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Bereits verlegte Stolpersteine



Otto Hammerschlag * 1874

Neumünstersche Straße 32 (Hamburg-Nord, Hoheluft-Ost)

1942 Theresienstadt
ermordet 11.02.1943

Weitere Stolpersteine in Neumünstersche Straße 32:
Nanny Hammerschlag, Hella Müller

Nanny Hammerschlag, geb. Oppenheimer, geb. 14.1.1883 in Schwäbisch Hall, am 6.12.1941 nach Riga deportiert
Otto Hammerschlag, geb.15.7.1874 in Kassel, am 15.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, dort gestorben am 11.2.1943

Neumünstersche Straße 32

Die Eheleute Hammerschlag stammten aus jüdischen Familien. Ottos Eltern waren Bernhardt Hammerschlag und Amalie, geborene Abt. Nanny war die Tochter des Schwäbisch Haller Viehhändlers Wilhelm Wolf Oppenheimer (1843–1900) und seiner Gattin Gerda, geb. Feldenheimer (1849–1895).

Otto Hammerschlag war in Hamburg zunächst im Lederhandel tätig, 1916 machte er sich mit einer handelsgerichtlich registrierten Firma für Außenhandel und Transitgeschäfte in der Königstraße 14 selbstständig. Im Sortiment waren vor allem Eisenwaren, Maschinen und Schwergut. Handelsbeziehungen bestanden insbesondere nach England, Australien, Südindien und Afrika. Seit 1918 gehörte Hammerschlag der Jüdischen Gemeinde Hamburgs an.

Hammerschlags Firma florierte, bis sie von den antisemitischen Maßnahmen des NS-Regimes immer mehr behindert wurde und in finanzielle Bedrängnis geriet. Wiederholt nahm die Devisenstelle des Oberfinanzpräsidiums (OFP) Hamburg die Exportbeziehungen der Firma unter die Lupe, verhängte 1935 wegen angeblicher Verletzung einer Devisenbestimmung eine Strafe von 2000 RM und entzog bestimmte Berechtigungsscheine, die für Auslandsgeschäfte von Bedeutung waren.

Ein Versuch Hammerschlags, neue Geschäftsbeziehungen in die Niederlande zu knüpfen, scheiterte im Mai 1938. Die Behörden verweigerten ihm die Reisegenehmigung, u. a. mit der nicht ganz abwegigen Begründung, Hammerschlag kehre vielleicht nicht mehr ins Großdeutsche Reich zurück. Am 14. November 1938 verfügte die Reichsbankhauptstelle Hamburg, dass von sofort an alle Auslandsforderungen der Firma an die Deutsche Bank, Filiale Hamburg, abzutreten seien. Damit war der Geschäftsmann Otto Hammerschlag praktisch enteignet.

Was blieb ihm anderes übrig, als die für ihn nahezu wertlos gewordene Firma zu verkaufen? Am 18. Februar 1941 ging sie an den "Arier" Walter Burose, Altona, der Erlös wurde gesperrt. Damit war auch der Rest von Hammerschlags Vermögen geraubt. In seiner Vermögenserklärung für die Devisenstelle des Oberfinanzpräsidenten legte Otto Hammerschlag drei Wochen später, am 12. März 1941, seine neuen Vermögensverhältnisse dar: Bei der Deutschen Bank besaß er ein Sparguthaben von 170 RM, an Bargeld verfügte er noch über 200 RM. Wieder war ein Jude ruiniert, und das alles unter Anwendung gültiger Paragrafen und Verordnungen.

Die Ehe zwischen Otto und Nanny blieb kinderlos und zerbrach Mitte der 1930er Jahre. Er zog aus der gemeinsamen Wohnung in der Neumünsterschen Straße zur Untermiete in die Agathenstraße 3. Sie wohnte seit Juni 1936 im Warburgstift der Jüdischen Gemeinde in der Bundesstraße 43, das von der Gestapo später in ein "Judenhaus" umfunktioniert wurde. Seit November 1940 lebte Nanny Hammerschlag von der Fürsorge der Gemeinde.

Am 6. Dezember 1941 wurde sie, knapp 59 Jahre alt, nach Riga deportiert und ermordet. Otto wurde an seinem 68. Geburtstag, dem 15. Juli 1942, mit dem Transport VI/1 nach The­resienstadt verschleppt (VI=Hamburg, 1=Nummer des Transportes nach Theresienstadt), zusammen mit 924 weiteren Personen. Er ging dort nach sechseinhalb Monaten, am 1. Februar 1943, zugrunde.

© Johannes Grossmann

Quellen: 1; 2; 4; 5; 7; 8; StaH 314-15 OFP, R 1938/52; StaH 314-15 OFP, R 1941/58; Jüdisches Leben in Schwäbisch Hall, 1848–1933, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Schwäbisch Hall, Heft 21, S. 14–17, 2004; AB 1939.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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