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Martha Schlesinger, geb. Schönewald, im Alter von 21 Jahren
Martha Schlesinger, geb. Schönewald, im Alter von 21 Jahren
© Privatbesitz

Martha Rosa Schlesinger (geborene Schönewald) * 1873

Kurzer Kamp 6 Altenheim (Hamburg-Nord, Fuhlsbüttel)

1942 Theresienstadt
1942 weiterdeportiert nach Minsk

Weitere Stolpersteine in Kurzer Kamp 6 Altenheim:
Dr. Julius Adam, Johanna Hinda Appel, Sara Bromberger, Therese Bromberger, Friederike Davidsohn, Margarethe Davidsohn, Gertrud Embden, Katharina Embden, Katharina Falk, Auguste Friedburg, Jenny Friedemann, Mary Halberstadt, Käthe Heckscher, Emily Heckscher, Betty Hirsch, Hanna Hirsch, Regina Hirschfeld, Clara Horneburg, Anita Horneburg, Emma Israel, Jenny Koopmann, Franziska Koopmann, Martha Kurzynski, Laura Levy, Chaile Charlotte Lippstadt, Isidor Mendelsohn, Balbine Meyer, Helene Adele Meyer, Ida Meyer, Ella Rosa Nauen, Celine Reincke, Friederike Rothenburg, Benny Salomon, Elsa Salomon, Louis Stiefel, Sophie Stiefel, Louise Strelitz, Eugenie Hanna Zimmermann

Martha Schlesinger, geb. Schönewald, geb. am 5.3.1873 in Kassel, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 21.9.1942 nach Treblinka und ermordet

Kurzer Kamp 6

Martha Schönewald wurde am 5. März 1873 in Kassel als erstes Kind von Selma, geb. Hauer (geb. 22.3.1852 in Hamburg), und des Bankiers Felix Schönewald (geb. 10.7.1838 in Willebadessen) geboren. Marthas Eltern waren drei Jahre zuvor, im Jahre 1870, von Rabbiner Dr. Max Sänger in der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg getraut worden. Zunächst lebte die Familie mit den Großeltern väterlicherseits, Fanny, geb. Schüler, und Bankier Feist Schönewald, in Kassel. Dort kam am 30. Mai 1875 Marthas jüngerer Bruder Ernst Alexander auf die Welt. Als Martha drei Jahre alt war, verzog die Familie nach Hamburg, wo ihr elf Jahre jüngerer Bruder Franz am 13. März 1884 geboren wurde. Er besuchte das Wilhelm Gymnasium und das Johanneum bis zur Untersekunda, absolvierte eine dreijährige Lehrzeit bei der Firma Robertson & Bense und arbeitete zwei Jahre als "Commis" (Angestellter). Über Marthas Schulzeit und Ausbildung ist nichts bekannt.

Als Martha Schönewald 20 Jahre alt war, heiratete sie am 26. Juli 1893 in Hamburg den 16 Jahre älteren Georg Alfred Schlesinger (geb. 28.2.1857 in Breslau). Er war der Sohn von Auguste, geb. Schneider, und des Kaufmanns Isaac Schlesinger und gehörte wie seine Eltern der Jüdischen Gemeinde an. Seine Mutter lebte zu jener Zeit in Breslau, sein Vater, ein gebürtiger Breslauer, war bereits verstorben. Zur Hochzeit des Brautpaares in Hamburg war der 54-jährige Kaufmann Fritz Wohlauer als Trauzeuge aus Breslau angereist.

Das junge Ehepaar wohnte in der Hansastraße 45 (1900 umbenannt Nr. 55). Dort im 2. Stock kam am Nachmittag des 16. Juli 1894 ihre erste Tochter Gertrud Annelies zur Welt. Die zweite Tochter Hedwig Auguste folgte ein Jahr später am 20. Juli 1895.

