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Bereits verlegte Stolpersteine



Jacob Levy * 1867

Heinrich-Hertz-Straße 19 (Hamburg-Nord, Uhlenhorst)

Flucht in den Tod 27.02.1942

Weitere Stolpersteine in Heinrich-Hertz-Straße 19:
Sara Levy

Jacob Rosenbacher-Levy, geb. 25.3.1867, Flucht in den Tod am 27.2.1942
Sara Levy, geb. Fehr, geb. 14.1.1868, Flucht in den Tod am 27.2.1942

Heinrich-Hertz-Straße 19

Der Kaufmann Jacob Levy kam als jüngster Sohn von Nachmann Jacob Levy und der gebürtigen Pragerin Sophie, geb. Rosenbacher, in Hamburg zur Welt. Er hatte eine drei Jahre ältere Schwester, Anna, die am 30. Mai 1864 geboren wurde. Die Familie lebte bereits seit 1875 in der Sophienstraße 17, einer kleinen Privatstraße zwischen Mittelweg und Außenalster. Der Vater Nach­mann Jacob Levy war von Beruf Kaufmann und be­saß eine eigene Firma "Mo­bi­lien-Lager, Holz- und Four­nier=Handl" mit Sitz in der Catharinenstraße 31 direkt am Fleet.

Sophie Levy starb 1892 und ihr Mann folgte ihr im Jahr 1904. Danach wurde der Hausstand in dem ge­räumigen Stadthaus aufgelöst. Jacob Levy zog daraufhin in den Uhlenhorster Weg 37 in seine erste eigene Wohnung.

Seine spätere Frau, Sara Fehr, war die Tochter von Salomon und Johanna, geb. Behrens, und stammte eigentlich aus Braunschweig. Jacob und Sara heirateten am 23. März 1906 in Ber­lin, Charlottenburg. Nach ihrer Hochzeit zogen sie nach Hamburg in eine gemeinsame Woh­nung in der Heinrich-Hertz-Straße 19. Das jüdische Ehepaar hatte keine Kinder.

Nach 30 Jahren in ihrer Wohnung in der Heinrich-Hertz-Straße wurde das Ehepaar aufgefordert, zum 1. März 1936 umzuziehen. Dieser Aufforderung kamen sie nach und zogen in die Leipziger Straße 19, heute eine Verlängerung der Heinrich-Hertz-Straße. Mit ihren neuen Nach­barn hatten sie kaum Kontakt. Als im Februar 1942 ein weiteres Schreiben der Gestapo die Levys erreichte, in dem sie aufgefordert wurden, ihre Wohnung zum 1. März zu räumen, entschloss sich das Ehepaar, sich das Leben zu nehmen. Zu diesem Zeitpunkt waren beide 74 Jahre alt.

Am Abend des 26. Februar 1942 warfen sie den Schlüssel zu ihrer Wohnung in den Brief­kasten des Büros ihres Rechtsanwaltes Samson in der Ferdinandstraße 76; Samson war zu­gleich ihr Testamentsvollstrecker. Der Anwalt entdeckte am nächsten Morgen den Haus­tür­schlüssel und ging direkt zum Polizeirevier, da er bereits annahm, die Eheleute hätten Suizid begangen.

Zusammen mit einem Hauptwachtmeister fuhr der Anwalt zur Wohnung der Levys. In der Wohnung fanden beide dann die Eheleute. Jacob Levy saß auf einem Sessel, seine Frau Sara lag daneben auf dem Fußboden. In der Küche lagen vier leere Hülsen Veronaltabletten. Da­raufhin wurde der jüdische Arzt Berthold Hannes gerufen. Dieser diagnostizierte eine Vero­nal­vergiftung und ordnete eine Überführung ins Israelitische Krankenhaus in der Johnsallee 54 an, denn noch waren beide Eheleute am Leben. Samson kümmerte sich um die Sicherung der Wohnung und den Nachlass des Ehepaares Levy.

Die Ehefrau des Hauswarts aus der Leipziger Straße gab bei der Vernehmung folgendes zu Protokoll: "Zu den Eheleuten Levy kam hin und wieder eine Reinemachefrau, wie sie heißt und wo sie wohnt, kann ich nicht sagen. Die Wohnung Levy liegt über der unseren. Gestern, Donnerstag, wurde um 22 Uhr in der Wohnung Levy Klavier gespielt. So gegen 23:30 Uhr hörten wir Möbelstücke von vorn nach der nach hinten gelegenen Küche tragen. Hier im Haus war allgemein bekannt, dass die Eheleute Levy ihre Wohnung räumen sollten. Um diesem aus dem Weg zu gehen, werden sie wohl übereingekommen sein, freiwillig aus dem Leben zu gehen."

Jacob Levy verstarb noch am 27. Februar. Seine Frau Sara folgte ihm wenige Tage später am 1.März 1942. Jacobs Schwester Anna Levy beging ebenfalls Selbsttötung, sie starb am 15.Juli 1942 an einer Schlaftablettenvergiftung.

© Carmen Smiatacz

Quellen: 1; 4; 5; 8; StaHH 314-15, OFP, R 1941/181; StaHH 331-5, 3 Akte 378; StaHH 331-5, 3 Akte 377; Sparr: Stolpersteine in Hamburg-Winterhude, S. 141.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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