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Friederike Rothenburg * 1869

Kurzer Kamp 6 Altenheim (Hamburg-Nord, Fuhlsbüttel)

1942 Theresienstadt
tot 18.11.1942

Weitere Stolpersteine in Kurzer Kamp 6 Altenheim:
Dr. Julius Adam, Johanna Hinda Appel, Sara Bromberger, Therese Bromberger, Friederike Davidsohn, Margarethe Davidsohn, Gertrud Embden, Katharina Embden, Katharina Falk, Auguste Friedburg, Jenny Friedemann, Mary Halberstadt, Käthe Heckscher, Emily Heckscher, Betty Hirsch, Hanna Hirsch, Regina Hirschfeld, Clara Horneburg, Anita Horneburg, Emma Israel, Jenny Koopmann, Franziska Koopmann, Martha Kurzynski, Laura Levy, Chaile Charlotte Lippstadt, Isidor Mendelsohn, Balbine Meyer, Helene Adele Meyer, Ida Meyer, Ella Rosa Nauen, Celine Reincke, Benny Salomon, Elsa Salomon, Martha Rosa Schlesinger, Louis Stiefel, Sophie Stiefel, Louise Strelitz, Eugenie Hanna Zimmermann

Friederike Rothenburg, geb. am 15.10.1869 in Hamburg, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, dort umgekommen am 18.11.1942

Kurzer Kamp 6

Friederike kam als erstes Kind von Rebecca, geb. Heymann, und Isaac Rothenburg am 15. Oktober 1869 in der Hamburger Neustadt zur Welt. In der Wohnung ihrer Eltern, Fuhlentwiete 103, wurde sie mithilfe der Hebamme Frau Rintel geboren. Ihr Vater verdiente den Lebensunterhalt der Familie als Stadtreisender.Isaac Rothenburg (geb. 27.7.1844 in Güstrow, Mecklenburg) stammte von Ricke, geb. Francke, und dem Kaufmann Salomon Rothenburg ab. Mit 22 Jahren war er in Hamburg ansässig geworden. Friederikes Mutter Rebecca, geb. Heymann (geb. 28.4.1845), war gebürtige Hamburgerin. Die Großmutter mütterlicherseits Henriette, geb. Seelig, stammte wie Friederikes Vater ebenfalls aus Güstrow, der Großvater Nehemias David Heymann aus Hamburg. Die Großeltern hatten am 16. Juni 1844 in Hamburg geheiratet.

Friederikes Eltern waren von Oberrabbiner Anschel Stern der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg am 21. März 1869 getraut worden. Zu dieser Zeit lebten die Großeltern mütterlicherseits nicht mehr. Nehemias David Heymann war bereits 1864 verstorben, die Großmutter Henriette Heymann, geb. Seelig, ein Jahr später. Am 18. März 1871 meldete Isaac Rothenburg sein Gewerbe, den Handel mit Manufactur- und Holländerwaren, an. Als Händler gründete er sein Geschäft in der Wexstraße 39, Parterre, und wohnte im 2. Stock. Dort wurde Friederikes Bruder Hermann geboren. Friederike wuchs zunächst mit ihren drei jüngeren Brüdern auf, mit dem vier Jahre jüngeren Hermann (geb. 11.3.1873), Siegfried Salomon (geb. 2.9.1874) und Hugo (geb. 7.6.1878).

Die Bedingungen für die kleinen Kinder in der Wexstraße müssen schwierig gewesen sein. Paul (geb. 30.9.1875) war im Alter von neun Monaten am 14. Juli 1876 an einer Lungenentzündung und James (geb. 29.4.1880) mit sechs Monaten am 21. Oktober 1880 an Auszehrung (Unterernährung) verstorben. Auf dem Ottenser Friedhof (heute unter dem Kaufhaus Mercado gelegen) fanden sie ihre letzte Ruhestätte. Im Februar 1881 wurde Isaac Rothenburg und damit seine Familie nach Überprüfung durch die Polizeibehörde in den Hamburger Staatsverband aufgenommen. Sein jährlich zu versteuerndes Einkommen als Manufaktur- und Modewarenhändler betrug 3600,- Mark.

