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Malchen Hirsch (geborene Fränkel) * 1881

Hammer Landstraße 158 (Hamburg-Mitte, Hamm)


HIER WOHNTE
MALCHEN HIRSCH
GEB. FRÄNKEL
JG. 1881
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET

Malchen Hirsch, geb. Fränkel, geb. 22.10.1881 Obbach, deportiert 18.11.1941 nach Minsk

Hammer Landstraße 158

Malchen Hirsch, Witwe von Max Hirsch, war das jüngste Kind und die einzige Tochter von Moses Fränkel, geb. 29.3.1835 in Obbach, und Babette, geb. Adler, geb. 10.11.1842 in Urspringen/Unterfranken, die 1865 in Schweinfurt geheiratet hatten. Ihr Vater gehörte zu einer alteingesessenen Familie von jüdischen Handeltreibenden, Viehhändlern und Metzgern mit eigenem Landbesitz in Obbach bei Schweinfurt in Unterfranken. Malchen wuchs mit ihren Brüdern Wolf (1869), Abraham (1871), Jacob (1874), David (1876) und Hermann (1880) in Obbach auf. Der Vater starb, als sie acht Jahre alt war, die Mutter 1909.

Was Malchen nach Hamburg führte, ist uns nicht bekannt. Ihr sieben Jahre älterer Bruder Jacob Fränkel (s. derselbe) hatte sich mit seiner Familie in Wandsbek niedergelassen, wo er ein Geschäft für Herrengarderobe und Schuhwaren betrieb. Zu seiner Familie gehörten die Ehefrau Ida, geb. Ehrlich, geb. 13.5.1878 in Bamberg, und die Kinder Marta (26.5.1905), Herta (9.9.1906) und Max (23.6.1910), alle geboren in Wandsbek. Malchen Hirschs Brüder David und Abraham starben 1926 bzw. 1935.)

Malchen heiratete den gleichaltrigen Max Hirsch, geb. 15.11.1881 in Hamburg. Entgegen den Gepflogenheiten der damaligen Zeit, fand die Hochzeit nicht am Wohnort der Braut statt, sondern an dem des Bräutigams. Bei der standesamtlichen Trauung am 11. Juli 1911 in Hamburg vertrat ihr Bruder Jacob aus Wandsbek ihre Familie.

Max Hirsch wohnte zur Zeit seiner Heirat noch bei seinen Eltern, Ephraim Ferdinand Hirsch (geb. 8.5.1836 in Hamburg) und Emma, geb. Posselburg (geb. 2.10.1836 in Altona), in der Schlachterstraße in der Hamburger Neustadt. Zur Welt gekommen war er im dortigen Lazarus Gumpel-Stift, das während seiner Kindheit durch den Neubau des Marcus Nordheim-Stifts ersetzt wurde. Der Vater war Schuhmachermeister, Werkstatt, Laden und Wohnung lagen im Parterre der Schlachterstraße 47. Max blieb das einzige Kind.
Über die Ausbildungen von Malchen und Max Hirsch ist uns nur soviel bekannt, dass Max Kaufmann wurde. Ihre Ehe blieb kinderlos.

Nur sechs Wochen nach Max und Malchen Hirschs Hochzeit starb Ephraim Hirsch (am 31. August 1911). Seine Witwe Emma blieb noch einige Zeit in der Schlachterstraße, lebte dann zeitweilig in der Banksstraße 119 (Klostertor) bei Hirsch, unterbrochen durch eine Zeit im "Siechenheim" der jüdischen Gemeinde, bis sie 1915 im Samuel Levy-Stift in der Bundesstraße aufgenommen wurde, wo sie am 7. Mai 1918 starb.

Wo sich Max und Malchen Hirsch in den zehn Jahren nach ihrer Heirat aufhielten, ließ sich nicht feststellen. Mit ihrem Eintritt in die Deutsch-Israelitische Gemeinde in Hamburg am 15. November 1921 sind sie erstmals als deren Mitglieder dokumentiert, und im folgenden Jahr wurden sie im Hamburger Adressbuch mit Wohn- und Geschäftsadresse aufgeführt. Max Hirsch betrieb demnach einen Schuhwarenhandel in der Hammerbrookstraße 30 und wohnte in der Banksstraße 119. Dann verließen sie die Arbeitergegend und verlegten ihren Wohnsitz nach Hamm an den Geestrand in die Hammer Landstraße 158, behielten aber das Geschäft in der Hammerbrookstraße bis 1931 bei. 1929 eröffneten sie ein zweites in der Langereihe 32, das bis 1936 Bestand hatte. 1931 zogen sie in dessen Nähe, in die Rostockerstraße 70. 1935 verlegten sie ihren Wohnsitz in die Grindelallee 7, zogen aber schon nach kurzer Zeit in die Heinrich-Barthstraße 3. 1930 war bei ihnen in der Hammer Landstraße auch ein Albert Hirsch gemeldet, dessen Identität unklar ist.

