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Bereits verlegte Stolpersteine



Paul Schumacher * 1872

Niendorfer Gehege 1 (Eimsbüttel, Niendorf)


HIER WOHNTE
PAUL SCHUMACHER
JG. 1872
VERHAFTET 1941
FLUCHT IN DEN TOD
HAMBURG
23.7.1941

Johann Carl Paul Schumacher, geb. am 4.8.1872 in Hamburg, inhaftiert 1941, gestorben als Folge eines Selbstmordversuchs am 23.7.1941 in Hamburg

Niendorfer Gehege 1

Paul Schumacher kam 1872 in Hamburg-Pöseldorf am Mittelweg als Sohn des Lehrers Friedrich Schumacher und der Caroline, geb. Evers, zur Welt. Er erlernte den Beruf des Steuermanns und war mit der aus Itzehoe gebürtigen Witwe Auguste Kiel, geb. Böhmer, verheiratet. Aus dieser Ehe entstammten zwei Töchter. Die Familie wohnte bis Ende der 1920er Jahre u. a. in der Paulinenallee in Eimsbüttel.
Seit 1931 litt Paul Schumacher an einer Herzerkrankung und an Asthma, später kam noch eine Arterioskleroseerkrankung hinzu.

Es ist nicht bewiesen, ob er mit dem Paul Schuhmacher identisch ist, der vom 19. bis 23. August 1939 in "Schutzhaft" im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert wurde, es gibt allerdings keinen weiteren parallelen Fall eines Namensvetters, der zu einer Haft oder Verurteilung vor Gericht führte.

Aktenkundig nachweisbar und zuzuordnen ist jedoch eine Verhaftung von Paul Schumacher am 13. Februar 1941, nachdem er unter Verdacht geraten war, gegen den Paragraphen 175 verstoßen zu haben. Er war zu diesem Zeitpunkt bereits Rentner. Ihm wurde vorgeworfen, sich an einem 16-jährigen Jungen vergangen zu haben. Seine Ehefrau gab später zu Protokoll, dass es sich möglicherweise um eine Anzeige aus Rache gehandelt habe, weil dieser Junge von ihrem Mann nicht als Freund der Nichte akzeptiert wurde.
Einen Tag nach seiner Verhaftung wurde Schumacher in die Untersuchungshaftanstalt Hamburg-Stadt überstellt.

Weil sich sein Gesundheitszustand während der Haft verschlechterte, wurde er am 13. Mai ins Allgemeine Krankenhaus Barmbek verlegt, aus dem er am 8. Juli 1941 nach Hau­se entlassen wurde. Trotzdem verschlechterte sich sein Gesundheitszustand immer weiter. Einer Ärztin vertraute Paul Schumacher kurz vor seinem Tode an, er habe am 15. Juli ein starkes Schlafmittel in Form mehrerer Luminal-Tabletten geschluckt. Ob diese Einnahme mit seinem am 23. Juli 1941 eingetretenen Tod in ursächlichem Zusammenhang stand, er noch weitere Tabletten geschluckt hatte oder letztlich seine schweren Grunderkrankungen zum Tod führten, wurde ebenso wenig geklärt wie der Vorwurf des Vergehens nach § 175. Gleichwohl steht der Tod von Paul Schumacher im Zusammenhang mit den Homosexuellenverfolgungen der Nationalsozialisten und so soll ein Stolperstein an sein persönliches Schicksal erinnern.

© Bernhard Rosenkranz(†)/Ulf Bollmann

Quellen: StaH 332-3 (Zivilstandsaufsicht), A 241 (Eintrag Nr. 1206); StaH 213-8 (Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung), Abl. 2, 451 a E 1, 1 d; StaH 242-1II (Gefängnisverwaltung II), Ablieferung 16; StaH 331-5 (Polizeibehörde – Unnatürliche Sterbefälle), 1272/41; Bernhard Rosenkranz/Ulf Bollmann/ Gottfried Lorenz: Homosexuellen-Verfolgung in Hamburg 1919–1969, Hamburg 2009, S. 256.

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