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Fritz Raudies * 1899

Stiftstraße 68 (Hamburg-Mitte, St. Georg)


Verhaftet 1937 und 1941
KZ Fuhlsbüttel
Strafgefängnis Wolfenbüttel
Flucht in den Tod
06.11.1941

Fritz "Fiete" Raudies, geb. 24.1.1899, inhaftiert 1937 und 1941, Selbstmord am 6.11.1941 im Strafgefängnis Wolfenbüttel

Stiftstraße 68 (früher Stiftstraße 86)

Ohne Berufsausbildung begab sich Fiete Raudies von 1925 bis 1930 auf Wanderschaft. Er schlug sich u. a. mit Gelegenheitsarbeiten in der Landwirtschaft, in Fabriken, als Markthelfer, als Plakatträger und als Nietenwärmer auf der Werft Blohm + Voss durch. Wegen Unterschlagung, Beamtenbeleidigung und Bettelns war er mehrfach vorbestraft.

1937 wurde er zusammen mit einem Partner von einem Schankwirt denunziert, "da mir schon früher aufgefallen war, dass sich die beiden Männer in meinem Lokal gegenseitig geliebkost hatten und um den Hals gefallen waren ...". Vom 25. Oktober bis 29. Dezember 1937 befand sich Fiete Raudies in polizeilicher "Schutzhaft" im KZ Fuhlsbüttel. 1938 erfolgte seine Verurteilung durch das Landgericht Hamburg zu einem Jahr Gefängnis nach §§ 175 und 175 a Ziffer 3 RStGB.

Wieder in Freiheit, wurde er 1941 erneut Opfer einer Denunziation – dieses Mal durch einen Arbeitskollegen in der Firma Cacao & Schokoladen Fabrik C. H. L. Gartmann in Altona-Bahrenfeld. Vom 6. bis 13. Juni 1941 war Raudies zum zweiten Mal als polizeilicher "Schutzhäftling" im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert. Am 4. September 1941 verhängte das Landgericht Hamburg eine zweijährige Gefängnisstrafe nach §§ 175 und 175 a Ziffer 3 RStGB. Damit folgte es dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Als strafmildernd sah das Gericht an, dass der Angeklagte die Tat "offensichtlich bereut und bereit ist, in vollem Umfange für sie einzustehen. Er macht einen ganz gebrochenen Eindruck und sucht in keiner Weise, das Mitleid des Gerichts zu erregen. Seiner Versicherung, dass er den festen Vorsatz habe, sich in Zukunft mehr im Zau­ne zu halten, ist der Glaube nicht zu versagen."
Fiete Raudies verbüßte die Strafe im Strafgefängnis Wolfenbüttel. Ein Gnadengesuch seiner Mutter wurde am 1. November 1941 abgelehnt. Am 6. November 1941 erhängte sich Fiete Raudies im Strafgefängnis Wolfenbüttel.

© Bernhard Rosenkranz/Ulf Bollmann

Quellen: StaHH, 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, 2133/38 und 6786/41; StaHH, 242-1II Gefängnisverwaltung II, Ablieferungen 13 und 16; StaHH, 331-1II Polizeibehörde II, Ablieferung 15 vom 18.9.84, Band 1; StaHH, 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, 451 a E 1, 1 b.

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