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Bereits verlegte Stolpersteine



Martha Tebrich (geborene Weinberg) * 1891

Carl-Petersen-Straße 46 (Hamburg-Mitte, Hamm)

1942 Theresienstadt
1943 Auschwitz
ermordet

Weitere Stolpersteine in Carl-Petersen-Straße 46:
Helene Marianne Pinkus, Günther Pinkus, Ludwig Tebrich

Helene Marianne Pinkus, geb. Tebrich, geb. 17.10.1919, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Ludwig Tebrich, geb. 2.6.1885, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, deportiert am 23.1.1943 nach Auschwitz
Martha Tebrich, geb. Weinberg, geb. 12.7.1891, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, deportiert am 23.1.1943 nach Auschwitz

Carl-Petersen-Straße 46 (Mittelstraße 46)

Ludwig Tebrich war der jüngste von drei Brüdern, die aus Sachsen nach Hamburg kamen. Sie hatten sechs weitere Geschwister. Ludwig wurde Ingenieur, die beiden anderen Ärzte. Der älteste, Paul, starb 1933, und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Ohlsdorf beigesetzt. Sein Sohn und seine Witwe konnten emigrieren.

Ludwig Tebrich und sein Bruder Martin wurden mit ihren Frauen nach Theresienstadt und von dort nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Als Martin Tebrich 1943 in Theresienstadt ankam, hatte sein Bruder es bereits mit Ziel Auschwitz verlassen müssen.

Ludwig Tebrich hatte das Technikum in Mittweida erfolgreich abgeschlossen und war ein erfindungsreicher Diplom-Ingenieur geworden. Ein Freund der Familie und der Sohn Heinz bzw. Harvey berichteten, er habe im 1. Weltkrieg Bahnbrechendes geleistet: Er entwickelte für die Kaiserliche Kriegsmarine Kessel- und Ventilationsanlagen, mit denen alle Panzerkreuzer bestückt waren. Nach dem Krieg, so der Sohn, sei er vom Kriegs- in den Handelsschiffbau übernommen worden und habe z. B. 1921 bei Blohm & Voss gearbeitet und Patente entwickelt. Bis 1936 sei er dort tätig gewesen, allerdings ohne festes Arbeitsverhältnis.

Am 17. Oktober 1915 hatten Ludwig Tebrich und Martha Weinberg in Oldenburg geheiratet, woher die Braut stammte. Ihr Sohn Heinz wurde am 16. Dezember 1916 geboren, die Tochter Helene Marianne am 17. Oktober 1919, beide in Hamburg. Die Familie wohnte bis 1935 in der Ohlendorffstraße 13, dann in der Mittelstraße 46 in gutbürgerlichen Verhältnissen.

Heinz besuchte nach der vierjährigen Grundschule das Kirchenpauer-Realgymnasium und schloss es mit dem Abitur ab. Da ihm ein Studium verwehrt war, arbeitete er bis zu seiner Entlassung am 31. Oktober 1938 im Bankhaus M. M. Warburg & Co. und als Hauslehrer. Am 1. Dezember 1941 heiratete er Ingeborg Kaufmann, medizinisch-technische Assistentin am Israelitischen Krankenhaus. Am 16. Mai 1941 konnten die beiden in die USA emigrieren.
Heinz, jetzt mit verändertem Namen Harvey, kehrte 1944 als Soldat der US-Army nach Europa zurück.

Helene Marianne war Kindergärtnerin geworden. Sie heiratete den Musikstudenten Günther Pinkus, geb. am 7.11.1918 in Dresden. Er wohnte weiter bei seiner Mutter in der Langen Reihe 111; eine gemeinsame Adresse hatten sie nicht. Als ihr Mann zur Deportation in das Getto Minsk am 8. November 1941 aufgerufen wurde, schlossen sich seine Mutter und Marianne freiwillig an.

Sie wandte sich im Laufe des Jahres 1942 an den oben erwähnten Freund mit der Bitte, ihr Talmi-Schmuck nach Minsk zu schicken, den sie als Tauschobjekt brauche. Marianne arbeitete dort im Lazarett. Es gelang dem Freund, dem von Marianne benannten Mittelsmann das Päckchen mit dem Schmuck zu bringen; danach hat er nie wieder etwas davon gehört.

Ihr Vater Ludwig Tebrich verfügte ab 1936 über kein Einkommen mehr und wurde von Verwandten unterstützt. Die Gründe dafür gehen aus einer Bescheinigung des Polizeipräsidenten von 1939 hervor, die Ludwig Tebrich dem Jüdischen Religionsverband 1941 vorlegte: Seine Erwerbslosigkeit beruhte zumindest teilweise auf Krankheit.

Tebrichs hatten sich um eine Auswanderung bemüht, waren aber gescheitert. 1941 zogen sie in die Heimhuderstraße 70. Von dort wurden sie am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, von wo sie ein halbes Jahr später nach Auschwitz verbracht wurden.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 4; 5; 7; BA Bln., Volkszählung 1939; AfW 161216; schriftliche Mitteilungen von K. H. 2006.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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