1881 verlor Friederike ihre Mutter Rebecca, geb. Heymann, die am 9. Juni 1881 von einem Mädchen entbunden worden war. Fünf Tage später erlag sie dem Kindbettfieber. Sie war 36 Jahre alt. Die kleine Henriette war eine Frühgeburt und starb einen Tag später. Beide wurden zwei Tage nach ihrem Tod auf dem Ottenser Friedhof bestattet. So blieb Friederike die einzige Tochter. Sie war nun 12 Jahre alt, ihre drei jüngeren Brüder acht, sieben und drei Jahre. Ihr Vater ging im Jahr darauf eine weitere Ehe ein. Er heiratete am 20. April 1882 in Lübeck Ernestine Mühsam (geb. 10.12.1841 in Landsberg, Schlesien). Die Mühsams entstammen der Familie Pappenheim. Der Bruder von Friederikes Stiefmutter, Siegfried Seligmann Mühsam, hatte 1878 die "St. Lorenz"-Apotheke in Lübeck eröffnet. Seit dem Tod ihrer Eltern hatte Ernestine Mühsam bei diesem Bruder und dessen Familie gelebt, vorher in Berlin, wo auch dessen Stammhalter Erich Mühsam geboren worden war.

Friederikes jüngster Bruder Max, das einzig gemeinsame Kind von Isaac Rothenburg und Ernestine, geb. Mühsam, kam am 23. Januar 1883 auf die Welt. Friederike lebte nun mit der neu gegründeten Familie zusammen im 4. Stock in der Gerhofstraße 12. Ihre Stiefcousine Charlotte Mühsam, verheiratete Landau, aus Lübeck beschreibt später in Israel in "Meine Erinnerungen", dass ihre Tante Tina, die Stiefmutter von Friederike, in einer kleinen Schule in Landsberg eine gute Bildung erhalten, einen hervorragend guten Stil geschrieben und Französisch gelernt habe. Den vier Kindern sei sie eine gute Mutter gewesen: "Sie war eine selbstlose, gute Frau". Sie erinnert sich an Friederikes Bruder Max Rothenburg als einen braven und fleißigen Menschen.

Paul Mühsam aus Zittau, der später nach seiner Emigration in Palästina Schriftsteller wurde, berichtet in seinem Buch "Ich bin ein Mensch gewesen" von einem Besuch in den Sommerferien 1895 in Hamburg bei seiner "Tante Tina", Friederikes Stiefmutter: "In Hamburg wurde ich von meiner Tante Tina, deren langweiligem Mann und vier Söhnen, von denen nur der jüngste mein leiblicher Vetter war, und meiner Stiefcousine Frieda erwartet. Ich lernte alle Sehenswürdigkeiten der Stadt einschließlich Sankt Pauli kennen und machte einen Dampferausflug nach Cuxhafen mit Besichtigung der Schleusen am Eingang zum Kaiser-Wilhelm-Kanal. Die Alsterinsel wurde gerade damals abgetragen und war noch einmal feenhaft illuminiert. Im Theater verschlang ich mit aufgerissenen Augen ein Schaustück – Die lebende Brücke –, das sich als – großes Sensations-Charakterbild mit Musik – bezeichnete. Ich hatte auch Gelegenheit, ein riesiges Schiff zu besichtigen, denn ich gab dem Bräutigam meiner Cousine Frieda, der in seine südafrikanische Heimat, nach Kapstadt, zurückfuhr, bis auf das Schiff das Geleit. Sie konnte nicht wissen, dass er bereits verheiratet war und nie wiederkam."

Friederike Rothenburg, von Paul Mühsam Frieda genannt, war in diesem Sommer voller Träume 25 Jahre alt.

Ihr jüngster, zwölfjähriger Bruder Max besuchte die 4. Klasse der "Stiftungsschule von 1815", die von liberalen Juden für arme jüdische Kinder ehemals als "Israelitische Freischule" gegründet worden war. Dr. Anton Reé war 1849 in der Zeit der Gleichstellung der Juden in Hamburg, für die er sich maßgeblich eingesetzt hatte, Leiter dieser Schule. (Nach seinem Tod wurde die Schule in "Anton Reé Schule" umbenannt.) Seit 1859 wurden auch christliche Kinder dort aufgenommen. Um die Zeit als Max die Schule besuchte, lag der Anteil der christlichen Schüler sogar über dem der jüdischen Schüler.

Friederikes Bruder Hugo Rothenburg wanderte mit 18 Jahren im März 1896 nach Amerika aus. Am 26. September 1901 wurde er in New York naturalisiert und verdiente seinen Lebensunterhalt als "Clerk" (Arbeiter) bei Max C. Mayer in der 91. Straße, 3. West.

