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Andreas London * 1882

Friedrichsberger Straße 35 (Hamburg-Nord, Barmbek-Süd)

1943 Theresienstadt
ermordet 18.01.1944

Andreas London, geb. 24.1.1882, am 26.2.1943 deportiert nach Theresienstadt und dort am 18.1.1944 gestorben

Friedrichsberger Straße 35

Andreas London wurde als ältestes Kind des jüdischen Ehepaares Adolf und Marianne Lon­don, geb. Os, in Lingen geboren. Einige seiner jüngeren Geschwister waren Sophie, Moritz, Elise und Ottilie. Beide Eltern verstarben Anfang der zwanziger Jahre.

Schon von Geburt an litt Andreas London an einer Augenkrankheit und an einer körperlichen Missbildung. Deswegen benötigte er Zeit seines Lebens Unterstützung. Außerdem be­suchte er lediglich zwei Jahre lang die Volksschule, da er bereits fast erblindet war. Lesen und Schreiben erlernte er nie, sodass er auch keinen Beruf ergreifen konnte. Im Jahr 1904 bekam er einen Pfleger zugesprochen, der ihm helfen sollte. Dieser traf Andreas London jedoch nur selten zu Hause an. Da er keinen richtigen Beruf ausüben konnte, bemühte sich London, mit einem Hausierhandel Geld zu verdienen und war meist unterwegs.

Zeitweise schlief Andreas London bei seiner Tante auf einer Couch. Seine Eltern, die ein kleines Geschäft besaßen, hätten ihn vielleicht unterstützen können, doch sie schienen keinen Platz für ihn zu haben. Die Nachbarn beklagten sich mehrfach über Andreas London. Man warf ihm vor, er sei ein Betrüger.

Seit 1908 war er vollständig erblindet und fortan auf Fürsorge angewiesen. Deswegen bezog er bis Dezember 1915 auch Armenhilfe, die zwischen 12 und 20 Mark monatlich betrug. Zu­dem erhielt er mehrmals Geld aus Stiftungen. Mit seinem Freund Berthold Freundlich verließ Andreas London Hamburg. Die beiden wollten eigentlich in Berlin ihr Glück versuchen und dort in den Handel einsteigen. Da dies jedoch nicht funktionierte, kehrten sie schon nach we­ni­gen Tagen ohne Geld in ihre Heimatstadt zurück. Ab Januar 1915 sollte Andreas Lon­don in das Werk- und Armenhaus eingeliefert werden. Jedoch weigerte er sich und erschien dort nie.

Andreas London wurde immer wieder wegen kleinerer Straftaten festgenommen und verurteilt. So musste er erstmals 1913 für sechs Monate ins Gefängnis, aufgrund eines Sitt­lich­keitsverbrechens. Drei Jahre später wurde er noch einmal zu einem Jahr und neun Monaten wegen Hehlerei verurteilt. Während seiner Haftstrafen bezog eine seiner Schwestern die für ihn bestimmte Armenhilfe. Dies war Betrug und wurde auch geahndet.

Im Jahr 1914 wohnte Andreas London kurzzeitig bei einer Bekannten im Bäckerbreitergang 76. Zu diesem Zeitpunkt kannte er wohl schon seine zukünftige Ehefrau Dora Plackmeyer, die evangelisch war.
Am 7. Juli 1915 heiratete Andreas Lon­don die acht Jahre ältere Dora Plack­meyer. Diese unter­stütze fortan ihren Ehemann bei seinem zumeist illegalen Handel. Dies änderte sich jedoch ab dem Jahr 1931, da Dora London er­krankte.

1935 zog das Ehepaar London in die Friedrichsberger Straße 35. Im De­zem­ber desselben Jahres erlitt Dora Lon­don einen schweren Unfall, bei dem sie sich vier Rippen brach und im Allgemeinen Kran­ken­haus Barmbek behandelt werden musste. Wann genau sie verstarb, ist unklar. Jedoch muss sie vor der Deportation ihres Mannes verstorben sein, denn zu diesem Zeitpunkt wurde er als Wit­wer geführt.

Die letzte Adresse von Andreas London lag in der Beneckestraße 6. Von dort aus wurde er am 26. Februar 1943 in das Getto Theresienstadt deportiert, wo er am 18. Januar 1944 starb. Ein ähnliches Schicksal erlitt auch seine Schwester Sophie, die ebenfalls in There­sien­stadt ums Leben kam.

© Carmen Smiatacz

Quellen: 1; 4; 5; 7; 8; StaHH 351-11, AfW, Abl. 2008/1, 24.1.82 London, Andreas.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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