Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Heinrich Ilse * 1907

Isestraße 61 (Eimsbüttel, Harvestehude)

KZ Sachsenhausen
ermordet 24.01.1941

Weitere Stolpersteine in Isestraße 61:
Josepha Ambor, Else Baer, Hedi Baer, Ingrid Baer, Joseph Baer, Minna Benjamin, Rosalie Benjamin, Emma Dugowski, Henriette Dugowski, Hermann Dugowski, Ida Dugowski, Moritz Dugowski, Wanda Dugowski, Selly Gottlieb, Ella Meyer, Max Meyer, Otto Meyer, Gregor Niessengart, Sophie Philip, Michael Pielen, Gertrud Rosenbaum, Edmund Sonn

Heinrich Ilse, geb. 23.3.1907, inhaftiert 1936, 1939, gestorben 24.1.1941 KZ Sachsenhausen

Heinrich Ilse gehört zu den Homosexuellen, deren Strafjustizakten noch bis in die neunziger Jahre vernichtet worden sind. Lediglich auf einer Gefangenenkarteikarte, auf einer Abrechnungsliste über die polizeiliche "Schutzhaft" und in einer von der Polizei geführten Hausmeldekartei sind einige Hinweise auf sein Leben erhalten geblieben.

Der Klempner und Mechaniker Heinrich Ilse wurde am 23.3.1907 als Sohn des Huf- und Wagenschmieds Heinrich und seiner Frau Erna Ilse in Niendorf bei Hamburg geboren. 1914 zog die Familie in eine Dachgeschosswohnung in die Isestraße 61 nach Hamburg-Harvestehude. Der Vater, Heinrich Ilse, hatte die Aufgabe des "Hauswarts" übernommen. Er wohnte mit seiner Frau noch mindestens bis 1960 in derselben Wohnung. Ältere Bewohner können sich noch an ihn erinnern, nicht aber an das Schicksal des Sohnes.

Im selben Haushalt wohnte der Homosexuelle Michael Pielen zur Untermiete. Ob die beiden in einem freundschaftlichen Verhältnis zueinander gestanden haben, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren.

Aus einer Untersuchungshaftkartei geht hervor, dass Heinrich Ilse 1936 erstmals wegen homosexueller Handlungen nach § 175 verfolgt worden war. Ab dem 5. November 1936 war er als polizeilicher "Schutzhäftling" im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert, bevor er von dort am 14. No­vem­ber 1936 in die Untersuchungshaftanstalt Hamburg-Stadt verlegt wurde. Dort verblieb er bis zum 3. Dezember desselben Jahres. Wo er die anschließende Haftzeit verbüßte, ist aufgrund fehlender Strafakten und weiterer Gefangenenunterlagen unbekannt.

Heinrich Ilse saß erneut vom 27. Juni bis zum 5. Juli 1939 im KZ Fuhlsbüttel und anschließend wegen "widernatürlicher Unzucht" nach § 175 in der Untersuchungshaftanstalt Hamburg-Stadt ein. Am 26. September 1940 erfolgte von dort seine Überstellung zur Kriminalpolizei Hamburg, die ihn vermutlich über das Polizeigefängnis Hütten ins KZ Sachsenhausen verbringen ließ. Für den 9. November 1940 ist er dort unter der Häftlingsnummer 34124 als "BV/175" aufgenommen worden. Heinrich Ilse überlebte im KZ Sachsenhausen nur gut zwei Monate und verstarb im Isolierungsblock am 24. Januar 1941. In der offiziellen Todes­urkunde wurde dem 33-Jährigen akute Herzschwäche bei schwerem Dickdarmkatarrh bescheinigt.

© Bernhard Rosenkranz/Ulf Bollmann

Quellen: StaHH, 332-8 Meldewesen, A 50/1; 242-11II Gefängnisverwaltung II, Ablieferung 16; 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Ablieferung 2, 451 a E 1, 1 a und 1 d. B. Rosenkranz/ U. Bollmann/G. Lorenz, Homosexuellen-Verfolgung in Hamburg 1919–1969, Verlag Lambda Edition, Ham­burg 2009, S. 219. Auskunft Frau Monika Liebscher vom 7.9.2009 vom Archiv der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen.

druckansicht  / Seitenanfang