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Bereits verlegte Stolpersteine



Bruno Gortatowski * 1892

Eiffestraße 606 (Hamburg-Mitte, Hamm)


gedemütigt / entrechtet
Flucht in den Tod 11.03.1943

Weitere Stolpersteine in Eiffestraße 606:
Pauline De Beer, Simon De Beer, James De Beer, Sientje Jetty De Beer, Vera Adelheid Marcus

Bruno Gortatowski, geb. 28.11.1892, Todesdatum 11.3.1943 Hamburg

Eiffestraße 606

"Vermutlich ist G. endgültig als Jude bestätigt worden, oder es ist ihm die Trennung von der M. auferlegt worden. … Fremdes Verschulden scheidet aus." So fasste der Kriminalbeamte den Grund für den Tod Bruno Gortatowskis am 11. März 1943 zusammen.

Bruno Gortatowski wurde am 28.11.1892 in Stettin geboren. Über sein Leben in Hamburg ist wenig bekannt. Als Teilhaber der Firma Johannes Lüdtke, Wendenstraße 435, verfügte er über ein gutes Einkommen. Er teilte seine Wohnung mit Vera Adelheid Marcus, einer evangelischen "Jüdin", die am 5.12.1893 in St. Petersburg zur Welt kam. "Bei der Wohnung handelt es sich um eine 3-Zimmerwohnung in tadellosem und geordnetem Zustand", hielt der Kriminalbeamte fest.

Sein Geschäftspartner Johannes Lüdtke klärte auf, in welcher Situation sich Bruno Gortatowski in diesen Tagen befunden hatte: "Gortatowski war im Jan. 43 als Jude erklärt worden. Gegen diesen Entscheid hatte er Einspruch erhoben. Es wurde ein erneutes Verfahren eingeleitet und G. bis zum endgültigen Entscheid vom Tragen des Judensterns befreit. Am Die., den 9.3.43 mußte G., zwecks endgültiger rassischer Einordnung zum Polizeipräsidium Hamburg kommen. Er teilte mir danach mit, dass die Sache belanglos gewesen wäre und dass er am 10.3.43 wieder ins Geschäft käme." Als er am 11. März nicht im Geschäft erschien, ging Johannes Lüdtke zu dessen Wohnung, für die er einen Schlüssel hatte. Er fand seinen Teilhaber und dessen Wohnungsgenossin Vera Adelheid Marcus an einem Küchentürpfosten erhängt vor. Lüdtke gab dem Polizisten zu Protokoll, was er als möglichen Hintergrund für den Suizid wusste. Die Geburtsurkunde Bruno Gortatowskis wies beide Eltern als "mosaisch" aus.

Im Nachhinein deutete vieles darauf hin, dass die Verzweiflungstat vorbereitet war: Bruno Gortatowski hatte seinem Bruder Felix in der Zeit zuvor etliche Pakete zukommen lassen, geordnete Papiere und ein erklärendes Schreiben an die Polizei lagen bereit.

Bruno Gortatowskis Verwandte sorgten für die Bestattung und übernahmen die Kosten.

© Hildegard Thevs

Quellen: 4; 5; StaH 331-5 Polizeibehörde – Unnatürliche Todesfälle, 1943/923.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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