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Bereits verlegte Stolpersteine



Ilse (links) mit ihrer Schwester Margot Löwenstein
Ilse (links) mit ihrer Schwester Margot Löwenstein
© Privatbesitz

Martha Löwenstein (geborene Bielefeld) * 1884

Humboldtstraße 56 (Hamburg-Nord, Barmbek-Süd)

1941 Minsk
ermordet

Weitere Stolpersteine in Humboldtstraße 56:
Julius Löwenstein, Ilse Löwenstein

Julius Löwenstein, geb. 2.4.1881, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert und dort verschollen
Marianne Martha Löwenstein, geb. Bielefeld, geb. 13.8.1884, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert und dort verschollen
Ilse Löwenstein, geb. 21.9.1924, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert und dort verschollen

Humboldtstraße 56

In der Baustraße in Hameln wuchs Julius Löwenstein als Sohn der jüdischen Eheleute Moses und Sara auf. Seine zukünftige Ehefrau Martha war gebürtige Hamburgerin und die Tochter von Hermann und Jeanette Bielefeld. Gemeinsam lebten beide in Hamburg in ihrer Woh­nung in der Rutschbahn 25a.

Ihre erste Tochter Margot wurde am 25. Dezember 1914 geboren und am 21. September 1924 folgte ihre zweite Tochter Ilse. Julius Löwenstein war ge­lernter Konditor und eröffnete 1925 seine eigene Konditorei mit Café im Stroh­hause. Nach ein paar Jahren muss­te er dieses Geschäft jedoch aufgeben, da es sich nicht rentierte. Er verlegte den Betrieb in die Hum­boldt­straße 54, wo er eine neue, kleinere Kon­ditorei führte. Doch auch hier konn­te er sich nicht lange halten. Durch die andauernde Weltwirtschaftskrise und die damit verbundene steigende Arbeitslosigkeit blieben die Kunden aus. Schließlich schloss Julius Lö­wenstein am 7. Juli 1932 sein Geschäft für immer und lebte seitdem von der Fürsorge­unter­stützung. Seine Frau Martha Löwenstein war zwar gelernte Friseurin, allerdings ebenfalls erwerbslos.

Die Töchter Margot und Ilse verlebten trotzdem eine glückliche Kindheit in der Weimarer Re­publik. 1921 wurde Margot eingeschult und blieb bis zu ihrem 13. Lebensjahr in der Privat­schule in der Johnsallee bei Dr. Lö­wen­berg. Anschließend besuchte sie für zwei Jahre die Jü­dische Mädchen­schu­le in der Carolinenstraße. Zu Ostern 1931 wurde auch Ilse eingeschult und blieb bis 1939 auf der Volksschule.

Margot Löwenstein bekam nach ihrer Schul­zeit eine Lehrstelle bei der Firma Freund­lich, die an der Ecke Neuer Wall/ Poststraße ihren Sitz hatte. Dort erlernte sie den Beruf einer Verkäu­ferin. 1934 fand sie eine Anstellung im Modehaus Alsterdamm, wurde jedoch schon ein Jahr später aufgrund ihrer jüdischen Re­ligion entlassen. Danach fand sie keinen Ar­beits­platz mehr und beschloss deshalb, in die Niederlande auszuwandern. Dort konn­te sie bei einer holländischen Familie unterkommen, der sie für Kost und Logis im Haushalt half.

1936 kehrte Margot Löwenstein nach Hamburg zurück, weil ihre Mutter Martha erkrankt war. Margot bemühte sich um eine Arbeitserlaubnis und erhielt letztendlich eine Erlaubnis für Arbeiten im Haushalt. Bis zum Ende des Jahres 1938 konnte sie so bei Katzenstein in der Grindelallee im Haushalt aushelfen. Anfang 1939 emigrierte Margot nach Großbritannien, wo sie Kurt Rosen, einen britischen Soldaten, heiratete und mit ihm in London lebte. Noch im selben Jahr am 17. Dezember kam ihr einziges Kind, Dennis Winston, zur Welt.

In Hamburg hatte Julius Löwenstein seit 1935 eine Arbeit als Provisionsreisender gefunden. Nach dem Novemberpogrom erhielt er eine Anstellung als Konditor bei Hellmann’s Gast­stät­ten. Trotzdem reichte das Gehalt kaum aus, um die Familie zu ernähren.

Zu Ostern 1939 verließ Ilse Löwenstein die Schule und bemühte sich um eine Lehrstelle. Da sie Jüdin war, gab ihr kein Arbeitgeber einen Ausbildungsplatz. Schließlich fand sie im Mai 1940 eine Anstellung als Arbeiterin und war dort bis zu ihrer Deportation tätig.

Familie Löwenstein musste in ihren letzten Jahren in Hamburg, wie viele andere jüdische Fa­milien auch, häufig umziehen. Ihre letzte Adresse lag in der Grindelallee 21, wohin auch der Deportationsbefehl für den 8. November 1941 geschickt wurde. An diesem Tag wurden Julius, Martha und Ilse Löwenstein ins Getto nach Minsk deportiert und gelten seither als verschollen. Margot Löwenstein überlebte als einziges Familienmitglied den Holocaust. Sie verstarb am 25. Dezember 1957 in einem Londoner Krankenhaus.

© Carmen Smiatacz

Quellen: 1; 4; 5; 8; StaHH 314-15, OFP, Abl. 1998, J 2/539; StaHH 351-11, AfW, Abl. 2008/1, 25.12.14 Rosen, Margot.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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