Einige Jahre lebte Friederike mit ihrer Familie im Valentinskamp 92, Parterre, bevor sie 1903 gemeinsam zum Hansaplatz 2, 1. Stock, verzogen. Friederikes Bruder Hermann, der ebenfalls dort wohnte, war als "Commis" bei der Firma "Gebr. Heilbutt" am Steindamm 28 angestellt.

Am 7. November 1906 verstarb Friederikes Stiefmutter, sie hatte an einer Schrumpfniere gelitten. Ernestine Rothenburg, geb. Mühsam, war 67 Jahre alt. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt, Grablage ZZ 10, Nr. 88.

Friederikes Bruder Siegfried Salomon Rothenburg heiratete am 23. Oktober 1908 die aus Hamburg stammende Elfriede, geb. Marcus (geb. 8.9.1885). Beide gehörten der Deutsch-Israelitischen Gemeinde an. Ihre drei Kinder, Ruth (geb. 12.6.1912), Ilse (geb. 8.9.1914) und Gert-Joachim (geb. 31.10.1916), wurden in Hamburg geboren.

Siegfried Rothenburg war Kaufmann in der Firma der Schwiegereltern Marcus & Co mit Kurzwaren en gros, zunächst am Großneumarkt und später in der Neumünsterstraße 8, Parterre, wo die Familie auch wohnte.

Friederikes Bruder Hermann Rothenburg heiratete am 24. April 1910 die nichtjüdische Auguste Alma, geb. Reiner (geb. 18.6.1875 in Hamburg). Das Ehepaar lebte in Groß Flottbek.

Friederike Rothenburg blieb unverheiratet und wohnte weiter mit ihrem Vater zusammen im Grindelhof 68, 2. Stock. Er verstarb am 29. April 1913 im Eppendorfer Krankenhaus an einem Nierengeschwür. Isaac Rothenburg war 68 Jahre alt.
Seine letzte Ruhe fand er neben seiner ersten Ehefrau Rebecca auf dem Ottenser Friedhof.

Während des Ersten Weltkrieges, im August 1917, wollte Friederike Rothenburg eine Reise im Inland unternehmen und ließ sich dafür einen Pass ausstellen. Aus dem Passprotokoll ist zu erfahren, dass sie eher klein war, dunkle Haare und braune Augen hatte.

Friederikes Bruder Max Rothenburg, "Agent" und Handelsvertreter, heiratete im Juni 1921 Paula Fryda (geb. 19.8.1887), die aus Wattenscheid stammte. Ihre Zwillinge Ingeborg und Hans-Joachim kamen am 30. September 1922 in Hamburg zur Welt.

Für Friederike Rothenburg wurden die Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg und der Weltwirtschaftskrise schwer. Sie lebte weiter in der Vier-Zimmer-Wohnung am Grindelhof, hatte jedoch zwei Zimmer untervermietet, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die sehr eingeschränkten Verhältnisse besserte sie mit Heimarbeit, Näh- und Stickarbeiten, auf. Eine Haushaltshilfe war wegen ihrer Herzerkrankung notwendig. Die Ärztin Dr. Betty Warburg machte die Jüdische Gemeinde im September 1925 darauf aufmerksam, dass Friederike Rothenburg nicht in der Lage sei, sich genügend zu ernähren. Der Pfleger Ludwig bat im Auftrag der Gemeinde bei der Wohlfahrtsstelle für Friederike Rothenburg, die aus "bestem Mittelstand" stamme, um Betreuung durch einen Berufspfleger und dazu um diskrete Behandlung des Falls. Er machte darauf aufmerksam, dass sich Friederike Rothenburg so sehr einschränkte, dass sie hungere.

Friederikes Stiefcousin Erich Mühsam, der einstmals als Nachfolger für die väterliche Apotheke in Lübeck vorgesehen war, hatte einen anderen Weg gewählt. Er wurde ein bekannter Schriftsteller des deutschen Anarchismus und Kämpfer gegen den Faschismus. Gleich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er verhaftet und am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg ermordet.