Abgesehen von den Jahren 1924 und 1931/32 sowie 1932/33 zahlten Max und Malchen Hirsch bis zur Geschäftsaufgabe 1938 regelmäßige, dem wechselnden Jahreseinkommen entsprechende Beiträge zur jüdischen Gemeinde. Sie hatten sich dem Synagogenverband, der orthodoxen Richtung innerhalb der Gemeinde, angeschlossen.

Kurz nach dem Umzug in die Heinrich-Barthstraße 6 und zwei Tage vor seinem 55. Geburtstag starb Max Hirsch. Er hatte an Diabetes gelitten, fiel am 13. November 1936 ins Koma und verschied noch am selben Tag im Israelitischen Krankenhaus. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof an der Ilandkoppel in Ohlsdorf beigesetzt, in einem Doppelgrab und mit Platz auf dem Grabstein für eine Inschrift für seine Ehefrau.

Malchen Hirsch führte das Geschäft in der Langereihe 32 weiter und nun wurde als selbstständiges Mitglied in der jüdischen Gemeinde geführt und entsprechend besteuert. 1939 jedoch war ihr Einkommen so gering, dass sie zu keinerlei Beiträgen veranlagt wurde. Mit der zunehmenden Finanznot der Gemeinde wurde sie dann 1940 zur Entrichtung des Kopfgeldes von einer Mark pro Monat herangezogen, obwohl sie nur wenige hundert Mark besaß. 1941 betrug ihr Vermögen 700 Mark, auf das nicht mehr zurück gegriffen wurde.
Ihr Bruder Jacob war mit seiner Frau Ida und ihrem Sohn Max von Wandsbek ebenfalls in die Heinrich-Barthstraße gezogen, die beiden Töchter waren ausgewandert. Jacob Fränkel wurde am 25. April 1941 bei Kapelle 12 auf dem Ohlsdorfer Friedhof tot aufgefunden. Die rechtsmedizinische Untersuchung ergab, dass er einem Herzschlag erlegen war.

Malchen Hirsch zog noch einmal um, als Untermieterin zu E. Loebenstein, Dillstraße 15. Das Haus wurde zu einem sogenannten Judenhaus, dessen Bewohner und Bewohnerinnen dort vor ihrer "Aussiedlung" konzentriert wurden.
Sie erhielt die Aufforderung zum Transport in den Osten am 18. November 1941, der ins Getto von Minsk führte.
Mit dem letzten Deportationszug im Herbst 1941von Hamburg in den Osten wurden ihre Schwägerin Ida und der Neffe Max Fränkel nach Riga deportiert, wo sich ihre Lebensspuren verlieren.
Malchen Hirschs Bruder Hermann wurde zusammen mit der Schwägerin Rosa, der Witwe des Bruders David, am 24. April 1942 nach Krasnystaw deportiert und in der Nähe Lublins ermordet.

Stand November 2015

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 4; 5; 8; 9; AB; StaH 332-5 Standesämter, 656-511/1911; 790-336/1918; 1053-414/1936; 2009-5345/1881; 3172-419/1911; 332-8 Meldewesen, K 6260, 6261; 352-5 Gesundheitsamt Todesbescheinigungen, StA 2a/414/1936; 522-1 Jüdische Gemeinden, 390 Wählerliste 1930, 390 Mitgliederverzeichnis 1935/36; Weiße Steuerkartei; 992 e 2 Deportationslisten Band 2; JFHH G-230; Louven, Astrid, Stolpersteine in Hamburg-Wandsbek, Biographische Spurensuche; www.alemannia-judaica.de, Juden in Obbach, Zugriff 20.9.2015; Dank für freundliche Mitteilungen aus dem Staatsarchiv Würzburg und Gemeindearchiv Obbach/Euerbach von Elisabeth Böhrer, per E-Mail 5.10.2015.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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