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Julius Renner * 1870

Billhorner Brückenstraße 117 (Hamburg-Mitte, Rothenburgsort)


HIER WOHNTE
JULIUS RENNER
JG. 1870
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 7.10.1943

Julius Renner, geb. 10.6.1870 in Hamburg, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, dort gestorben am 7.10.1943

Billwerder Neuer Deich 1 (Billhorner Brückenstraße 117)

Julius Renner wurde als Isaak Renner geboren. Er kam aus "kleinen Verhältnissen": Sein Vater Jacob Renner verdiente als Händler den Lebensunterhalt für sich und seine Familie. Über seine Mutter Johanna, geb. Simon, ist nichts Näheres bekannt. Sie gehörten der Jüdischen Gemeinde an. Isaak Renner wurde Kutscher, arbeitete zeitweise als Angestellter, später als Arbeiter. Er begann, neben seinem Geburtsnamen den deutschen Namen "Julius" zu tragen. Am 13. Juni 1903 – er wohnte damals in der Spitalerstraße 47 – heiratete er die geschiedene und sechs Jahre ältere Ida Neben, geb. Boljus, geboren am 8. März 1864. Sie war Nichtjüdin und gehörte der evangelisch-lutherischen Kirche an.

Die Eheleute adoptierten eine Tochter. Sie wohnten viele Jahre in der Brückenstraße 117 in Rothenburgsort, am Eingang zu den Norderelbbrücken, und gehörten zur St. Thomas-Kirchengemeinde. Isaak Renner ließ sich dort 1925 im Alter von 55 Jahren von Pastor Ahrens taufen. Seinen Austritt aus der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg vollzog er erst einige Jahre später. Die Tochter heiratete einen "Arier".

Julius und Ida Renner lebten in bescheidenen Verhältnissen. Nach den Nürnberger Rassegesetzen von 1935 galt Julius Renner als "Volljude", der Übertritt zur evangelischen Kirche spielte keine Rolle, doch schützte ihn zunächst noch seine "Mischehe" vor einigen antijüdischen Maßnahmen. 1939 trat Julius Renner zwangsweise wieder dem Jüdischen Religionsverband bei, der eine Zweigstelle der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland war. Seine geringe Rente wurde durch Wohlfahrtsunterstützung seitens der jüdischen Gemeinde ergänzt, die ihm jedoch nur bis Januar 1941 gewährt wurde.

Am 7. Oktober 1940 starb Ida Renner und wurde auf dem Zentralfriedhof in Ohlsdorf beerdigt. Ob ihr Mann seitens der Kirchengemeinde irgendeine Art von Unterstützung erhielt, ist nicht bekannt. Gesichert ist, dass sein Vermieter von seinem Kündigungsrecht keinen Gebrauch machte. Julius Renner konnte bis zum 11. März 1942 in seiner vertrauten Wohnung bleiben.

Auf Geheiß der Gestapo brachte ihn die Jüdische Gemeinde danach im Samuel Lewisohn-Stift im Kleinen Schäferkamp 32 unter, das inzwischen als "Judenhaus" diente. Von dort wurde er am 15. Juli 1942, einen Monat nach seinem 72. Geburtstag, in das Altersgetto Theresienstadt deportiert. Er starb am 7. Oktober des darauf folgenden Jahres im Getto.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 4; 5; BA 1939; Archiv der Ev.-Luth. Kirche Hamburg-Ost, Taufregister der St.-Thomas-Kirchengemeinde 1925; StaH 552-1 Jüdische Gemeinden, 992 e 2, Bd. 4.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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