Martha Schlesingers Eltern lebten nicht weit entfernt in der Rothenbaumchaussee 65. Das Haus stammte aus dem Besitz von Simon Hauer, Marthas Großvater mütterlicherseits. Dieser war mit 16 Jahren aus Gehaus, Thüringen, seinen älteren Brüdern Philip Sander und Wolff Sander Hauer nach Hamburg gefolgt und Kaufmann am Alsterdamm geworden. Im Jahre 1843 hatte er in St. Thomas die Hamburgerin Friederike, genannt Friedchen, geb. Zadik, geheiratet. Am 18. März 1883, Martha war damals gerade zehn Jahre alt geworden, war er in Hamburg verstorben. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Jüdischen Grindelfriedhof. Die Großmutter hatte dann in der folgenden Zeit das Haus in der Rothenbaumchaussee 172 (im Jahre 1900 umbenannt in Nr. 52) gekauft und wohnte auch dort.

Martha Schlesingers Vater Felix Seelig Schönewald verstarb am 22. August 1899 im Alter von 61 Jahren. Er erlag in seiner Wohnung, Schlüterstraße 79, den Folgen einer Nierensteinerkrankung. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel Ohlsdorf, Grablage B 11, Nr. 310. Marthas Mutter Selma Schönewald lebte danach bei ihrem Sohn Franz, Marthas jüngstem Bruder, in der Haynstraße 9.

Marthas Ehemann Georg Schlesinger, seit 1876 in Hamburg ansässig, besaß bereits seit 1886 einen Hamburger Gewerbeschein und wurde am 3. Februar 1900 in den Hamburger Staatsverband aufgenommen. Als Kaufmann und "Agent" (Vertreter) hatte er zu dieser Zeit ein Einkommen von 8.200,- Mark jährlich zu versteuern. Sein Kontor befand sich in der Großen Reichenstraße 75 im Rolandshof. Georg Schlesinger betrieb eine Agentur für Kleesaaten und Sämereien.

Martha Schlesingers Großmutter mütterlicherseits, Friedchen Hauer, geb. Zadik, verstarb mit 88 Jahren am 17. April 1912 in ihrem Haus Rothenbaumchaussee 52 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt, Grablage B 10, Nr. 327. Nach ihrem Tod wurde das Haus an Dr. med. Ernst Wolffson verkauft.

Während des Ersten Weltkrieges verstarb am 1. Mai 1917 Martha Schlesingers Ehemann mit 60 Jahren in der "Irrenanstalt Friedrichsberg" an den Folgen der "korsakowschen Psychose" und an "Herzschwäche". Die Symptome seiner Krankheit müssten demnach Merkunfähigkeit, Erinnerungsdefekte und Desorientierung gewesen sein. Seine Asche wurde auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt, Grablage C, Nr. 635, Grabbrief 171.

Laut Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde arbeitete Martha Schlesinger in der Firma ihres Ehemannes als Sekretärin. Als Witwe verzog sie mit ihren beiden Töchtern in die Flemingstraße 8, 2. Stock.

Marthas jüngster Bruder Franz Schönewald war 1905 für fünf Jahre nach London zur Firma Behr Bros Export und Import gegangen, zuletzt hatte er dort die Stellung eines Managers und Prokuristen inne. Nach seiner Rückkehr hatte er sich in Hamburg selbstständig gemacht und als Mitinhaber bei U. Beermann & Co u. a. die Champagnerfirma Heidsieck, Black & White Whisky und Gordon Gin vertreten. Im Ersten Weltkrieg war er zum Heerdienst eingezogen worden und als Frontsoldat von 1915 bis Kriegsende 1918 im Einsatz.

Marthas Bruder Ernst Schönewald war im Oktober 1893 zum Medizinstudium nach Heidelberg verzogen und hatte am 25. Mai 1897 in Berlin sein Doktor-Diplom erworben. Seit dem 28. August 1911 war er mit Carmen von Kaufmann (geb. 13.9.1892 in Hamburg) christlich verheiratet. Seine Praxis hatte er in der Schillerstraße 20 und wohnte auch dort. Ihr Sohn Friedrich, genannt Fritz, war am 19. Juni 1912 in Hamburg zur Welt gekommen. Ihr zweiter Sohn Heinz Hugo Julius (geb. 6.8.1913 in Hamburg) war bereits im Alter von zwei Monaten am 14. Oktober 1913 verstorben. Er wurde auf dem Friedhof Ohlsdorf bestattet, Grablage Y 16 IV, Nr. 411.

