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Bereits verlegte Stolpersteine



August Postler * 1907

Stresowstraße 62 (Hamburg-Mitte, Rothenburgsort)


HIER WOHNTE
AUGUST POSTLER
JG. 1907
VERHAFTET 1933
’VORBEREITUNG ZUM HOCHVERRAT’
KZ FUHLSBÜTTEL
TOT 14.3.1934 IM
LAZARETT HAMBURG

Weitere Stolpersteine in Stresowstraße 62:
Gustav Meier

August Postler, geb. 7.1.1907 in Hamburg, Tod am 14.3.1934 im Kola-Fu

Stresowstraße 62 (früher: Stresowstraße 98) / Karl-Wolff-Straße 3

Am 12. April 1900 heirateten der katholische Schlachter August Postler, geboren am 26. Au­gust 1865 in Königswalde, Kreis Neuroda, und die evangelische Minna Brodthagen, geboren am 3. November 1874 in Hamburg, "ohne Gewerbe". Sie wohnten in der Niedernstraße 48 in der Hamburger Altstadt und zogen in die Stresowstraße 98, wo August Postler eine Schlachterei betrieb.

Aus der Ehe von August und Minna Postler gingen vier Kinder hervor, von denen uns nur August, der am 7. Januar 1907 in Hamburg geboren wurde, bekannt ist, sowohl als Fußballer als auch als Widerstandskämpfer. Seine politische Orientierung brachte er aus dem Elternhaus mit. August Postler jun. schloss die Volksschule ab und wurde Elektriker. In den 20er Jahren spielte er im "SC Lorbeer 06 Rothenburgsort" Fußball und wurde ein hervorragender Rechtsaußenspieler. Dieser Verein gehörte zum "Arbeiter Turn- und Sport-Bund" (ATSV) und verband linke Politik und Sport, während der "Deutsche Fußballbund" (DFB) den Dachverband für bürgerliche Fußballvereine bildete. Zeitweise übernahm August Postler in seinem Verein das Amt des Schriftführers. Der ATSV gab eigene Sportzeitungen heraus, u. a. die "Freie Sportwoche". Beide Verbände veranstalteten eigene Nationalmeisterschaften. 1929 und 1931 wurde der SC Lorbeer mit August Postler als Rechtsaußen, dem Mittelläufer Alwin Springer und dem Mittelstürmer Erwin Seeler deutscher Meister des ATSV. Erwin Seeler wechselte später zum bürgerlichen Verein "Victoria". Als sein Sohn Uwe nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls ein begnadeter Fußballer wurde, gab es nur noch den DFB. Der ATSV wurde mit den politischen Parteien, aus denen er hervorging, im Dritten Reich zerschlagen.

August Postler schloss sich mit anderen Mitglie­dern des SC Lorbeer 06 der kommunistischen "Rot­sport"-Bewegung an. Als Anfang des Jahres 1932 eine Mannschaft des SC Lorbeer 06 mit eben diesen kommunistischen Spielern ohne Genehmigung des Vereinsvorstands gegen eine Mannschaft von Ber­gedorfs "Rotsportlern" antrat, wurden August Postler und vierzehn weitere "Rotsportler" aus dem Verein ausgeschlossen. Sie gründeten den "Freien Sportverein (FSV) Rothenburgsort 1932" und spielten auf demselben Platz wie SV Lorbeer. Im Som­mer 1932 reiste August Postler mit der Bundesauswahl der "Rotsportler" für mehrere Monate in die Sowjetunion, wo sie gegen verschiedene sow­jetische Mannschaften antraten.

Nicht lange nach der Machtübertragung an Hitler wurden außer der KPD auch die Arbeitersportvereine verboten, was zuerst den FSV, dann auch den SC Lorbeer betraf. "Rotsport Wasserkante" existierte noch eine Zeit lang illegal. Die sportlichen Aktivitäten traten nun gegenüber der Aufklärung über den Nationalsozialismus in den Hintergrund, wozu eigene Materialien erstellt wurden. August Postler war maßgeblich an der Herstellung der "Roten Nordpost" beteiligt. Im Juni 1933 wurde er verhaftet und am 3. Oktober durch das Sondergericht bei der Hamburger Staatsanwaltschaft wegen "Vergehens gegen die Verordnung des Reichspräsidenten ‚wegen Verrat am Deutschen Volke und verräterischer Umtriebe’ vom 28. Februar 1933" zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Unter Anrechnung der Untersuchungshaft wurde das Strafende auf den 20. September 1934 festgesetzt, wobei schon die anschließende Übergabe an die Staatspolizei vorgesehen war. August Postler wurde am 4. Oktober 1933 in das Polizeigefängnis Fuhlsbüttel eingeliefert. Am 8. Dezember 1933 soll er ins Lazarett am Holstenglacis 3 (wo sich auch das Untersuchungsgefängnis befand) verlegt worden sein. Die Umstände, die schließlich zu seinem Tod am 14. März 1934 dort führten, ließen sich nicht klären.

Sein Tod wurde beim Standesamt von dem "Heilgehilfen" Wendelinus Schmidt angezeigt. Kameraden berichteten, August Postler habe die Nahrung verweigert und sei verhungert. Sein Leichnam wurde eingeäschert und die Urne auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt.

Für August Postler wurde aufgrund eines Versehens ein Stolperstein in der Karl-Wolff-Straße 3, früher Virchowstraße 98, in Altona verlegt.

© Heinrich Nahr

Quellen: VAN-Totenliste von 1968; Kola-Fu-Gedenkbuch; StaH 242-1 II Abl. 13 (ältere Gefangenenkartei Männer), 332-5 Standesämter, 2937+219/1900, 1023+93/1934; Lorbeer-Blatt, März 2006; Hochmuth, Ursel/Meyer, Gertrud: Streiflichter; Nahr, Verschwiegene Stars.

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