Friederikes Bruder Siegfried Salomon Rothenburg hatte seine Firma zu Beginn der Machtübernahme der Nationalsozialisten aufgeben müssen. Danach arbeitete er als Bote bei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde. Als die Gemeinde ihn nicht mehr bezahlen konnte, war er weiter ehrenamtlich tätig. Tochter Ruth Rothenburg hatte von 1919 bis 1925 die höhere Mädchenschule von Dr. Löwenberg und anschließend die höhere Handelsschule besucht. Sie war als Kontoristin und Korrespondentin bei der Fa. Kurt Pick beschäftigt, bis die jüdische Firma von den Nationalsozialisten "arisiert", d.h. enteignet wurde. Sie unterstützte ihre fast erblindete Mutter im Haushalt. Die jüngere Tochter Ilse Rothenburg wollte Diplom-Gärtnerin werden. Beide Töchter konnten der nationalsozialistischen Verfolgung entkommen. Bereits im Juni 1933 emigrierte Ilse Rothenburg nach Palästina. Ruth Rothenburg konnte 1939 über England nach Australien in Sicherheit gelangen.

Friederike Rothenburg erfuhr Unterstützung von der Deutsch-Israelitischen Gemeinde und konnte bereits Mitte März 1932 in das neu erbaute Mendelson-Israel-Stift, Wohnung Nr. 5, Parterre, einziehen. Sie war weiterhin von der Wohlfahrt abhängig. Nach ihren Aussagen im März 1937 wurde sie gelegentlich von ihren Vettern mit Essen versorgt.

Friederikes Bruder Hermann Rothenburg wurde in der Zeit der nationalsozialistischen Verfolgungen etliche Male von der Gestapo verhört und gedrängt, sich scheiden zu lassen. Obwohl seine Ehefrau nichtjüdisch war, wurde Hermann Rothenburg 1940 mit Ehefrau Alma aus der gemeinsamen Wohnung in Groß Flottbeck, Groß Flottbeckerstraße 80, 1. Stock, ausgewiesen. Beide wurden im April 1940 in das nun zum "Judenhaus" bestimmte Mendelson-Israel-Stift eingewiesen.

Friederikes Bruder Siegfried Rothenburg wohnte zuletzt mit seiner erblindeten Ehefrau Elfriede im "Judenhaus" in der Sedanstraße 21. Zusammen mit ihrem Sohn Gert mussten sie sich bei der Sammelstelle im Logenhaus an der Moorweide zur ersten Deportation Hamburger Juden einfinden, wie auch der Bruder Max Rothenburg, seine Ehefrau Paula, geb. Fryda, und ihre Zwillinge Ingeborg und Hans-Joachim. Sie alle wurden gemeinsam am 25. Oktober 1941 nach Litzmannstadt/Lodz deportiert.

Max Rothenburg verstarb im Getto Litzmannstadt/Lodz am 4. Januar 1942, 19 Tage vor seinem 59. Geburtstag. Für seine Ehefrau Elfriede, geb. Marcus, ist das Todesdatum nicht bekannt. Gert Rothenburg war im Getto als Arbeiter eingesetzt worden und in der 2. Straße Nr. 28 untergebracht. Er verstarb am 8. Januar 1942 an "Enterocolitis Adyna" (Darmentzündung, Schwächung), wie in den Krankenhaus-Dokumenten des Gettos verzeichnet ist. Gert Rothenburg war 25 Jahre alt. Paula Rothenburg und ihre Tochter Ingeborg wurden mit der gefürchteten "Aussiedelung" nach Chelmno verschleppt und am 10. Mai 1942 ermordet. Das Todesdatum für den Zwilling Hans-Joachim ist unbekannt. Paula Rothenburg war 54, Ingeborg und Hans-Joachim waren 19 Jahre alt. Stolpersteine erinnern an die Familien von Friederikes Brüdern, an Siegfried, Elfriede und Gert Rothenburg in der Neumünsterschen Straße 8 und an Max, Paula, Ingeborg und Hans-Joachim Rothenburg in der Kottwitzstraße 38 (Biographie siehe www.stolpersteine-hamburg.de).

Nach der Deportation der zwei Brüder mit ihren Familien wohnte Friederike Rothenburg noch ein halbes Jahr im Mendelson-Israel-Stift. Am 19. Juli 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert. Sie verstarb dort im Getto in der L 306, Lange Straße, Zimmer 014, vier Monate später am 18. November 1942 um 15:20 Uhr. Als Todesursache ist in der Todesfallanzeige "Enteritis-Darmkatarrh" angegeben. Friederike Rothenburg starb unter den menschenunwürdigen Bedingungen im Getto Theresienstadt. Sie war 73 Jahre alt. Zwei Tage später um 15:00 Uhr wurde sie auf dem Friedhof beigesetzt.

