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Rudolf Posner * 1909

St. Pauli Hafenstraße 126 (Hamburg-Mitte, St. Pauli)


HIER WOHNTE
RUDOLF POSNER
JG. 1909
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
15.5.1942

Rudolf Posner, geb. 7.2.1909 in Hamburg, Suizid am 13.5.1942 in Hamburg

St. Pauli-Hafenstraße 126

Rudolf Posner war ein Sohn von Adolf (geb. 1884) und Rosa Posner (1880–1928), geb. Streim, und hatte einen älteren Bruder namens Ernst (geb. 1904). Er fuhr seit seiner Jugend zur See und arbeitete als Schiffsteward. Er heiratete Ende 1934 die Nichtjüdin Ottilie Linau (geb. 1909) und trat gleichzeitig zur evangelisch-lutherischen Kirche über. Doch dies schützte ihn nicht vor der rassistischen Verfolgung des NS-Regimes, da seine "Mischehe" als eine "nichtprivilegierte" galt und er somit den gegen "Volljuden" angewandten Repressalien ausgesetzt war.

So musste er aus der Wohnung in der Hafenstraße 126 ausziehen, in der er zunächst mit seiner Frau Ottilie gewohnt hatte. Diese gab später vor den Behörden an, dass der Vermieter eine Klausel im Mietvertrag aufgenommen hatte, die es Juden verwehrte, in dem von ihm vermieteten Wohnhaus zu leben. Außerdem wurde Rudolf Posner verboten, seinen Beruf weiter auszuüben, sodass er gezwungen war, eine Tätigkeit als Arbeiter in der Hanffabrik Stehn & Co. in Lokstedt aufzunehmen. Schließlich verpflichtete man ihn, den "Judenstern" zu tragen, auch wenn er von der Deportation noch "vorläufig zurückgestellt" wurde.

Nach dem erzwungenen Auszug aus dem Haus, in dem seine Frau weiter lebte, wohnte Rudolf Posner zur Untermiete in verschiedenen Wohnungen in Hammerbrook und zuletzt vor seinem Tod in der Großen Bergstraße 100 in Altona. Ottilie Posner betonte jedoch noch bei Erstattung der Vermisstenanzeige im Jahr 1942, dass ihr Mann nicht freiwillig ausgezogen sei, sondern dass sie nur deshalb getrennt lebten, weil sie durch den Vermieter ihrer gemeinsamen Wohnung dazu gezwungen worden seien.

Am 23. April 1942 meldete sie ihren Mann bei der Polizei als vermisst, da er seit fünfzehn Tagen "plötzlich verschwunden" sei. Der Behörde gegenüber gab sie an, er habe ihr mehrmals gesagt, dass "er nicht mehr leben möchte", ohne allerdings seinen Suizid direkt anzukündigen. Weiter führte sie aus, dass die drohende Deportation und das Tragen des "Judensterns" ihren Mann "schwermütig gemacht" habe und ihm "wohl zu Kopf gestiegen" sei. Die Leiche von Rudolf Posner wurde fast drei Wochen nach Erstattung der Vermisstenanzeige, am 13. Mai 1942, in der Elbe treibend aufgefunden.

Sein Vater Adolf Posner, dessen Frau bereits 1928 verstorben war, wurde ebenfalls Opfer des NS-Regimes. Er ist auf der Deportationsliste nach Minsk mit der Berufsangabe "Leichenträger" unter den 968 Hamburger Juden und Jüdinnen aufgeführt, die mit dem Transport vom 8. November 1941 nach Weißrussland verschleppt wurden, und gilt seitdem als verschollen.

Rudolfs Posners Bruder Ernst zog 1939 von Hamburg nach Kiel. Er wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt in das KZ Dachau eingewiesen, wo er am 1. August 1942 ums Leben kam.

© Benedikt Behrens

Quellen: 1; 4; StaH 331-5 Polizeibehörde, unnatürliche Sterbefälle, 3 Akte, 1942/1322; StaH 522-1 Jüd. Gemeinden, 992 e 1 Band 2
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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