstelle in Lübeck wurden sie mit etwa 40 anderen Jüdinnen und Juden, die vorwiegend aus Kiel und Lübeck kamen, nach Hamburg gebracht und dem Transport zugewiesen, der am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt fuhr. Dort kamen sie am 20. Juli 1942 an.

Die Wohnungseinrichtung und der Hausrat des Ehepaars Kobritz wurden 1942 durch das Amtsgericht Schwartau versteigert. Der Versteigerungserlös wurde der Oberfinanzkasse in Kiel zugeleitet und an die Reichshauptkasse abgeführt.

Hermann Kobritz starb am 8. Dezember 1944 in Theresienstadt. Rosa Kobritz hat überlebt. Sie kehrte am 2. August 1945 aus Theresienstadt zurück und wohnte zunächst einige Mo­nate bei ihrer Tochter und deren Ehemann, bevor sie in eine andere Wohnung umzog. Rosa Kobritz starb am 14. Januar 1947 in Hamburg.

Alle sechs Kinder von Hermann und Rosa Kobritz haben den Nationalsozialismus überlebt. Die Tochter Katja war in Hamburg mit einem nichtjüdischen Mann verheiratet. Sie, ihr Mann und die zwei Söhne waren zahlreichen Repressalien ausgesetzt. Die anderen fünf Kinder lebten in den fünfziger Jahren in Frankreich, Holland, Australien, Venezuela und in den USA. Wann sie dorthin auswanderten ist nicht bekannt.

© Ingrid Budig

Quellen: 5; 8; StaHH 213-13, Landgericht Wiedergutmachung, Z 3818; StaHH 231-7, Amtsgericht Hamburg - Handels- und Genossenschaftsregister, A1 Band 41; StaHH 332-5, Personenstandsunterlagen, 6646 + 293/1926; StaHH 351-11, AfW, Abl. 2008/1, 29.12.97 Brinkama, Katharina; StaHH 552-1, Jüdische Gemeinden, 992m Band 2; Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 510 Nr. 9699, Abt. 761 Nr. 17347; Wiener Stadt- und Landesarchiv; Bezirksamt Hamburg-Nord, Dezernat Wirtschaft, Bauen und Umwelt, Fachbereich Bauprüfung, Akte Herbert-Weichmann-Str. 51; AB 1907, 1912 bis 1919, 1924, 1929, 1931 bis 1938, 1941, 1943.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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