Aus dem Lager der Gerichtsvollzieherei wurde am 2. August 1944 von dem Taxator Henry Allerding ein "Medaillon nur Bild" in Altgold auf 4,- RM taxiert. Dieses Schmuckstück stammte von "Frieda Sara Rothenburg". Sie hatte es nach den nationalsozialistischen Gesetzen vom Februar 1939 an den Oberfinanzpräsidenten abgeben müssen. Am 15. August 1944 wurde es von Gerichtsvollzieher Gerlach, Drehbahn 36, öffentlich an die Hamburger Bevölkerung versteigert. Der Ersteher A. V. zahlte lediglich den Taxierpreis. Es ist davon auszugehen, dass dieses Medaillon einst von Friederike Rothenburg getragen wurde. Wen sie im Bild in Erinnerung trug, bleibt verschlossen.

Der weitere Schicksalsweg der Familienmitglieder
Friederikes Bruder Hermann Rothenburg musste mit Ehefrau Alma am 18. September 1942 in ein "Judenhaus" in der Rutschbahn einziehen. Im Sommer 1943 kam er zur Behandlung seiner Füße in das Jüdische Krankenhaus. Er konnte sich einem Deportationsbefehl durch ein ärztliches Attest, das ihm Transportunfähigkeit bescheinigte, entziehen. Hermann Rothenburg überlebte und erinnerte sich nach dem Krieg: "Nachdem ich dort [im Israelitischen Krankenhaus, Schäferkampsallee; M. L.] ca 3 Tage gelegen hatte, kam der große Bombenangriff auf Hamburg. Das Krankenhaus blieb verschont, aber am Tag darauf, also am Sonntag d. 25. Juli kam gegen 10 Uhr vormittags ein Nazibonze, der in schroffen Ton befahl‚ ‘das ganze Judenpack hat innerhalb 10 Minuten das Krankenhaus zu räumen‘. Mit meinen wunden Füßen konnte ich das Bett nicht verlassen, wurde aber von den Nazis mit Gewalt dazu gezwungen. Nachdem ich unter unerträglichen Schmerzen nach meiner Wohnung in der Rutschbahn, die mir zum Glück erhalten blieb, humpelte, musste ich mich dort, so gut es ging, weiterkurieren."

Nach dem Krieg lebte Hermann Rothenburg mit seiner Ehefrau Alma, geb. Reiner, in Fuhlsbüttel im ehemaligen Mendelson-Israel-Stift. Er verstarb dort am 7. Oktober 1952, seine Ehefrau Alma, geb. Reiner, am 18. Juni 1976. Beide fanden ihre letzte Ruhe auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel in Ohlsdorf, Grablage L 2, Nr. 21/22.

Friederikes jüngerer Bruder Hugo Rothenburg, der mit 18 Jahren in die USA emigriert war, hatte in Denver County im Dezember 1920 Celeste Diamond aus Maryland geheiratet und deren zehnjährige Tochter Marjorie angenommen. Hugo Rothenburg war im Februar 1941 in Denver verstorben und hatte auf dem jüdischen Friedhof Emanuel at Fairmont, Denver, seine letzte Ruhe gefunden. Ob Friederike Rothenburg mit ihm in Verbindung gestanden und von seinem Tod erfahren hat, ist nicht bekannt.

Friederikes Nichte Ilse Rothenburg hatte in ihrem Exilland Palästina den Lehrer Joseph Feuchtwanger geheiratet. Mit ihren fünf dort geborenen Kindern Miriam, Ruth, Chagit, Ofra und Yssacher blieb sie in Israel.

Friederikes Nichte Ruth Rothenburg hatte im Exilland Australien 1939 den Tischlermeister Ernst Dretzke geheiratet. Mit ihren zwei 1945 und 1950 dort geborenen Kindern Barbara und Ronald blieb sie in Australien.

