Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Henry Naujoks * 1896

Krummholzberg 2 (Harburg, Harburg)


Verhaftet 1934
Zuchthaus Fuhlsbüttel
ermordet 23.01.1945

Weitere Stolpersteine in Krummholzberg 2:
Wilhelm Lührsen, Harry Naujoks

Henry Naujoks, geb. 14.10.1896 in Harburg, an den Haftfolgen am 23.1.1945
gestorben
Harry Naujoks, geb. 18.9.1901 in Harburg, zwölf Jahre KZ-Haft, am 20.10.1983
gestorben

Stadtteil Harburg-Altstadt, Krummholzberg 2

Der Arbeiter Henry Naujoks heiratete Else Müller, geb. am 21.9.1895 in Tangermünde. Sie wohnten in Harburg im Haus Krummholzberg 2. Hier lebten auch sein Bruder Harry Naujoks, geb. am 18.9.1901 in Harburg, und seine Mutter Luise Naujoks, geb. am 1.6.1863 in Schakeningken, Kreis Tilsit in Ostpreußen. Die Mutter zog ihre Söhne allein groß und arbeitete als Wäscherin, Köchin oder Badefrau.

Nach der Novemberrevolution 1918 schlossen sich die Brüder der KPD an. Harry Naujoks wurde Mitbegründer der Harburger Parteigruppe. Henry Naujoks saß für die KPD im Harburger Bürgervorsteherkollegium (Stadtparlament). Außerdem gehörte er dem Betriebsrat bei den Harburger Phoenix-Gummiwerken an.

Nach dem Hamburger Aufstand im Oktober 1923 wurde Harry Naujoks Vorsitzender des Hamburger Kommunistischen Jugendverbandes (KJVD). Er heiratete die Kommunistin Martha Pleul, die nach den Oktoberkämpfen zeitweise in Haft war. Harry Naujoks wurde Organisationsleiter der KPD in Barmbek. 1932 war er bei der Bezirksleitung Wasserkante der KPD für die Arbeit der KPD in Betrieben zuständig.

Nach der Machtübertragung an Hitler übernahm Harry Naujoks im Auftrag der Bezirksleitung die Arbeit der KPD in Lübeck und wohnte vermutlich auch dort. Er organisierte eine Einheitsfront-Demonstration von SPD und KPD gegen die drohende NS-Diktatur. Anfang März wurde er festgenommen und im Mai ins Konzentrationslager Fuhlsbüttel (Kola-Fu) eingewiesen. Als er am 1. Juni wie­der freigelassen wurde, arbeitete er illegal als Politischer Leiter des KPD-Bezirks Nordwest in Bremen. Er ging auch in die Niederlande, um dort eine Konferenz des KJVD vorzubereiten. Im August 1933 wurde Harry Naujoks erneut verhaftet, kam ins KZ Langenlütjen I, einem Fort in der Wesermündung, Anfang 1934 auf das KZ-Schiff Ochtumsand und anschließend ins Bremer Untersuchungsgefängnis. Am 29. Oktober 1934 wurde er wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt. Er verbüßte die Haft im Zuchthaus Bremen-Oslebshausen.

Nach der Haft wurde er nicht nach Hause entlassen, sondern kam am 11. November 1936 ins KZ Sachsenhausen bei Berlin. Seine Frau Martha Naujoks war in die Sowjetunion emigriert. Harry Naujoks sollte sich scheiden lassen, was er aber zurückwies.

Auch sein Bruder Henry Naujoks beteiligte sich am Widerstand. Er wurde festgenommen, kam ins Kola-Fu und verbüßte seit dem 2. Dezember 1935 eine fünfjährige Zuchthausstrafe im Zuchthaus/Gefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel. Er starb an den Folgen der Haft am 23. Januar 1945.

Harry Naujoks wurde 1939 zum Lagerältester im KZ Sachsenhausen ernannt. In dieser Funktion konnte er vielen Häftlingen helfen und ihr Leben retten. Die SS bemerkte aber, dass sein Einfluss im Lager immer größer wurde, und verlegte ihn und 17 andere Kommunisten am 27. November 1942 ins KZ Flossenbürg in der Oberpfalz. Hier wurde er misshandelt und für zwölf Monate in Dunkelarrest gesteckt. Als sich die amerikanischen Truppen näherten, wurden die Häftlinge am 20. April 1945 auf einen Todesmarsch in Richtung Tirol geschickt. Drei Tage später wurden sie von US-Soldaten befreit. Harry Naujoks schlug sich zu Fuß nach Hause durch. Im Mai 1945 traf er in Harburg bei seiner Mutter am Krummholzberg ein.

Harry Naujoks gehörte zu den "Frauen und Männern der ersten Stunde" und übernahm bald Funktionen in Harburg und Hamburg. 1949 stellte er sich als Direktkandidat der KPD im Wahlkreis Harburg für den Bundestag zur Verfügung. Er wurde später Präsident des Sachsenhausenkomitees der Bundesrepublik und Vizepräsident des Internationalen Sachsenhausenkomitees. Diese Ämter hatte er bis zum seinem Tod am 20. Oktober 1983 inne.

Stolpersteine wurden für Henry wie für Harry Naujoks verlegt, der die NS-Zeit in 12-jähriger Haft in Gefängnissen und Konzentrationslagern überlebt hat und international bekannt ist.

© Hans-Joachim Meyer

Quellen: Naujoks, Leben; StaH, 332-8 Meldewesen, A46; Heyl/Maronde-Heyl, Abschlussbericht; Totenliste VAN.

druckansicht  / Seitenanfang