Im Juli 1918 erklärte das Hanseatische Landgericht die Ehe von Ernst und Carmen Schönewald, geb. von Kaufmann, für nichtig. Ab dem 21. November 1918 wohnte Ernst Schönewald für einen Monat bei seiner Schwester Martha Schlesinger in der Flemingstraße 8, dann zog er in die Haynstraße 9 zu seinem Bruder Franz und seiner Mutter.

Am 21. Dezember 1918 wurde Ernst Schönewald als Patient in der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg aufgenommen. Nach seiner Entlassung wohnte er seit dem 22. Januar 1919 eine Zeitlang im Hotel Esplanade. Am 2. März 1919 verstarb er im Alter von 43 Jahren in der Wohnung seines Bruders Franz und seiner Mutter in der Haynstraße 9, 1. Stock. Die Todesursache wurde von Dr. Moltrecht mit "Selbstmord durch Cocain, Vergiftung" angegeben. Er wurde im Krematorium Friedhof Ohlsdorf feuerbestattet.

Martha Schlesingers jüngere Tochter Hedwig trat am 14. Oktober 1921 aus der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg aus und heiratete den 20 Jahre älteren Paul Bendix (geb. 11.4.1874) aus Berlin. Die Verbindung wird durch die familiäre Verbindung zu Anna Bendix, geb. Hauer, der Schwester von Marthas Mutter Selma, zustande gekommen sein. Sie hatte 1877 Hugo Bendix aus Berlin geheiratet, dieser war Pauls Onkel. Paul Bendix war von Minna, geb. Kuhn, aus Karlsruhe, die er im März 1904 in Berlin geheiratet hatte, seit November 1909 geschieden. Sein Sohn Carl-Heinz (geb. 2.5.1905 in Berlin) stammte aus dieser Ehe.

Paul Bendix, Marthas Schwiegersohn, war Kaufmann und gemeinsam mit seinem Bruder Fritz und Cousin Otto, dem Sohn von Hugo, Inhaber der Webfabriken "Julius Bendix & Söhne". Die Firma war im Jahre 1870 von seinem Vater Max Bendix und dessen Brüdern George und Hugo gegründet und nach dem Namen seines Großvaters benannt worden, mit Stammsitz in Berlin, Neuer Markt 1, und Webereien in Böhmen und Schlesien.

Paul Bendix hatte eine Wohnung in Charlottenburg, Bleibtreustraße 38/39, 1. Stock. Er führte die Leinenfabrik in Böhmen. Nahe dieser Fabrik in Qualisch, Nr. 212, Kreis Trautenau, lebte er mit Marthas Tochter Hedwig. Am 5. Juli 1925 wurde dort ihr gemeinsames Kind Brigitte, Marthas Enkelin, geboren.

Martha Schlesingers älteste Tochter Gertrud hatte am 28. Januar 1922 Julius Heinrich Martin Hartmann (geb. 30.8.1883 in Eschelbach, Württemberg) in Hamburg geheiratet. Er war nichtjüdisch und Apotheker in der "Billbrooker Apotheke", Billbrookdeich 75c. Ihr Onkel, Marthas jüngster Bruder Franz Schönewald, war Trauzeuge. Franz Schönewald heiratete im September des gleichen Jahres ebenfalls, Margarethe Friedmann (geb. 5.6.1899 in Essen-Werden). Am 29. Februar 1924 wurde deren Sohn Hans, Marthas Neffe, in Hamburg geboren.

Marthas Schwiegersohn Julius Hartmann trat am 12. Dezember 1930 als Apothekeninhaber in den Pachtvertrag der "Habicht-Apotheke" in der Habichtstraße 34 (ab 1932 Nr. 104), Barmbek-Nord, ein. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, Marthas Tochter Gertrud, und vermutlich seiner verwitweten Mutter wohnte er in der Habichtstraße 12.