Stand: Januar 2023
© Margot Löhr

Quellen: 1; 3; 4; 5; 7; 8; StaH, 214-1 Gerichtsvollzieherwesen, 600 Frieda Sara Rothenburg; StaH, 332-3 Zivilstandsaufsicht, Geburtsregister, A 76 Nr. 6000/1869 Friederike Rothenburg, A 150 Nr. 1693/1873 Hermann Rothenburg, A 184 Nr. 6236/1974 Siegfried Rothenburg, A 212 Nr. 7332/1875 Paul Rothenburg; StaH, 332-3 Zivilstandsaufsicht, Heiratsregister, B 25 Nr. 422/1869 Isaac Rothenburg u. Rebecca Heymann; StaH, 332-5 Standesämter, Geburtsregister, 1932 u. 2720/1878 Hugo Rothenburg, 1978 u. 2166/1880 James Rothenburg, 2051 u. 514/1883 Max Rothenburg; StaH, 332-5 Standesämter, Heiratsregister, 2656 u. 957/1893 Simon Israel u. Olga Margaretha Mühsam 8657 u. 349/1908 Siegfried Salomon Rothenburg u. Elfriede Marcus, 3147 u. 318/1910 Hermann Rothenburg u. Alma Remer; StaH, 332-5 Standesämter, Sterberegister, 15 u.1865/1876 Paul Rothenburg, 89 u. 3081/1880 James Rothenburg, 105 u. 1650/1881 Henriette Rothenburg 105 u. 1687/1881 Rebecca Rothenburg; 567 u. 1913/1906 Ernestine Rothenburg, 9721 u. 1247/1913 Isaac Rothenburg; StaH, 332-7, Staatsangehörigkeitsaufsicht AI f Bd. 159 Nr. 9578 Isaac Rothenburg, AI f Bd. 207 HI Nr. 1018 Hermann Rothenburg, B III 17033 Jsaac Rothenburg; StaH, 332-8 Meldewesen, A 24, Bd. 156, Nr. 12087, 1917; StaH, 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 2119 Hermann Rothenburg, 2736 Alma Rothenburg, 2328 Siegfried Rothenburg, 8053 Elfriede Rothenburg, 39538 Ilse Feuchtwanger, 37724 Ruth Dretzke; StaH, 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge, 1774 Friederike Rothenburg; StaH, 352-5 Gesundheitsbehörde, Todesbescheinigungen, 1876 Sta 2 Nr. 1865 Paul Rothenburg, 1880 Sta 2 Nr. 3081 James Rothenburg, 1881 Sta 2 Nr. 1650 Henriette Rothenburg, 1881 Sta 2 Nr. 1687 Rebecca Rothenburg, 1913 Sta 3a Nr. 1247 Jsaac Rothenburg; StaH, 362-6/8, IC 43 Israelitische Freischule Anton Reé; StaH, 376-2 Gewerbepolizei, Spz VIII C 7 Nr. 484; StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden, Geburtsregister, 696 d Nr. 83/1845 Rebecca Heymann; StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden, Heiratsregister, 702 b Nr. 17/1844 Nehemias David Heymann u. Henriette Seelig; StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden, Sterberegister, 725 k Nr. 243/1864 Nehemias David Heymann, 725 k 218/1865 Henriette Heymann, geb. Seelig; StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden, 729 Bd. 2, Grabregister des Grindelfriedhofs, Jüdischer Friedhof Ilandkoppel, L 2-21/22; StaH, 741-4 Fotoarchiv, K 2511, K 6833; Datenbankprojekt des Eduard-Duckesz-Fellow und der Hamburger Gesellschaft für jüdische Genealogie, Ottensen, http://jüdischer-friedhof-altona.de/datenbank.html, eingesehen am: 25.2.2022; Auskünfte Meike Kruse, Stadtarchiv Lübeck, AHL, Standesamt, I H 1882, Nr. 106; Institut Theresienstädter Initiative, Nationalarchiv Prag, Jüdische Matrikeln, Todesfallanzeigen, 601381 Rothenburg, Friederike; Peter Landé, USHM Lodz hospital, 1942 Jan 05.7, Gert Rothenburg; Susanne Lohmeyer: Stolpersteine in Hamburg-Eimsbüttel und Hamburg-Hoheluft-West, Hamburg 2013, Bd. 2, S. 455–457 (Hans-Joachim, Ingeborg, Max Rothenburg und Paula, geb. Fryda); Sybille Baumbach: Israelitische Freischule, in: Das jüdische Hamburg. Ein historisches Nachschlagewerk, hrsg. vom Institut für die Geschichte der Deutschen Juden, Red.: Kirsten Heinsohn, Göttingen 2006, S. 69 f.; Charlotte Landau-Mühsam: Meine Erinnerungen, hrsg. von Peter Guttkuhn (Schriften der Erich-Mühsam-Gesellschaft, Bd. 34), Lübeck 2010; Paul Mühsam: Ich bin ein Mensch gewesen – Lebenserinnerungen, Gerlingen 1989, S. 52; Rothenburg, http://yvng.yadvashem.org/index.html?language=en&s_lastName=Rothenburg&s_firstName=&s_place=Hamburg, eingesehen am: 25.2.2022. Herzlichen Dank an Miriam Freier!
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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