Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Anmeldung Lodz
© Archivum Panstwowe, Lodz

Helene Herschander * 1884

Von-Heß-Weg 6 (Hamburg-Mitte, Hamm)

1941 Lodz
1942 Chelmno
ermordet

Weitere Stolpersteine in Von-Heß-Weg 6:
Wolfgang Engel

Helene Herschander, geb. 1.8.1884, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz

Von-Hess-Weg 6

Familie Herschander stammte aus Berlin. Die Eltern, Joseph Herschander und Friederike, geb. Cohn, starben dort 1915 bzw. 1935. Helene Herschander hatte drei Geschwister. Auch Helenes ältester Bruder Hermann und seine Frau Anna verstarben noch vor der Machtübernahme Hitlers. Ihr Sohn Alfred erinnert sich, dass seine Tante Helene bis 1932 oft zu Besuch nach Berlin kam. Ihm gelang später, ebenso wie anderen Verwandten, die Flucht nach Südamerika.

Helene blieb ledig. Sie arbeitete in Hamburg als Kontoristin. 1924 trat sie in die Deutsch-Israelitische Gemeinde ein und wohnte Grindelberg 76. Sie zog in den Folgejahren zweimal im Grindelviertel um und lebte danach in Eilbek und Hamm. Obwohl sie leidend war, arbeitete sie von 1921 bis zu ihrer Entlassung 1938 mit nur einer Unterbrechung bei Gebr. Robinsohn im Büro. Da sie danach völlig mittellos war, wurde sie vom Jüdischen Hilfsverein unterstützt.

1939 wurde sie für staatenlos erklärt, vermutlich wegen der polnischen Herkunft ihrer Eltern. Helene Herschander wollte nach England emigrieren und erhielt am 18. Juli 1939 die Unbedenklichkeitsbescheinigung. An die erste Stelle ihrer Umzugsgutliste setzte sie "30 Bücher, Geschenke, Taxpreis 30,– RM". Es folgte eine vergleichsweise kurze Liste gebrauchter Kleidungs- und Wäschestücke, die vom Zoll nicht beanstandet wurde. Die Auswanderung drohte bereits an der Zahlung der Schätzungskosten von 20,60 RM an den Zoll zu scheitern. Nachdem sie die gezahlt hatte, konnte Helene Herschander aus Krankheitsgründen einen Vorladungstermin bei der Devisenstelle nicht wahrnehmen. Ob daran letztlich die Auswanderung scheiterte, ist nicht bekannt.

Mit Datum vom 10. Februar 1940 war Helene Herschander in der Salomon Joseph und Marianne Hertz-Stiftung in der Sonninstraße 16 in Altona gemeldet. Im Januar 1941 wurde ihr Wohlfahrtsunterstützung gewährt.

Sie musste Hamburg mit der ersten Deportation am 25. Oktober 1941 in das Getto Lodz verlassen. Ihre letzte Adresse im Getto Lodz war T´straße 20/30b, wo sie sich ein Zimmer mit vier weiteren Personen teilte. Am 11. Mai 1942 wurde sie "ausgewiesen", d. h. im Vernichtungslager Chelmno ermordet.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 2 OFP FVg 5973; 4; 5; 8; StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, 391 Mitgliederliste 1935; 992 e 2 Deportationslisten Band 1; AfW 010184; Archivum Panstwowe, Lodz; Jüdische Stätten in Hamburg. Hrsg. vom Institut für die Geschichte der deutschen Juden und der Landeszentrale für politische Bildung. Hamburg 1995, Nr. 111.

druckansicht  / Seitenanfang