Martha Schlesinger traf ein weiterer schwerer Schicksalsschlag. Ihre Tochter Gertrud verstarb am 12. Januar 1933 im Allgemeinen Krankenhaus St. Georg. Mit 38 Jahren erlag sie einer Grippe mit Lungenentzündung und Kreislaufversagen. Im Krematorium des Ohlsdorfer Friedhofs wurde sie eingeäschert und auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Grablage X 21, Nr. 257, beigesetzt.

Martha Schlesingers Neffe Friedrich Schönewald, genannt Fritz, ging nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 nach Marokko. Im Juni 1937 kehrte er nach Hamburg zurück, um die Hamburgerin Annemarie Mader (geb. 20.11.1914) zu heiraten, sie war katholischer Konfession. Es fiel beim Standesamt nicht auf, dass Friedrich Schönewald jüdischer Herkunft war, da in der Heiratsurkunde seiner Eltern "christlich" vermerkt war und nach der Geburtsurkunde seines Vaters Ernst Schönewald nicht gefragt wurde. So ergab es sich später, dass Friedrich Schönewald 1940 als Soldat eingezogen wurde und mit dem Deutschen Afrikakorps wieder nach Marokko kommen sollte.

Martha Schlesinger hatte als Sekretärin in der Firma ihres verstorbenen Ehemannes im Rolandshof, Große Reichenstraße 75, bis zum Februar 1936 weiterarbeiten können. Später ist sie in der Kultussteuerkartei der Jüdischen Gemeinde als erwerbslos eingetragen. Mit ihrem Umzug in das Mendelson-Israel-Stift, Anfang des Jahres 1935 – zusammen mit ihrer Mutter Selma Schönewald – hatte sie sich einen gesicherten Lebensabend versprochen. Zwei Jahre lebten beide in der Wohnung Nr. 24, 1. Stock, zusammen. Am 15. April 1938 verstarb Marthas Mutter Selma Schönewald, geb. Hauer, dort im Alter von 86 Jahren. Ihre letzte Ruhe fand sie neben ihrem Ehemann auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel, Grablage B 11, Nr. 311.

In den Tagen des Novemberpogroms 1938 musste Martha Schlesinger miterleben, dass ihr Bruder Franz Schönewald von der Gestapo verhaftet und bis zum 11. Dezember im KZ Sachsenhausen inhaftiert wurde. Zeitgleich musste sein Sohn Hans das Wilhelm-Gymnasium verlassen, weil er Jude war. Das Wein- und Spirituosengeschäft von Franz Schönewald kam zum Erliegen. Am 5. September 1939 konnte Franz Schönewald mit Ehefrau Margarethe und Sohn Hans der Verfolgung der nationalsozialistischen Machthaber über Rotterdam nach New York entkommen, mit der "Statendam" der Holland Amerika-Linie, Kajütsklasse, Kabine 21 und 22. Seine Firma wurde im Mai 1940 im Handelsregister gelöscht.

Im Februar 1940 musste Martha Schlesinger für den Oberfinanzpräsidenten Hamburg einen Fragebogen über ihre Vermögensverhältnisse ausfüllen. Dabei gab sie an, dass sie Wertpapiere in Höhe von 16.000,- RM im Depot bei der Deutschen Bank besitze und seit dem 2. Januar 1940 eine jährliche Leibrente von 1.500,- RM beziehe. Eine "Sicherungsanordnung" wurde laut Aktenvermerk nicht erteilt: "Mit Rücksicht auf das Vermögen und die Verhältnisse kann von einer SA (Sicherungsanordnung) Abstand genommen werden."

Martha Schlesingers Tochter Hedwig mit Ehemann Paul Bendix und Tochter Brigitte waren gezwungen, Qualisch am 5. August 1940 zu verlassen und nach Prag in die Beethovenstraße zu ziehen. Am 27. September 1938 war bereits die Hälfte der Häuser Bleibtreustraße 38/39 in Charlottenburg, die sich im Besitz von Hedwig Bendix befunden hatten, zwangsverkauft worden. Zum 70-jährigen Firmen-Jubiläum im Jahre 1940 wurde die Enteignung der gesamten Fabriken der Familie Bendix im Familienbuch festgehalten.

