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Antonie Thiele-Schmal (geborene Curiel) * 1857

Parkstraße 9 (Altona, Othmarschen)

1943 Theresienstadt
ermordet

Antonie Thiele-Schmahl, geb. Curiel, geb. 20.7.1857, deportiert am 5.5.1943 nach Theresienstadt, Todesdatum 29.6.1943

Antonie Thiele-Schmahl war jüdischer Herkunft, sie stammte aus der Harburger Familie Curiel. Von ihrem ersten Ehemann, dem jüdischen Hamburger Kaufmann Eduard Schmahl, bekam sie drei Kinder, den Sohn Alfred, geboren 1891, und die beiden Töchter Lilli und Annie. Die Familie lebte in der Parkstraße 9 im Altonaer Stadtteil Groß Flottbek. Nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahre 1919 erbten die Witwe Antonie Schmahl und ihre drei Kinder dessen Vermögen. Auch die Hälfte des Grundstücks Parkstraße 9 in Groß Flottbek gehörte der Erbengemeinschaft Schmahl, die andere Hälfte war im Besitz des Testamentsvollstreckers Paul Thiele. Paul Thiele, geboren 1862, Mitinhaber der Firma Emil Hauenschild in Hamburg, war nichtjüdisch und hatte aus erster Ehe zwei Töchter. Er wurde Antonie Schmahls zweiter Ehemann. 1938 starb Antonies Thiele-Schmahls Tochter Annie. Der Sohn Alfred wohnte mit seiner nichtjüdischen Ehefrau an der Elbchaussee. Die Tochter Lilli lebte verheiratet mit einem Kind in Berlin.

Die Akten der Devisen- und Vermögensstelle des Oberfinanzpräsidenten belegen, wie die Familie 1939 versuchte, ihr Vermögen vor der Enteignung durch den nationalsozialistischen Staat zu bewahren, was ihr in einem komplizierten Prozess über Schenkungen und Verkauf innerhalb der Familie auch gelang. So wurde, wie Paul Thiele gegenüber den Behörden formulierte, die "Arisierung" des Hauses Parkstraße 9 vollzogen. Das Grundstück Abendrothsweg 17–19, Teil der Hinterlassenschaft von Eduard Schmahl, wurde an Antonies Thiele-Schmahls minderjährige Enkeltochter, die als "Mischling ersten Grades" galt, übertragen.

Durch ihre so genannte privilegierte Mischehe war Antonie Thiele-Schmahl zunächst noch einige Jahre relativ geschützt und von den ab Oktober 1941 anlaufenden Deportationen ausgenommen. Doch als Paul Thiele starb, drohte ihr wie den jüdischen Partnern aus nicht mehr bestehenden Mischehen die Deportation nach Theresienstadt.

Von ihrer letzten Adresse Parkstraße 9 in Othmarschen wurde die Witwe Antonie Thiele-Schmahl im Alter von 85 Jahren laut Theresienstädter Gedenkbuch am 5. Mai 1943 mit dem Transport VI/6 von Hamburg nach Theresienstadt deportiert.

Dort war sie im Gebäude L 206 in Zimmer 15 untergebracht. Im Getto Theresienstadt litten die Menschen unter katastrophaler Ernährung und Unterbringung, unter schlimmsten hygienischen Verhältnissen und unter dem Mangel an ärztlicher Versorgung. Laut Todesfallanzeige starb Antonie Thiele-Schmahl einige Wochen nach ihrer Ankunft am 29. Juni 1943, angeblich an Blutvergiftung.

© Birgit Gewehr

Quellen: 4; 7; 3 Nr. 246; 2 R 1939/798, R 1939/2567, R 1939/2554; AB Altona 1929, 1937.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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