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Elsa Schmidt * 1911

Burggarten 7 (Hamburg-Mitte, Borgfelde)

1943 Auschwitz
1944 weiterdeportiert
ermordet

Elsa Schmidt, geb. 14.1.1911 in Lindenberg, deportiert am 10.3.1943 nach Auschwitz, am 15.4.1944 weiter deportiert nach Ravensbrück, Außenlager Hasag Schlieben-Berga und Altenburg, ab 1.9.1944 unter Verwaltung des KZ Buchenwald

Burggarten 7

Elsa Schmidt wurde am 14. Januar 1911 in Lindenberg, Kreis Ostprignitz, geboren. Ihre Mut­ter, Katharina Karoline Franz, geb. Schmidt, gehörte der lutherischen Religion an, ihr Ehe­mann Schwantin Franz, der nicht als Elsas Vater galt, der katholischen Religion. Diese Kon­stellation führte dazu, dass Elsa den Geburtsnamen der Mutter als Familiennamen erhielt und aus der Sinti-Gemeinschaft ausgeschlossen wurde. Über ihre Kindheit und Jugend ist nichts bekannt, ebenso wenig, wann und warum sie in den Raum Hamburg zog. Außer in ihrer Geburtsurkunde wurde sie Else genannt. Wegen möglicher Verwechslungen mit ihrer erstgeborenen Tochter wird im Folgenden stets ihr Geburtsname benutzt.

Am 18. Dezember 1935 brachte Elsa Schmidt in Stade als erstes Kind die Tochter Else zur Welt, die ebenfalls als "Zigeunermischling" galt. Elsa Schmidt arbeitete als Hausangestellte und zog nach Altona, dann nach Hamburg. Ihre Tochter gab sie als zwölfmonatiges Klein­kind der Familie Matulat in Hamburg-Osdorf in Pflege, wo sie mit deren beiden Töchtern aufwuchs. Elsa Schmidts Aufenthalt wechselte häufig zwischen Heim, Stift, Anstalt und als Untermieterin bei Nicht-Sinti, was darauf hindeutet, dass sie auf sich allein gestellt und krank war. 1939 brachte Elsa Schmidt eine weitere Tochter zur Welt, Elisabeth, im Jahr darauf die Zwillinge Dieter und Uwe. Am 22. September 1941 wurde ihr jüngstes Kind geboren, Rose­marie. Elsa Schmidt gab auch diese Kinder in Pflegefamilien.

Als die als "Zigeuner" klassifizierten Hamburger am 20. Mai 1940 in das KZ Belzec im Reichs­gouvernement "umgesiedelt" wurden, betraf das Elsa Schmidt nicht direkt. Anders drei Jahre später: Anfang März wurde sie in ihrer Wohnung Burggarten 7 festgenommen und zu einer Sammelstelle, einem unwirtlichen Fruchtschuppen in unmittelbarer Nähe des Hannoverschen Bahnhofs verbracht. Zusammen mit 243 weiteren Hamburger "Zigeunermischlingen" wurde sie am 10. März 1943 in das "Zigeunerlager" in Auschwitz-Birkenau deportiert. Das Sonder­lager für Sinti und Roma bestand erst seit Februar 1943, was Elsa Schmidts vergleichsweise nied­rige Häftlingsnummer Z 3782 (für Frauen) erklärt.

Als Elsa Schmidts Kinder im April 1944 nach Auschwitz deportiert wurden – der 26 Personen umfassende Transport, zu dem nur fünf Erwachsene gehörten, verließ Hamburg am 18. des Monats – verfehlten sie ihre Mutter. Sie wurde am 15. April 1944 mit einem Transport von 473 weiblichen Häftlingen ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück überstellt, wo sie die Häftlingsnummer 36048 erhielt. Da Tochter Else Schmidt in der Obhut ihrer Pflegeeltern ge­lebt hatte, kannte sie ihre Geschwister nicht. Erst im Lager erfuhr sie von ihnen. Else erhielt dort die Häftlingsnummer Z 10540, Rosemarie die Nummer Z 10542. Sie wurden bei der Auflösung des "Zigeunerlagers" am 2. August 1944 dem Transport in das KZ Ravensbrück zugeteilt, während die Zurückbleibenden noch am selben Tag in den Gaskammern von Ausch­witz-Birkenau getötet wurden.

Als die Kinder im KZ Ravensbrück ankamen, arbeitete Elsa Schmidt im Außenlager Hasag Schlie­ben-Berga. Von dort wurde sie am 17. August 1944 in das Außenlager Hasag Alten­burg überstellt, das am 1. September 1944 in die Verwaltung des KZ Buchenwald überging, womit sich Elsa Schmidts Häftlingsnummer erneut änderte, auf 28389. Damit verliert sich ihre Lebensspur.

Else Schmidt wurde auf Betreiben ihres Vormunds Emil Matulat am 27. September 1944 aus dem KZ Ravensbrück entlassen. Erst 1961 erfuhr sie, dass auch ihre Schwester Rosemarie befreit wurde und bei Pflegeeltern in der Schweiz lebte. Todesdatum und Sterbeort Elsa Schmidts ließen sich nicht ermitteln.

© Hildegard Thevs mit Karin Guth

Quellen: StaH, 331-1 II Polizeibehörde II 458, Sozialbehörde I, 83.72; Parcer (Hrsg.), Gedenkbuch; Apel/Bajohr, Deportationen, in: Zeitgeschichte in Hamburg, S. 28–35; Katalog zur Ausstellung "In den Tod geschickt; Hoppe, Courage, S. 76–85; Karin Guth, Manuskript der Aufzeichnungen des Gesprächs mit Else Baker, geb. Schmidt, November 2002; Standesamt Lindenberg.

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