Hedwig und Paul Bendix mit ihrer Tochter Brigitte mussten die Wohnung Beethovenstraße 49 in Prag verlassen; sie wurden am 21. Oktober 1941 nach Lodz deportiert und ermordet. Paul Bendix war 67 Jahre, Hedwig Bendix, geb. Schlesinger, 45 Jahre und Brigitte Bendix 24 Jahre alt. Stolpersteine in Prag sollen an sie erinnern.

Ob Martha Schlesinger noch eine Nachricht von ihrer Tochter bekommen hat, ist nicht belegt. Am 19. Juli 1942 wurde sie zusammen mit 22 Mitbetroffenen aus dem Mendelson-Israel-Stift nach Theresienstadt deportiert. Mit ihr teilte auch Eugenia Zimmermann das Schicksal, Marthas Großcousine, ihre Großväter mütterlicherseits, Simon Hauer und Wolff Sander Hauer, waren Brüder.

Nach zwei Monaten, am 21. September 1942, wurde Martha Schlesinger von Theresienstadt nach Treblinka weiterverschleppt und ermordet. Sie war 69 Jahre alt. Vor ihrer Deportation hatte sie einen "Heimeinkaufsvertrag" über die Zahlung in Höhe von 16.413,77 RM abschließen müssen, angeblich für Kost und Logis in Theresienstadt.

Das Schicksal der weiteren Familienmitglieder
Martha Schlesingers frühere Schwägerin, Ernst Schönewalds geschiedene Ehefrau Carmen Schönewald, heiratete im April 1920 in Hannover den Landwirt Hermann Burchard und wanderte Ende 1921 nach Afrika aus. Sie soll nach den Unterlagen der Familie Schönewald im Juli 1924 im Alter von 31 Jahren verstorben sein. Sie hinterließ den mit Ernst Schönewald gemeinsamen zwölfjährigen Sohn Friedrich, genannt Fritz.

Martha Schlesingers verwitweter Schwiegersohn Julius Hartmann hatte seine Apotheke 1936 zunächst mithilfe seiner zweiten Ehefrau Martha, geb. Stark, weitergeführt, dann aus gesundheitlichen Gründen am 1. Oktober 1941 an Carl Fr. Heyn verpachtet und war nach Quickborn verzogen. Ende Juli 1943 wurde die Habicht-Apotheke durch Fliegerbomben vollkommen zerstört. Ab 22. Dezember 1949 übernahm der Pächter Hans Pein den Apothekenbetrieb und führte ihn mit der "Gartenstadt-Apotheke", Lesserstraße 162, weiter. Martha Schlesingers Schwiegersohn Julius Hartmann verstarb am 26. März 1951. Er wurde im Grab neben seiner ersten Ehefrau, Martha Schlesingers Tochter Gertrud, beigesetzt. Ein neuer Pächter bekam von seiner zweiten Ehefrau Martha Hartmann 1958 die Konzession zur Weiterführung der Apotheke.

1943 war es Martha Schlesingers Neffen Friedrich Schönewald in Marokko gelungen, in amerikanische Gefangenschaft zu gelangen. Nach dem Krieg lebte er in Hamburg und Bad Godesberg. Er verstarb am 4. Oktober 1983 in Hamburg und wurde auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt, Grablage AF 25, Nr. 330, seine Ehefrau Annemarie im August 1997. Nachfahren von ihm leben in Hamburg.

Martha Schlesingers Stiefenkel Carl-Heinz Bendix war 1939 noch rechtzeitig in die USA entkommen. Verheiratet mit Anne, geb. Stark, lebte er mit ihr am Broadway in New York. Am 7. Juni 1959 verstarb Carl-Heinz Bendix nach einer längeren Krankheit in New York; er wurde 55 Jahre alt.

Martha Schlesingers Bruder Franz Schönewald verstarb am 25. November 1962 in Chicago. Er wurde 78 Jahre alt. Seiner Familie ist es zu verdanken, dass das abgedruckte Foto von Martha Schlesinger erhalten blieb.

