Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Gustav Meier * 1888

Stresowstraße 62 (Hamburg-Mitte, Rothenburgsort)


HIER WOHNTE
GUSTAV MEIER
JG. 1888
VERHAFTET 1942
KZ FUHLSBÜTTEL
1942 MAUTHAUSEN
ERMORDET 9.1.1943

Weitere Stolpersteine in Stresowstraße 62:
August Postler

Gustav Meier, geb. 15.9.1888 in Stürzelberg/Neuß, gestorben am 9.1.1943 KZ Mauthausen

Stresowstraße 62 (früher Nr. 100)

Gustav Meiers Vater, der Metzger Josef Meier, verheiratet mit Johanna Meier, geb. Baum, lebte mit seiner Familie in Stürzelberg, einem kleinen Ort bei Dormagen am Niederrhein. Ob schon er oder erst Gustav vom Judentum zum Katholizismus konvertierten, ließ sich nicht feststellen, ebenso wenig, wann und mit wem Gustav Meier eine erste Ehe einging und der Zeitpunkt seiner Übersiedlung nach Hamburg. Er war Klempner von Beruf. Am 29. März 1930 heiratete er in zweiter Ehe Johanna Rogge, geb. 3.11.1898 in Hamburg-St. Pauli, deren Familie der evangelisch-lutherischen Kirche zugehörig und nach späterer nationalsozialistischer Definition "deutschblütig" war.

Beide Ehepartner wohnten in der Glashüttenstraße 87. Johanna Meiers Vater, der Arbeiter Wilhelm Rogge, war mit seiner Frau Marie, geb. Bergemann, vor der Jahrhundertwende aus dem Kreis Ruppin nach Hamburg gezogen und bereits 1925 gestorben.

Das genaue Datum des Umzugs der Eheleute Meier in die Stresowstraße 100 in Rothenburgsort ließ sich nicht ermitteln. 1935 waren sie dort im Hinterhaus 3 II gemeldet. Sechs Jahre lebten sie bei Johannas Mutter, Marie Rogge, in der Meissnerstraße 19. Da sie keine Kinder hatten, galt ihre Ehe nicht als "privilegiert", und Gustav Meier genoss keinen Schutz, Der Deutsch-Israelitischen Gemeinde in Hamburg gehörte er nie an.

Am 30. Oktober 1933 wurde Gustav Meier für einen Tag im Gefängnis Fuhlsbüttel wegen einer "Übertretung" inhaftiert, über die Näheres nicht bekannt ist. Damals galt er noch als katholisch. Bei der Volkszählung im Mai 1939 wurde er als "Volljude" klassifiziert und hätte spätestens nun den Zwangsnamen "Israel" annehmen müssen. Er kam aber dieser wie anderen Kennzeichnungspflichten erst am 23. September 1941 nach und wurde deswegen mit einer Geldstrafe belegt. Nach deren Begleichung wurde seine Akte geschlossen.

Warum er am 19. September 1942 im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert wurde, ließ sich nicht klären. Bereits am 12. November des Jahres wurde er zusammen mit Siegfried Dudelheim "entlassen" und in das KZ Mauthausen überstellt. Aufgrund der Häftlingsnummer 15210 im Zugangsbuch der politischen Abteilung wurde als Einlieferungsdatum zunächst der 26. November ermittelt, später korrigiert als der 28. November 1942. Über seinen Aufenthalt in der Zwischenzeit ist nichts bekannt.

Das KZ Mauthausen war das einzige der Stufe III "für kaum noch erziehbare Schutzhäftlinge". Die Einweisungen kamen einem Todesurteil gleich. Gustav Meier teilte das Schicksal mit insgesamt 27 im Gedenkbuch der Hamburger Juden aufgeführten, in das KZ Mauthausen deportierten Männern, von denen fünf zuvor im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert waren. Am 9. Januar 1943 starb Gustav Meier im Hauptlager Mauthausen angeblich an Gelbsucht und Kreislaufschwäche.

Johanna Rogge arbeitete als Straßenbahnschaffnerin. Sie erkrankte schwer und starb im Alter von 45 Jahren am 15. April 1944 im Universitätskrankenhaus Eppendorf. "Die Verstorbene war Witwe des Klempners Gustav Israel Meier, letzter Wohnort unbekannt", lautet der Eintrag im Sterberegister. Demnach war der Tod Gustav Meiers bekannt.

Stand März 2016

© Hildegard Thevs

Quellen: 4; 5; AB 1934-1942; BA Volkszählung 1939; Archiv im Rhein-Kreis Neuss, tel. Auskunft 11.3.2010; Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, E-Mail 27. Oktober 2009; Standesamt Hamburg Mitte, St A 2a/195/1930; StaH 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht, 0511/42; 331-II Polizeibehörde II, Abl. 15, Band 2; 332-5, (StA 20) 8083+178/1925; (StA 20) 9153+2511/1989; (StA 1a) 9947+478/1944; (StA Fu) 100047+1815/1953; Korrektur des Zugangsdatums lt. Andreas Kranebitter, E-Mail vom 18.2.2016; Das nationalsozialistische Lagersystem, Frankfurt/M., 4. Aufl. 2001, S. 738; Marsalek, Hans, Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Wien, Linz, 3. Aufl. 1995, S. 144.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

druckansicht  / Seitenanfang