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Bereits verlegte Stolpersteine



Rudolf Krooß mit Ehefrau Wilma und Tochter Rita. Ca. Juni 1936 in Moskau
© Privatbesitz

Rudolf Krooß * 1910

Schiffbeker Weg 9 (Hamburg-Mitte, Billstedt)


HIER WOHNTE
RUDOLF KROOß
JG. 1910
IM WIDERSTAND
SPANIENKÄMPFER
TOT 1938
AM EBRO

Weitere Stolpersteine in Schiffbeker Weg 9:
Fiete Schulze

Rudolf Krooß, geb. 10.1.1910 in Hamburg, gestorben 31.8.1938 am Ebro, Spanien

Schiffbeker Weg 9 (Rahlstedter Weg)

Rudolf Krooß wurde am 10. Januar 1910 in Hamburg geboren und lebte im Billstedter Ortsteil Schiffbek. Dort war er nach der Volksschule als Maschinenschlosser bei "der Jute", der Norddeutschen Jute-Spinnerei und Weberei, beschäftigt. 1932 wurde er arbeitslos, engagierte sich in der Gewerkschaft und in der KPD, wo er als Gruppenkassierer fungierte. Am 5. März 1933 wurde er in "Schutzhaft" genommen. Nach seiner Entlassung am 22. Dezember desselben Jahres nahm er seine Tätigkeit in der KPD wieder auf, nun illegal.

In der "Kommunistischen Jugend" lernte er Wilma Schulze, geboren am 2. Februar 1914, die Tochter des KPD-Funktionärs Fiete Schulze, kennen und lieben. Nicht nur die politische Arbeit verband beide, sondern Rudolfs Lebenslust war ein starkes Bindeglied in dieser Liebesbeziehung. Wilma liebte seine fröhliche Art und ging auch sehr gern mit ihm tanzen. Sie heirateten am 25. August 1934.

Fiete Schulze nahm am Leben des jungen Paares aus dem Gefängnis heraus regen Anteil. So gab er ihnen Ratschläge für ihr gemeinsames Leben und für die Erziehung der Tochter Rita, die am 3. Januar 1935 zur Welt kam. Fiete hoffte, Rudolf Krooß würde einmal mehr Zeit mit seinem Kind verbringen können, als er selbst es mit seinen Kindern hatte tun können. Doch dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung.

Nach der Hinrichtung seines Schwiegervaters am 6. Juni 1935 in Hamburg emigrierte Rudolf Krooß im Juli 1935 nach Prag. Wilma Krooß sollte sich von ihrem Vater "lossagen", andernfalls würde sie, sobald Rita ein Jahr alt sei, verhaftet. Sie gab der Aufforderung nicht nach und folgte ihrem Ehemann mit der noch nicht einjährigen Rita im Dezember 1935.

An der Grenze zur Tschechoslowakei wurden sie von zwei Männern erwartet. Nachdem Wilma das Code-Wort gesagt hatte, nahmen diese ihr Gepäck und führten sie durch das Grenzgebiet. Es war eisig und der Schnee lag sehr hoch. Wilma, eine kleine Frau, trug die ganze Zeit ihr Kind, da Rita bei den fremden Männern auf dem Arm zu weinen begann. Glücklich erreichten sie ihren Zufluchtsort in der Nähe von Prag, wo sie für kurze Zeit wieder mit Rudolf Krooß zusammenlebten. Gemeinsam setzte die Familie ihre Flucht in die UdSSR fort. Im Mai 1936 er­reichten sie zusammen Moskau, wo sie wiederum nur kurze Zeit zusammenlebten. Sie lernten Fiete Schulzes Freunde kennen und übermittelten ihnen seine letzten Grüße, so wie er es in seinem Abschiedsbrief an seine Tochter und Rudolf Krooß gewünscht hatte.

Nach Beginn des Bürgerkriegs in Spanien meldete sich Rudolf Krooß bei den Internationalen Brigaden. Dort kämpfte er als Leutnant des Etkar-André-Bataillons, einem der drei Bataillone der XI. Internationalen Brigade, gegen das Franco-Regime. Im August 1938 starb er am Ebro; es ist ungewiss, ob infolge einer Verletzung oder an Typhus, den er im Lazarett bekam.

Wilma Krooß blieb mit ihrer Tochter in der Sowjetunion. Dort verdiente sie sich ihren Lebens­unterhalt mit verschiedenen Arbeiten, u. a. als Traktorfahrerin und Dolmetscherin. Im Mai 1946 kehrten Mutter und Tochter nach Hamburg zurück. Sie kamen bei Wilma Krooß’ Großeltern in Billstedt unter. Rita, die nur wenig deutsch sprach, litt sehr, da mit der "Russin" niemand spielen wollte. Wilma Krooß traf Rudolf Giffey wieder, den sie schon von früher kannte. Auch er war ein Verfolgter, der die Jahre des Nationalsozialismus als politischer Häftling in verschiedenen Konzentrationslagern überlebt hatte. Zuletzt hatte er 1944 vor dem Volksgerichtshof in Berlin gestanden. Mitangeklagt waren u. a. Marie Prieß und ihr Sohn Heinz. Im Oktober 1947 heirateten Wilma Krooß und Rudolf Giffey. Ein Jahr später bekamen sie ihren Sohn Werner.

© Christiane Chodinski

Quellen: StaH, 351-11 AfW, 021914; Hochmuth/Meyer, Streiflichter; münd­liche Mitteilungen von Angehörigen.

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