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Franz Klein * 1892

Rübenkamp 78 (Hamburg-Nord, Barmbek-Nord)

1943 Theresienstadt
weiterdeportiert nach Auschwitz

Franz Klein, geb. 18.7.1892, am 24.3.1943 nach Theresienstadt deportiert und am 29.9.1944 nach Auschwitz weiterdeportiert

Rübenkamp 78

Franz Klein kam als Sohn des jüdischen Ehepaares Maximilian und Malwine Klein, geb. Freud, in Budapest zur Welt. Zu einer Ingenieursausbildung zog es ihn nach Deutschland, wo er am 13. November 1922 an der Technischen Hochschule in Darmstadt sein Studium ab­schloss. Danach arbeitete Franz Klein bis Ende 1925 als Bauleiter in Heidelberg.

Seit dem 1. Januar 1928 wohnte und arbeitete er in Hamburg. Sein neuer Ar­beitgeber war die Elektro­instal­la­teurs-Firma von Wilhelm Wolfson. Franz Kleins zukünftige Ehefrau, Marie Braker, stammte ebenfalls aus Ham­burg. Die 36-Jährige brachte eine Toch­­ter aus erster Ehe mit in die Be­ziehung. Am 14. April 1928 heirateten Franz und Marie in Hamburg und zogen kurz darauf in eine gemeinsame Wohnung am Rübenkamp 78.

Seine Anstellung bei Wilhelm Wolfson endete schon am 31. Mai 1928. Das Röntgenwerk C. H. F. Müller AG wurde ab 1934 zu Franz Kleins neuem Arbeitgeber. Allerdings bezahlten sie ihm nur 450 RM im Monat, obwohl er Diplom-Ingenieur war. Dies lag nicht zuletzt an seiner jüdischen Herkunft. In dieser Firma war Franz Klein bis zum 31. März 1939 beschäftigt. Da­nach fand er bis zu seiner Deportation 1943 immer wieder kurzfristige Anstellungen.

Marie Klein war evangelisch und dadurch ging das Ehepaar davon aus, dass es in einer sogenannten privilegierten Mischehe lebte und Franz somit vor dem Zugriff der Gestapo ge­schützt war. Da das Ehepaar aber keine gemeinsamen Kinder hatte, galt es als "nichtprivilegierte Mischehe", die vielen Verfolgungsmaßnahmen unterlag. Deshalb wurde Franz Klein 1942 mit den Vorwürfen konfrontiert, er trage nicht den "Davidstern", beziehe ungekürzte Lebensmittelkarten und besäße eine Kleiderkarte für Nichtjuden. Zudem wohne er noch immer in der gemeinsamen Wohnung im Rübenkamp, obwohl er eigentlich in die Rutsch­bahn, in eines der dortigen "Judenhäuser", ziehen sollte.

Marie Klein machte sich nun zunehmend Sorgen um ihren Ehemann und war bereit, mit ihm in die Rutschbahn zu ziehen, wenn ihm dies helfen sollte. Anfang 1943 bekam Franz Klein je­doch einen Deportationsbefehl: Er sollte am 12. Februar nach Auschwitz deportiert werden. Nun suchte das Ehepaar Rat bei Max Plaut, dem damaligen Leiter des Jüdischen Reli­gions­verbandes und Vorstand aller jüdischen Organisationen in Hamburg. Dieser erklärte den Eheleuten, es gebe für Franz Klein nur eine Hoffnung, und das sei die Abschiebung nach The­re­sienstadt. Damit sollte er vor dem Zugriff der Gestapo geschützt sein und in The­re­sien­stadt erschienen die Überlebenschancen größer als in Auschwitz.

Bevor aber Franz Klein nach Theresienstadt deportiert werden konnte, tat sich noch ein Prob­lem auf. Für die "Abschiebung" musste er geschieden sein. Nach zahlreichen Gesprächen und in der Hoffnung, sie könne ihn später in besseren Zeiten erneut heiraten, willigte Marie Klein schließlich "unter Tränen" in die Scheidung von ihrem Mann ein. Tatsächlich war genau das Gegenteil der Fall: Ungeschieden wäre Franz Klein nicht deportiert worden, als Ge­schie­dener stand ihm das Deportationsziel Theresienstadt zu, das jedoch die Durchgangsstation ins Ver­nichtungslager Auschwitz war. Dies wussten allerdings weder Max Plaut noch Marie Klein.

Nun musste es schnell gehen, da niemand wusste, wie viele Transporte noch nach There­sien­stadt gehen würden und der nächste bereits für den 24. März vorgesehen war. Vor dem Landgericht Hamburg wurde das Scheidungsverfahren verhandelt. Am 22. April 1943 erklärte das Hamburger Landgericht die Ehe zwischen Marie und Franz Klein für ungültig. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Franz Klein bereits seit einem Monat im Getto Theresienstadt. Auch in Theresienstadt blieben die Eheleute so gut es ging in Kontakt. Marie schickte ihrem Ehemann kleine Lebensmittelpakete und animierte Freunde und Verwandte dazu, dies ebenfalls zu tun. Erst mit seiner Deportation nach Auschwitz am 29. September 1944 brach der Kontakt zwischen dem Paar ab.

Franz Klein starb in Auschwitz in einer Gaskammer. Nach seinem Tod machte Marie sich noch Jahrzehnte lang Vorwürfe, dass sie einer Scheidung letztlich doch zugestimmt hatte.

© Carmen Smiatacz

Quellen: 2; 4; 5; 7; 8; StaHH 214-1, Gerichtsvollzieherwesen, 396; StaHH 314-15, OFP, R 1940/492; StaHH 351-11, AfW, Abl. 2008/1, 31.10.91 Klein, Maria; ITS/ARCH/Kartei Getto Theresienstadt/4997392#1 (1.1.42.2/THERES18/1162); ITS/ARCH/Transportlisten Gestapo (Hamburg)/11198433#1 (1.2.1.1/0001-0060/0017G/0271); ITS/ARCH/Transportliste Gestapo/11197794#1 (1.2.1.1/0001-0060/0017A/0129); ITS/ARCH/Getto Theresienstadt, Transport zum Konzentrationslager Auschwitz/4958969#1 (1.1.42.1/ 0027/0039); Meyer: "Jüdische Mischlinge", S. 88ff.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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