Die beiden Töchter von Fritz Bendix, dem Bruder von Marthas Schwiegersohn Paul Bendix, waren mit dem Kindertransport von Berlin nach England gerettet worden. Fritz Bendix und seine Frau Johanna hatten es geschafft, über China und Japan in die USA zu flüchten. Ihre Tochter Evelyn Fielden, geb. Bendix, lebt heute dort. Sie hält ihr einziges Andenken an die Familie Paul Bendix in Ehren, ein Foto, auf dem sie gemeinsam mit ihrer "Lieblingscousine" Brigitte Bendix zu sehen ist – der Enkelin von Martha Schlesinger.

Stand: Januar 2023
© Margot Löhr

Quellen: 1; 2; 4; 5; 6; 7; 8; StaH, 213-13 Landgericht Hamburg-Rückerstattungssachen, 14050 Schlesinger, geb. Schoenewald; StaH, 314-15 Oberfinanzpräsident, R 1940/0969 Schlesinger Martha; StaH, 332-5 Standesämter, 6482 u. 394/1911, 6961 u. 822/1917, 7788 u. 736/1883, 8011 u. 198/1912, 8561 u. 288/1893, 9098 u. 1965/1894, 9110 u. 1473/1895, 9590 u. 56/1922, 9773 u. 821/1919, 1004 u. 94/1933; StaH, 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 38119 Friedrich Franz Felix Schönewald, 7170 Schönewald, Franz; StaH, 352-5 Gesundheitsbehörde, Todesbescheinigungen, 1883, Sta 3, 736 u. 1917, Sta 21a, 822 u. 1919, Sta 3a; StaH, 332-7 Staatsangehörigkeitsaufsicht, BIII 60742; StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden, Abl. 1993/1 A 10, 1852 Nr. 251; StaH, 741-4 Fotoarchiv, K 6881; StaH, Hamburger Börsenfirmen, A 902/0022, 1910-1913; LaB, B Rep. 032, Nr. C 2962/JRSO/B; LaB, B Rep. 025, Nr. 41 WGA, Nr. 1001/55; LaB, B Rep. 025, Nr. 43 WGA, Nr. 1387/55; Hamburger Adressbücher 1849–1943; Datenbankprojekt des Eduard-Duckesz-Fellow und der Hamburger Gesellschaft für jüdische Genealogie, Ohlsdorf 1896–1901, 1931–1939, B 11-310/311, http://jüdischer-friedhof-altona.de/datenbank.html, eingesehen am: 22.2.2022; Leo Baeck collection Elkisch-Bendix AR 6138, http://findingaids.cjh.org/?pID=475673, eingesehen am: 25.2.2022; Bendix familycollection, https://ia600609.us.archive.org/24/items/bendixfamilyf004/bendixfamilyf004.pdf, eingesehen am: 25.2.2022; Auskünfte, Dr. Reinhard Hanpft, Apothekerkammer Hamburg; Auskünfte Barbara Schulze und Frau Schmolinske, Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e. V., Verein für Kultur und Denkmalpflege, Gertrud Hartmann; Archiv Friedhof Ohlsdorf, Beerdigungsregister, Nr. 10693/1913 Heinz Schönewald Grabbrief 73387, Nr. 2753/1983 Friedrich Schönewald Grabbrief Nr. 304246, Feuerbestattungen, Nr. F 270/1917 Georg Schlesinger, Nr. F 159/1919 Ernst Schönewald, Nr. F 241/1933 Gertrud Hartmann, Nr. F 2043/1951 Julius Hartmann, Grabbrief Nr. 13625; Auskünfte Birgit Stuke, International Tracing Service (ITS) Arolsen, SL/Schlesinger 7.8.47; Auskünfte Nicolai M. Zimmermann, BArch, R 1509, Reichssippenamt, Ergänzungskarten Volkszählung 17.5.1939; Rudolf Schmitz: Geschichte der Hamburger Apotheken 1818–1965, unter Mitarb. von Sieglinde Lefrère, Hamburg 1966, S. 171. Herzlichen Dank an Evelyn Fielden und Robert Schönewald!
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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