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Meta Rosenthal (geborene Fries) * 1875

Reeperbahn 149 (Ecke Lincolnstraße) (Hamburg-Mitte, St. Pauli)


HIER WOHNTE
META ROSENTHAL
GEB. FRIES
JG. 1875
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
28.11.1935

Meta Rosenthal, geb. Fries, geb. 12.7.1875 in Ahrensburg, Suizid am 28.11.1935

Reeperbahn/Ecke Lincolnstraße (Reeperbahn 149)

Die Quellen, in denen Meta Rosenthal Erwähnung findet, verraten sehr wenig über ihre Person. In den Vordergrund treten ihr Ehemann und die Kinder. Vielleicht wird sie ein wenig kenntlicher, wenn Fragmente der Lebenswege ihrer Angehörigen beschrieben werden.

Meta war die Ehefrau des Arztes Dr. Emil Rosenthal, der 1863 in Belgard – heute Bialogard – im damaligen Pommern geboren wurde. Er ließ sich 1888 mit seiner Praxis an der Reeperbahn 1 nieder. Am 25. Januar 1900 kam die Tochter Trude-Fritzi zur Welt, der Sohn Martin Werner am 25. Oktober 1902. Trude besuchte das Sieg’sche Oberlyceum, das sie mit einem Lehrerinnen-Diplom für Hauswirtschaft abschloss. Werner studierte Medizin in Hamburg, Frankfurt/Main und Freiburg. 1926/27 arbeitete er im Hafenkrankenhaus, 1927 im Altonaer Krankenhaus. Anschließend praktizierte er mit seinem Vater an der Reeperbahn. Emil Rosenthal starb 1929.

Werner trat nach dem Tod seines Vaters aus der Deutsch-Israelitischen Gemeinde aus und übernahm die Praxis. Trude wurde seine Arzthelferin. 1930 heiratete sie Hermann Martens. Dieser wurde am Abend des 30. Januar 1933 von SA-Männern vor dem Haus der Jugend in Altona mit Revolvern bedroht. Er hatte dort eine Volkshochschulvorlesung abgehalten. Kurz darauf, am 1. April 1933, dem Tag des Boykotts von Geschäften jüdischer Eigentümer, fand Trude beim Betreten der Praxis die Arztschilder mit roter Farbe verschmiert vor.

Auch Hermann Martens wurde verfolgt. Im Antrag auf Wiedergutmachung schildert der Trude vertretende Anwalt: "Anfang Mai 1933 wurde der Ehemann der Klägerin von SA-Leuten und Polizei zum ersten Mal festgenommen und mitten in der Nacht fand eine Hausdurchsuchung statt und die Beschlagnahme zahlreicher Bücher, Schriften, Manuscripte usw. Ihr Ehemann hatte eine Widerstandsgruppe geleitet und verlor alle seine Tätigkeiten und Einkünfte."

Seit dem 1. Juli 1933 durften in Arztpraxen von Juden keine Kassenpatienten mehr behandelt werden. So gingen auch Trudes und Werners Einkünfte erheblich zurück. Am 23. November 1935 flüchtete Werner nach Edinburgh in Schottland. Meta Rosenthal entzog sich weiterer Verfolgung. In seinem Antrag auf Wiedergutmachung schrieb ihr Sohn über den Tod seiner Mutter, dass sie "aus Kummer und Furcht vor Verfolgung, verursacht durch die damaligen Ereignisse, 5 Tage nachdem ich geflohen war, nämlich am 28.11.1935 Selbstmord durch Herabstürzen vom 5. Stock des Hauses an der Reeperbahn 149 beging".
Trude erzielte nach der Schließung der Praxis mehr als sieben Jahre lang keine Einkünfte. Von April 1943 bis Dezember 1944 war sie gegen geringes Entgelt in der Giftfabrik Bommelmann zum Arbeitseinsatz zwangsverpflichtet. Ihre Gesundheit wurde durch den Umgang mit dem Gift schwer angegriffen. 1951 gab ihre Schwägerin beim Amt für Wiedergutmachung an, dass Trude "durch den Gestapobeamten Willibald Schallert [erfuhr], dass sie damit rechnen müsse, nach Theresienstadt verschickt zu werden. Sie war fest entschlossen, sich der Verschickung zu entziehen, indem sie sich versteckt hält." Trude Martens überlebte in einem zugebauten Treppenhaus.

© Christiane Jungblut

Quellen: 1; 4; StaH 351-11 AfW, Abl. 2008/1, 250100 Martens, Trude; StaH 351-11 AfW, Abl. 2008/1, 251001 Rosenthal, Werner; Verein zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese, Viermal Leben: http://www.viermalleben.de/4xleben/namensliste.htm (27.01.2009).

Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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